Kategorie 'Arbeitswelt'

Kriminelle Aufsichtsbehörden

Sonntag, 11. Dezember 2016 - 13:44

Ich halte Aufsichtsbehörden, die über viele Jahre hinweg Kriminalität zulassen, selbst für kriminell.

Trifft das auf bayerische Aufsichtsbehörden zu, wenn sich dort Tierärztinnen und Tierärzte vor ihrer eigenen Behördenführung fürchten müssen, wenn sie über massive und vorsätzliche Verstöße gegen den Tierschutz in Schlachtbetrieben berichten wollen?

Trifft das auf das Kraftfahrzeugbundesamt zu, wenn die oberen Führungsebenen Hinweise aus der unteren Behördenhierarchie auf Manipulationen bei der Motorkontrolle in Kraftfahrzeigen ignorierten?

Im Lebensmittelbereich müssen den Prüfern die Kakerlaken wohl schon direkt über die Nase krabbeln, damit dagegen eingeschritten wird.

Hier handelt es sich um klar erkennbare Verstöße, gegen die seit vielen Jahren nicht vorgegangen wird. Sie sind einfach zu erkennen. Wie sieht es da erst bei der Überwachung des Einbezugs psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz aus? Das Thema ist leider (aus Sicht der Arbeitnehmer) etwas komplexer. Hat denn immer noch niemand kapiert, was die Verstöße der Mehrheit der großen deutschen Betriebe im Bereich der psychischen Belastungern über die Qualität der behördlichen Aufsicht und die Verantwortlichkeit der für die miserablen Zustände verantwortlichen Politiker aussagen?

Das behördliche Aufsichtswesen in Deutschland ist verrottet. Ob es kriminell ist, müsste durch gründliche Recherche überprüft werden.

München: Arbeitswelt ohne Arbeitsschutz

Sonntag, 2. Oktober 2016 - 13:52

Keine Überraschung: Bei der Münchener Woche für Seelische Gesundheit bleibt in der Rubrik Arbeitswelt der Arbeitsschutz ausgeschlossen.

Rubrik Arbeitswelt selektiert in http://www.woche-seelische-gesundheit.de/veranstaltungen/index.html:

Datum / Zeit / Ort Titel Rubrik Kurzbeschreibung

09.10.2015
11:00 – 18:00 Uhr
Dachauerstr. 192,
80992 München
psychisch gesund durch Arbeit, Betroffene berichten in Kurzfilmen Teilhabe am Erwerbsleben trotz psychischer Erkrankung bei diakonia. Krisen frühzeitig erkennen und junge Erwachsene erfolgreich integrieren.
Kurzfi…
14.10.2015
18:00 – 20:00 Uhr
Einstein Kultur, Einsteinstraße 42,
81675 München
Stress, Burnout und Mobbing – Was hilft? Eine Diskussion über den Umgang mit psychischen Belastungen und einem Gespräch mit Dr. Günther Beckstein, Bayerischer Ministerpräsident a.D.
14.10.2015
18:30 – 19:30 Uhr
Arcisstr. 35,
80799 München
Arbeitslosigkeit und Gesundheit: Reaktionen von Psyche und Körper Der Vortrag zeigt Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und der Gesundheitssituation Betroffener auf und beschreibt Möglichkeiten der Prävention.
14.10.2015
19:00 – 21:00 Uhr
Pariser Straße 8,
81669 München
Erwerbsleben, Arbeitslosigkeit und Depression – Sachliches zu einem Tabu Ein Themenabend für Erwerbstätige und Arbeitslose: Wie lässt sich die Depression mit dem Berufsleben vereinbaren, welche Handlungsstrategien sind b…
15.10.2015
10:00 – 11:30 Uhr
Arnulfstraße 205,
80634 München
Tag der offenen Tür Die Isar-Würm-Lech Werkstätten für behinderte Menschen und das IwentCasino laden ein zu Werkstattführung und Gesprächen über berufliche Ausssich…
15.10.2015
14:00 – 15:30 Uhr
Arnulfstraße 205,
80634 München
Tag der offenen Tür Die Isar-Würm-Lech Werkstätten für behinderte Menschen und das IwentCasino laden ein zu Werkstattführung und Gesprächen über berufliche Aussicht…
15.10.2015
15:00 – 16:30 Uhr
Sanatoriumsplatz 2,
81545 München – Süd
Wenn die Arbeit krank macht – Stressreduktion durch Achtsamkeit Die Psychosomatische Tagesklinik Harlaching stellt sich in ihren Räumlichkeiten mit ihrem bewährten multimodalen Behandlungsangebot für Depression,…
15.10.2015
17:00 – 18:00 Uhr
Seidlstr. 30,
80335 München
Gelassen und achtsam durch den (Arbeits-)alltag Achtsamkeit im Sinne einer bewussten, akzeptierenden Aufmerksamkeitsrichtung im Hier und Jetzt hat sich in der psychosozialen Arbeit in den letzten Ja…
15.10.2015
17:00 – 18:30 Uhr
Pariser Straße 8,
81669 München
Machtgefälle versus Augenhöhe: Mobbing in Gesundheitseinrichtungen Gewaltfreie Lösungsansätze, um Mobbing zu bewältigen und eine Partnerkultur in unseren Einrichtungen zu etablieren. Ein Vortrag von Dr. Markus Diet…
15.10.2015
19:00 – 21:00 Uhr
Schwanthaler Str. 91,
80336 München
Stark werden mit der Positiven Psychologie – trotz Mobbing zu innerer Stärke finden Vortrag und praktische Anregungen, um trotz Mobbing am Arbeitsplatz zu innerer Stärke zu finden.
Mit Margarete Szpilok, Diplom-Psychologin und Train…

