Archiv für September, 2012

Gefährdungsbeurteilung bei psychischen Belastungen

Sonntag, 30. September 2012 - 19:07

http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/artikel28.html

Im Artikel werden aktuelle Studien zur Verbreitung der Gefährdungsbeurteilung bei psychischen Belastungen sowie zu hemmenden und fördernden Bedingungen ihrer Umsetzung im Betrieb referiert. Die Studien zeigen, dass nur eine Minderheit der Betriebe, die Gefährdungsbeurteilungen umsetzen, dabei auch psychische Belastungen berücksichtigen. Unter Bezugnahme auf die verfügbaren Studien zu hemmenden und fördernden Bedingungen werden Empfehlungen für eine breitere Umsetzung in der betrieblichen Praxis formuliert.

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift “Prävention und Gesundheitsförderung” (2012, Volume 7, Number 2, Seiten 115-119) im Springer-Verlag erschienen.

D. Beck, G. Richter, M. Ertel, M. Morschhäuser:
Gefährdungsbeurteilung bei psychischen Belastungen in Deutschland. Verbreitung, hemmende und fördernde Bedingungen
2012. PDF-Datei

Aus dem Artikel:

Befragt zu den Faktoren, die den Umgang mit psychosozialen Risiken besonders erschweren, wurden von den Führungskräften aus Deutschland am häufigsten die Brisanz des Themas (59%), fehlendes Wissen/Qualifikationen (55%), fehlende Zeit- und Personalressourcen (54%) sowie mangelndes Problembewusstsein (51%) genannt.

[Quelle: European Agency for Safety and Health at Work (2010) European Survey of Enterprises an New and Emerging Risks. Managing safety and health at work. European Agency for Safety and Health at Work, Bilbao]

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Siehe auch:

Mitarbeiter gestresster als ihre Chefs

Samstag, 29. September 2012 - 19:34

http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/mitarbeiter-sind-gestresster-als-ihre-chefs-a-857768.html

Psychische Belastung: Mitarbeiter häufig gestresster als ihre Chefs

[Bildunterschrift] Entspannt im Büro: Leitende Angestellte empfinden weniger Stress, je mehr Kontrolle sie besitzen

Sie tragen Verantwortung, müssen schnell Entscheidungen treffen und sollen dabei noch ihre Angestellten motivieren: Dass Manager unter Stress leiden, gilt als ausgemacht. Doch eine neue Studie zeigt, dass Chefs offenbar häufig weniger gestresst sind als ihre Untergebenen.

Siehe auch: http://www.pnas.org/content/early/2012/09/19/1207042109.abstract

Es ist immer wieder interessant, wenn Forscher in neuen Studien entdecken, was die vom Gegenstand der Studie Betroffenen schon seit vielen Jahren beobachten konnten. Es reicht eben nicht, dass die in den Studien beschriebenen Fakten klar beobachtbar sind. Ohne Autoritäten können wir anschheinend manches, was wir durchaus sehen, trotzdem nicht wahrnehmen. Ob sich das verbessern lässt?

Individualisierung geht am eigentlichen Problem vorbei

Montag, 24. September 2012 - 04:49

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1874215/ (2012-09-23)

… Ob Fernseh-Dokumentationen und -Diskussionsrunden wie hier auf den Sendern Arte und Phoenix, Entspannungsvideos etwa der Firma Sync-Souls oder auch eine unüberschaubare Menge an Ratgeberliteratur – das Thema “Burnout” ist ein Dauerbrenner. Allerdings kritisiert der Münchner Arbeitssoziologe Nick Kratzer, dass Lösungsstrategien für seelische Erschöpfungszustände oft am eigentlichen Problem vorbeigingen.

“Das merkt man immer dann, wenn die Vorschläge individualisiert sind, wenn man sagt, dann sollen halt Beschäftigte mal “Nein” sagen. Der Witz dabei ist, wenn es diese Dilemma-Situation gibt, dann können die Beschäftigten zwar “Nein” sagen und damit vielleicht etwas für ihre Gesundheit oder ihr Sozialleben tun, haben aber im Beruf Probleme. Und andersrum: wenn sie versuchen, die ständig steigenden Anforderungen zu bewältigen, also nicht “Nein” sagen, kriegen sie daheim Probleme.” …

1927: Physische und psychische Ermüdung

Montag, 17. September 2012 - 00:04

 

 
http://www.reichstagsprotokolle.de/Sach_bsb00000080_000447

4. Entschl. Müller (Franken) u. Gen. (zur II. B. Rhs 1927, Arbeitsmin., F. A. Kap. 4): Bd. 414, Nr. 3071 zu a und b. — Betr. Beobachtung der Wirkungen der modernen Produktionsmethode, insbesondere der Fließarbeit, durch die Gewerbeaufsichtsbeamten (Punkt a). — Ferner Beobachtung der durch physische und psychische Ermüdung hervorgerufenen Schäden durch zu diesem Zwecke einzustellende besonders ausgebildete Gewerbeärzte (Punkt b). Bd. 392, 282. Sitz. S. 9365B . Bd. 393, 307. Sitz. S. 10572D . — 9. Aussch.

ISO 9001:2008

Sonntag, 16. September 2012 - 15:00

Die Struktur des Standards BS OHSAS 18001 entspricht der Struktur der Norm ISO 9001. Lesetipps zur ISO 9001:

  • Bücher:
    • David Hoyle: ISO 9000 Quality Systems Handbook – updated for the ISO 9001:2008 standard, 2009, ISBN 978-1-85617-684-2
    • Hans Willi Bailly / Fritz von Below: Die ISO 9001:2008 (E-Book), Interpretation der Anforderungen der DIN EN ISO 9001:2008-12 unter Berücksichtigung der ISO 9004:2009, 6. überarbeitete Auflage 2010, PDF, 50 Seiten, Dateigröße: 939 KB, 2002
  • Änderungen von 2008 gegenüber 2000:
    • http://www.qm-aktuell.de/downloads/qmb_04150_tabelle.pdf (TÜV Media)
    • http://www.schlenzig-qm.de/Texte/9001-2008_Anderungen-zu-Ausg.2000.pdf (Schlenzig-Managementintensivierung, Berlin 27.01.2009)

      Das Normengeschäft ist gar keine so trockene Angelegenheit. Hier gibt es einen engagierten Kommentar von Wolfgang Schlenzig zum Abschnitt 6.4 “Arbeitsumgebung”:

      ANMERKUNG:
      Die Benennung Arbeitsumgebung bezieht sich auf Bedingungen, unter denen die Arbeit ausgeführt wird, einschließlich physikalischer, ökologischer und anderer Faktoren, wie z.B. Lärm, Temperatur, Feuchtigkeit, Beleuchtung oder Wetter.

      → Die Anmerkung sagt nichts Neues.

      Das war und ist ein elender Abschnitt, der durch seine Konzentration auf die Produktanforderungen, den Verschleiß, den Verbrauch der personellen Ressource bewusst offen lässt! Eine Verschlechterung der Arbeitsumgebung, so dass zwar gute Produkte rauskommen, aber die Leute es gerade so ertragen, ist normkonform.

      Die Arbeitsumgebung vor und nach dem die Arbeit ausgeführt ist wird in Abschnitt 7.5.5 „Produkterhaltung“ beschrieben (ggf. auch 7.4.3 „Verifizierung von beschafften Produkte“ und 7.5.5. Eigentum des Kunden“)

      Deswegen gibt es den OHSAS 18001 und vergleichbare Standards für das Arbeitsschutzmanagement.

  • Vergleich zu OHSAS 18001:
  • Was man schon aus der ISO 9001 zum Thema Gesundheit herausholen kann:

Abschlusskonferenz des Projekts LANCEO

Sonntag, 16. September 2012 - 14:09

Arbeit und Leben unter Druck – Analysen und Ansätze für eine balanceorientierte Leistungspolitik
15. November 2012 von 9.00h – 16.30h Kardinal-Wendel-Haus, München

http://www.lanceo.de/index.php?article_id=118

Glaubensfragen

Samstag, 15. September 2012 - 22:58

Stefanie Heine, Personalwirtschaft, 2011-10, http://www.personalwirtschaft.de/media/Personalwirtschaft_neu_161209/Startseite/Aktuelle-Ausgabe/PDFs_fuer_Online/pw-1011-PDF-fuer-Online.pdf, S. 10-12 (und auch S. 3)

Arbeiten zwischen zwei Dienstgebern

„Wir sind tolerant“ ist schnell gesagt und noch selbstverständlicher ist, dass die Säkularität in Deutschland den Ton angibt. Tatsächlich aber laufen hinter den öffentlichen Kulissen kulturelle Grabenkämpfe. Der Glaube allgemein bewegt viele Menschen, auch Führungskräfte und Mitarbeiter. Personaler sind gut beraten, mit den Stärken des Phänomens zu arbeiten. [...]