Es dominiert die Verhaltensprävention, weil man ja an den Verhältnissen sowieso nichts ändern kann. Richtig? Si ist die Münchener Woche für Seelische Gesundheit wie zuvor auch in diesem Jahr wieder eine verpasste Chance, die Menschen auf den vorgeschriebenen Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz aufmerksam zu machen. Dies ist eines der Gebiete, in der der Gesetzgeber seine eigenen Gesetze nicht wirklich umsetzen will. Fast ungehindert verstößt die große Mehrheit der Arbeitgeber immer noch gegen das Arbeitsschutzgesetz. (Im Jahr 2012 ließ die Gewerbeaufsicht das bei 80% der Betriebe durchgehen.)

In http://www.lgl.bayern.de/arbeitsschutz/arbeitsmedizin/arbeitspsychologie/psychische_belastung/ gäbe es Fachleute, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber anlässlich der Münchener Woche der seelischen Gesundheit über die Pflichten der Arbeitgeber hätten aufklären können. Aber die Unternehmer bei der Erfüllung ihrer Aufgaben strenger in die Verantwortung zu nehmen, passt wohl nicht so recht in das Konzept der bayerischen Gesundheits- und Wirtschaftspolitik. Also bremst die politische Führung der Gewerbeaufsicht ihre eigenen Fachleute. So kann der Großteil der Arbeitgeber weiterhin das Arbeitsschutzgesetz und die Bildschirmarbeitsverordnung umgehen und ganz locker gegen gegen die Pflicht zur verhältnispräventiven Minderung psychischer Fehlbelastungen verstoßen.

Entmündigung, Infantilisierung, Therapeutisierung

Donnerstag, 7. April 2016 - 23:45

SPIEGEL 14 / 2.4.2016
Per Du mit dem Chef
Die alte Befehlskultur hat ausgedient. Wenn die deutschen Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich sein wollen, müssen sie sich wandeln. Vielen fällt das schwer.
Susanne Amann, Sven Böll, Dinah Deckstein, Markus Dettmer, Frank Dohmen, Martin Hesse, Armin Mahler
https://magazin.spiegel.de/SP/2016/14/143908127/

[...] Das Neue trete [so Reinhard Sprenger] in einer sehr freundlich geschminkten Maske auf. Was man nicht sehe, sei die damit verbundene Entmündigung, Infantilisierung und manchmal sogar Therapeutisierung des Individuums [...]

Aufsichtslaxheit

Freitag, 20. November 2015 - 02:20

http://www.sueddeutsche.de/karriere/unethische-anweisungen-mitgefangen-mitgehangen-1.2732753

13. November 2015, 18:52 Uhr
Unethische Anweisungen
Mitgefangen, mitgehangen

Wie man sich wehrt, wenn der Chef zu verstecktem Pfusch oder gar unverhohlenem Betrug auffordert. Die Einführung von Compliance-Vorgaben würde Klarheit schaffen.

Von Christine Demmer

Dass die Abgasmanipulationen bei Volkswagen von einem Ingenieur aus dem eigenen Unternehmen ans Licht gebracht wurden, hat manchen Berufskollegen zum Nachdenken gebracht: Was würde ich tun, wenn man mich anweist, etwas Strafbares zu tun, was ich nicht tun will?

Nicht nur Ingenieure bringt das in eine echte Zwickmühle. Felix Brodbeck sieht darin einen klaren Fall von Befehlsnotstand. “Das kommt vom Kostendruck und vom Starren auf die Quartalsergebnisse und daher, dass sich in vielen Branchen eine gewisse Aufsichtslaxheit breitgemacht hat”, sagt der Professor für Wirtschafts- und Organisationspsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). [...]

Ich bezweifle, ob Compliance-Vorgaben reichen. Dazu müssen Handlungsmöglichkeiten kommen, die angstfrei wahrgenommen werden können. Compliance-Abteilungen kämpfen nicht für ethische Sauberkeit im Unternehmen, sondern ihr Hauptaufgabe ist, dem Top-Management Gefängnisaufenthalte zu ersparen. Es geht vorwiegend um nüchtern kalkulierendes Risikomanagement, mit dem so viel Verantwortung wie möglich in untere Führungsebenen verlagert wird, oft aber nicht mit genügend Handlungsmöglichkeiten. Die mit dem Risiko begründeten Einkommensanteile des Top-Managements bleiben natürlich beim Top-Management.

Nun zur Aufsichtslaxheit: Man findet sie nicht nur beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), sondern auch die interne und externe Auditoren bei der angeblichen Selbstkontrolle des VW-Konzerns müssen zu unkritisch gewesen sein.

Bei den externen Zertifizierungsauditoren sah wohl die Deutsche Akkteritierungsstelle (DAkkS) nicht allzu kritisch hin. Ich mache sie für die Aufsichtslaxheit der Zertifizierungsauditoren mitverantwortlich. Das ist kein Wunder, denn im Gegensatz zum KBA ist bei der DAkkS die Lobby sogar ganz offiziell eingebaut. Die DAkkS wird

  • zu einem Drittel vom Wirtschaftsministerium kontrolliert,
  • zu einem weiteren Drittel vom BDI und
  • zum letzten Drittel von den Bundesländern.

Die DAkkS-GmbH als halbstaatliche Organ soll Zertifizierungsauditoren beaufsichtigen, z.B. für Audits nach den Normen ISO 9001 (Mindestanforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem), ISO 14001 (Umweltschutzmanagementsysteme), OHSAS 18001 (Arbeitsschutzmanagementsysteme) und ISO 50001 (Energiemanagementsysteme).

Die DakkS ist die halbprivatisierte Aufsicht der voll privatisierten Aufsicht. Das Zertifizierungsgschäft ist jedoch eine ziemliche Farce, siehe auch: Insider packt aus - Falschspiel im Zertifizierungsgeschäft.

Für sicherheitsrelevante elektrische/elektronische Systeme in Kraftfahrzeugen richtet sich VW nach der Norm ISO 26262. Da geht es zwar nicht so sehr um Schadstoffemissionen, aber um sichere Software (die man “Firmware” nannt, wenn sie fest in Steuersysteme eingebaut ist.) Hier muss also auch das Defeat Device geprüft worden sein. Wenn sie Auditierte und Auditoren aber zu nahe stehen, stellt keiner mehr wirklich kritsche Fragen.

Bei VW hat die private und behördliche Aufsich in einem Bereich versagt, in dem Abweichung zweifelsfrei erkennbar gewesen wären, wenn die Aufsicht und die Auditoren nur genauer hingesehen hätten. Wie sieht es dann ers in einem schwieriger beurteilebaren Bereich aus, wie dem Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz. Da faselte eine Ursula von der Leyen von strengen Strafen, aber in den 80% der Betriebe, die sich bis 2012 erfolgreich ihrer Pflicht zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen entziehen konnten, wurde seit 1997 kein einziger Verantwortlicher bestraft.

Die Aufsichtslaxheit ist politisch gewollt. So wie das KBA bei VW im Abgasskandal, tragen die Gewerbeaufsichten und die sie beeinflussenden Politiker einen großen Teil der Verantwortung für den Erfolg der Unternehmen bei ihrem Unterfangen, das Thema psychische Belastung am Arbeitsplatz möglichst weit aus den Betrieben herauszuhalten.

Psychosoziale Auswirkungen spätmoderner Erwerbsarbeit

Mittwoch, 11. November 2015 - 07:47

http://www.v-r.de/de/title-1-1/riskante_arbeitswelt_im_spiegel_der_supervision-1007515/print/ (PDF)

Rolf Haubl, G. Günter Voß (Hg.)
Riskante Arbeitswelt im Spiegel der Supervision
Eine Studie zu den psychosozialen Auswirkungen spätmoderner Erwerbsarbeit

»Die Art und Weise, wie eine Gesellschaft die Arbeit und die Arbeitsbedingungen organisiert, sollte eine Quelle der Gesundheit und nicht der Krankheit sein.« (Ottawa-Charta der WHO 1986)

Supervisoren haben einen spezifischen Zugang zur Wirklichkeit von Beschäftigten und deren beruflichem Handeln in Organisationen. Das in diesem Band vorgestellte Projekt »Arbeit und Leben in Organisationen 2008« hat die psychosoziale Situation von Arbeitnehmern empirisch untersucht. In Anbetracht des Strukturwandels der Arbeitswelt, den die Transformation der modernen Gesellschaft betreibt, erscheint es als ein dringliches Anliegen, Belastungen festzustellen und Belastungsgrenzen auszuloten.