Interessanter Artikel. Aber für mich ist auf diesem Gebiet kein Platz zwischen den Fettnäpfchen frei. Und für eine unangreifbare Kodierung der Jagd nach der Erkenntnis fehlt mir sowohl die Erkenntnis wie auch das dichterische Talent.

LASI-Veröffentlichungen

Freitag, 14. September 2012 - 06:50

Aktualisiert: Veröffentlichungen des Länderausschusses für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit (LASI)

Grüße aus Bayern

Freitag, 14. September 2012 - 06:40

http://www.arbeitsschutz-aktuell.de/de/Grusswort_02.html

Schriftliches Grußwort der Schirmherrin, Frau Staatsministerin Christine Haderthauer, anlässlich der Messe und des Kongresses „Arbeitsschutz Aktuell 2012“ vom 16. – 18. Oktober 2012 in Augsburg

Unsere Arbeitswelt ist aktuell gravierenden Änderungen unterworfen. Das bringt auch im Bereich des Arbeitsschutzes neue Herausforderungen mit sich. Neben der Prävention von Verletzungen und Erkrankungen infolge von Unfällen, gewinnt auch die Reduzierung psychischer Fehlbelastungen am Arbeitsplatz an Bedeutung. Dazu müssen wir im Arbeitsschutz neue Wege gehen.

Wir müssen den arbeitenden Menschen ganzheitlich betrachten. Es gilt, die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Menschen ein Arbeitsleben lang und darüber hinaus zu erhalten. Deswegen müssen wir das Themenfeld psychischer Belastungen in die Beratungs- und Überwachungspraxis der Gewerbeaufsicht integrieren. Auch der Schwerpunkt der Fortbildung der Gewerbeärzte und der Gewerbeaufsichtsbeamten muss sich aktuell auf die Vermeidung von psychischen Belastungen konzentrieren. Wir bauen dabei auch auf die Eigenverantwortung der Beschäftigten, besonders aber der Arbeitgeber und Führungskräfte.

So ganz klappt das mit dem Unterschied zwischen Fehlbelastungen und Belastungen noch nicht. Aber der Trend stimmt. Gut ist, dass die Ministerin die bereits von Fachleuten der Gewerbeaufsicht seit einigen Jahren geforderte Weiterbildung der Gewerbeärzte und der Gewerbeaufsichtsbeamten unterstützt.

Bedenkliche Trends bei der Arbeitsschutzstrategie

Freitag, 14. September 2012 - 06:20

Am 25. September gibt es das 7. Arbeitsschutzforum der GDA: http://www.gda-portal.de/de/pdf/7-Arbeitsschutzforum-Workshopbeschreibungen.pdf

Die GDA fördert sowohl die Stärkung und wie auch den Schutz der psychischen Gesundheit. Zwar kann auch die Stärkung der Resilienz verhältnispräventiv erreicht werden, die Ansätze in den Unternehmen sind aber oft überwiegend verhaltenspräventiv.

Zwar muss es eine Balance zwischen beiden Ansätzen geben. Wegen der eher verhaltenspräventiv orientierten Ansätze in den Unternehmen, die zu oft vermeiden, bestehende Strukturen (und damit gewohnte Führungsstile) in Frage zu stellen, ist es bedenklich, wenn eine Arbeitsschutzstategie die Priorität der Verhältnisprävention im Arbeitsschutz aufgibt.

Tatsache ist, dass die Mehrzahl der Unternehmen seit 1996 ihrer eigenen Verantwortung im Arbeitsschutz nicht gerecht wurden: Sie vernachlässigten den Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz. Spätestens nach 2004 war das kein Versehen mehr. Heute zeigt sich, dass Vorschriften den Unternehmen immer noch den stärksten Anreiy liefern, psychische Belastungen in den Arbeitsschutz einzubeziehen. Nun, wo das Thema nicht mehr schleifen gelassen werden kann, gibt es neue Strategien im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Nach meinem Eindruck besteht die Gefahr, dass die Unternehmen bei Erledigung ihrer bisher liegen gelassenen Hausaufgaben nun mit staatlicher Hilfe unter dem Titel “Stärkung der psychischen Gesundheit” zu leicht Verantwortung zu den Mitarbeitern abschieben können.