Kölner Reihe – Materialien zu Supervision und Beratung,
Band 001
1. Auflage 2012. 103 Seiten,
€ 14,95 D / € 15,40 A / SFr 20,90
ISBN 978-3-647-40333-5, ISBN E-Book: 978-3-647-40333-5
Mit Beiträgen von: Nora Alsdorf, Frankfurt am Main / Ullrich Beumer, Frankfurt am Main; Köln / Bettina Daser, Frankfurt am Main / Julian Simon Fritsch, Gießen / Saskia Maria Fuchs, Hagen / Christoph Handrich, Chemnitz / Rolf Haubl, Frankfurt am Main / Anke Kerschgens, Frankfurt am Main / G. Günter Voß, Chemnitz.

Inhalt und Leseprobe

Interessierte Selbstgefährdung

Mittwoch, 11. November 2015 - 06:36

Klaus Peters, Indirekte Steuerung und interessierte Selbstgefährdung. Eine 180-Grad-Wende bei der betrieblichen Gesundheitsförderung in:
Nick Kratzer, Wolfgang Dunkel, Karina Becker, Stephan Hinrichs (Hrsg.)
Arbeit und Gesundheit im Konflikt, Seite 105 – 122
Analysen und Ansätze für ein partizipatives Gesundheitsmanagement
1. Auflage 2011,
ISBN print: 978-3-8360-3580-4, ISBN online: 978-3-8452-7123-1,
DOI: 10.5771/9783845271231-105

Kapitelvorschau (http://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783845271231-105/indirekte-steuerung-und-interessierte-selbstgefaehrdung-eine-180-grad-wende-bei-der-betrieblichen-gesundheitsfoerderung):

[...] Man kennt es von Freiberuflern und so genannten Existenzgründern: Wenn der eigene Erfolg gefährdet ist oder einmalige Chancen winken, wird ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit gearbeitet. Neuen Managementmethoden gelingt es, die Leistungsdynamik von Selbstständigen in unselbstständige Beschäftigungsverhältnisse zu importieren. Darum kommt es auch bei Arbeitnehmern zu interessierter Selbstgefährdung – mit weitreichenden Folgen für das betriebliche Gesundheitsmanagement. [...]

[...] Den zunehmenden psychischen Belastungen bei der Arbeit ist es ähnlich ergangen wie dem Klimawandel: Der Streit darüber, ob es eine solche Entwicklung überhaupt gebe, hat lange Zeit Energie absorbiert, die für die Arbeit an einer lösung der neuartigen Probleme dringend benötigt worden wäre. Inzwischen ist die Entwicklung so weit fortgeschritten , dass die Leugner, die sich hier wie dort als Dramatisierungsgegner, Antihysteriker und Katastrophismuskritiker in Szene gesetzt hatten, unter nachhutgefechten zurückziehen und der Streit im Wesentlichen entschieden zu sein scheint.
        Wenn es denn wahr ist, dass die psychischen Belastungen bei der Arbeit dramatisch zunehmen, dann sollte man jetzt ein zweites Vermeidungsmanöver vermeiden und nicht die Größenordnung der Herausforderung herunterspielen. [...]

Der kostenpflichtige Zugang zum Volltext wird auf der Website von Nomos erklärt.
 

Nach meinem Eindruck sind wir nicht nicht sehr viel weiter, als im Jahr 2011.

Studie zur Arbeitgeberattraktivität

Mittwoch, 12. August 2015 - 14:58

http://www.topjob.de/projekt/trendstudien/arbeitgeberattraktivitaet-2015.html

Was macht Arbeitgeber attraktiv?

Beurteilen Männer und Frauen Arbeitgeberattraktivität anders? Gibt es besondere Präferenzen bei der Generation Y? Was findet die Generation X besonders wichtig?

Diesen Fragen ging das Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen auf den Grund. Enstanden ist eine kompakte Studie, die verblüffende Erkenntnisse liefert.

Die Studie steht ab sofort kostenfrei zum Download zur Verfügung.

Thematisiert werden insbesondere vier “Attraktivitätskiller”: die Beschleunigungsfalle, Zentralisierung, korrosive Energie und resignative Trägheit.

Mythos Generation Y

Dienstag, 26. Mai 2015 - 23:28

http://www.zeit.de/karriere/2015-05/generation-y-mythos-leiharbeit-befristetung-unbezahlt-praktika

[...] Das mediale Hochglanzbild einer angeblich so selbstbewussten Generation, die sich die besten Jobs auf dem Arbeitsmarkt nur so aussuchen könne, muss dekonstruiert werden. [...]

Zunächst wurde wurde das Bild ja ersteinmal konstruiert. Mythen entstehen und bleiben am Leben, wenn sie gebraucht und gut gepflegt werden. Mit den medialen Möglichkeiten von heute kann man Mythen auch einfacher eigenbedarfsgerecht konstruieren. Wer also pflegt und braucht den Mythos von der anspruchsvollen Generation Y? Wem im Arbeitsmarkt dient es, einer Generation Y Wünsche zuzuschreiben, die sie gar nicht hat? Vielleicht ist das der Trick: Den bedauernswerten jungen Leuten wird gleich beim Eintritt in das Berufsleben eingeimpft, was sie arbeitsmarktgerecht zu wünschen haben. Das ist aber nur begrenzt schlau. Ich bin gespannt, was sich da bei der Generation Y an subversivem Widerstand und Zynismus entwickeln wird.

Lästiger Kontrolldruck

Dienstag, 3. Februar 2015 - 16:51

Dass bayerische CSU-Politiker die ersten sind, die sich beim Mindestlohn gegen endlich einmal ernst zu nehmende Kontrollen wehren, ist überhaupt keine Überraschung. Strunzdumm schwafeln sie von “Planwirtschaft” und “überbordender Bürokratie”.

Im Arbeitsschutz kann man beobachten, wie ein Gewerbeaufsichtler ein Unternehmen als “Vorreiter” bezeichnet, das immer noch keine mitbestimmten Prozesse hat, mit der psychische Belastungen beurteilt werden. Freundlich wird das kontrollierte Unternehmen außerdem darauf hingewiesen, dass man bei den vielen Unternehmen, für die die Gewerbeaufsicht zuständig ist, sowieso nicht so genau hinsehen kann.

Im Bereich der privatisierten Kontrolle stufen akkreditierte Auditoren eine mangelhafte Vorfallserfassungen im Arbeitsschutzmanagement nur als “Beobachtung” und nicht als “Abweichung” ein, obwohl damit eine der Grundlagen des Arbeitsschutzes nicht funktioniert.

Es schmerzt im Umgang mit Vorschriften kreative Unternehmer natürlich besonders, wenn sie für Regelverstöße ihrer Subunternehmer verantwortlich gemacht werden sollen. Das Outsourcing von Verantwortung war schließlich ein wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells “Subunternehmen”. Unterstützt wurde das z.B. im Arbeitsschutz durch Zertifikate, mit denen Subunternehmer ihre Auftraggeber schützen, aber nicht wirklich die in den Subunternehmen arbeitenden Menschen. Und nun soll die Party vorbei sein? Haben kreative Unternehmer vielleicht sogar Angst, dass möglicherweise wirkungsvolle Kontrollen des Mindestlohnes irgendwann einmal auch im Arbeitsschutz stattfinden könnten?

In Deutschland durften 80% der Betriebe gegen das Arbeitsschutzgesetz verstoßen. Als ein Hauptgrund wurde im Bundestag die überforderte Aufsicht erkannt. Mehr als ein Jahrzehnt der Überforderung ist aber auch kein Versehen mehr, sondern System.

Es gibt natürlich auch anständige Arbeitgeber, also 20% weiße Schafe neben 80% schwarzen Schafen.

Wer die Zustände bei der Aufsicht (behördliche und akkreditierte private Auditoren) im Arbeitsschutz kennt, wünscht sich die Kontrollqualität, die beim Mindestlohn vorgesehen ist (oder vorgesehen war?). Leider sind in in der deutschen Arbeitswelt potentielle Gesetzesbrecher anscheinend immer noch stark genug, gegen Kontrollen vorgehen zu können.

Spiritualität am Arbeitsplatz

Sonntag, 28. Dezember 2014 - 18:30

Habe in academia.edu das Interessengebiet Workplace Spirituality entdeckt. Das ist eher nicht mein Ding, aber das Thema kann auf Führungsstile (deren Nachvollziebarkeit, Transparenz, Kritisierbarkeit usw.) einen Einfluss haben, der Aufmerksamkeit verdient.