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Taktische Unverständlichkeit

Donnerstag, 5. Dezember 2013 - 10:50

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Koalitionsvertrag-Deutschland-staerken-Menschen-muessen-2060316.html

[...] Mitunter wollen Koalitionspartner aber auch gar nicht richtig verstanden werden, erklärt Prof. Brettschneider. Insbesondere dann, wenn unklare oder unpopuläre Positionen absichtlich verschleiert werden sollen. Dann werde gerne auf abstraktes Verwaltungsdeutsch zurückgegriffen. Wir sprechen in so einem Fall von “taktischer Unverständlichkeit”, sagt Brettschneider. [...]

Manchmal kommt mir der Verdacht auf, dass auch das Arbeitsschutzgesetz Dank Lobbyhilfe so taktisch unverständlich geschrieben wurde, dass es bis heute im Bereich der mentalen Arbeitsbelastung straflos missachtet werden kann. Der Gewerbeaufsicht scheint das Gesetz selbst bei offensichtlichen Abweichung nicht helfen zu können.

Zu gesunder Arbeit surfen

Dienstag, 24. September 2013 - 06:53

In http://www.heise.de/resale/meldung/Surftipp-der-Woche-Gesunde-Arbeit-1955804.html wird auf die Kampagne “Gesunde Arbeit” des Berufsverbandes deutscher Psychologinnen und Psychologen hingewiesen.

Broschüren „Gesunde Arbeit“ (http://www.bdp-verband.org/bdp/archiv/gesunde-arbeit/):

  • Teil 1: Burnout – Was Unternehmen und Führungskräfte tun können
  • Teil 2: Führung und Gesundheit – Wie Führungskräfte die Gesundheit der Mitarbeiter fördern können
  • Teil 3: Gefährdungsbeurteilung – Psychische Belastung bei der Arbeit
  • Teil 4: Gesunde Arbeitsbedingungen – Was Unternehmen tun können
  • Teil 5: Stress – Was tun bei Stress?

Diktatur der guten Laune

Samstag, 17. November 2012 - 14:03

In http://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Deutsche-Apple-Stores-erhalten-weiteren-Betriebsrat-1748033.html lesen wir, dass die immer fröhlichen Apple-Mitarbeiter im Dezember auch in Frankfurt einen Betriebsrat gründen werden.

In München wurde u.A. wegen Fehlbelastungen schon ein Betriebsrat gegründet.

 
Eröffnung eines Apple Stores in Stockholm:

Burnout in der IT-Branche (2)

Donnerstag, 15. November 2012 - 23:36

http://www.heise.de/resale/artikel/Burnout-in-der-IT-Branche-1736491.html

Burnout in der IT-Branche
Was Arbeitgeber tun können und müssen

Marzena Sicking – 29.10.12

Diplom-Ingenieur Tim Sturm hat im Rahmen seines Studiums “Supervision & Coaching” an der Donau-Universität Krems eine Studie über das tatsächliche Ausmaß der Burnout-Gefährdung in der IT-Branche durchgeführt. Mit Heise Resale sprach er über die Ergebnisse. 

Für ihre Masterarbeit zum Thema “Burnout in der IT-Branche: Sind Reflexion, Coaching und Supervision wirksame Instrumente zur erfolgreichen Prävention?” haben Sie die Daten von 1.155 Arbeitnehmern aus der IT-Branche ausgewertet. Wieso haben Sie ausgerechnet die IT-Branche unter diesem Aspekt beleuchtet?

(“Supervision” kann sich hier wohl nicht auf jene Supervisoren beziehen, die in Deutschland langjährig ausgebildete und erfahrene Psychotherapeuten sind, die die offizielle Befähigung haben, angehende Psychotherapeuten in der Ausbildung anzuleiten. Diese Befähigung kann erst einige Zeit nach dem Studium erlangt werden.)

… Wie können Unternehmen Ihrer Meinung nach die MitarbeiterInnen unterstützen, Burnout zu vermeiden?

Sturm: Ich halte einen Aufklärungs- und Maßnahmenprozess für essentiell und fasse diesen unter dem Begriff “Burnout Management” zusammen:

  1. Eine kompetente Aufklärungskampagne, mit der Unternehmen und MitarbeiterInnen ein Basiswissen über Burnout vermittelt wird.
  2. Mechanismen zur Prävention, wie etwa Workshops zur Förderung des Selbst-Bewusstseins und der Selbstwahrnehmung.
  3. Ein gezieltes Informationsprogramm für Betroffene, KollegInnen und ManagerInnen um die Wiedereingliederung ins Arbeitsleben nach längerer Abwesenheit konstruktiv und auf offener Basis zu gestalten.
  4. Notwendig erscheint ein Evaluierungssystem wie den Fragebogen meiner Arbeit, um gefährdete Personen zu identifizieren und diesen Hilfeleistungen anbieten zu können.

Als “Burnout-Management” mag das vielleicht reichen. Aber “Notwendig erscheint ein Evaluierungssystem wie den Fragebogen meiner Arbeit, um gefährdete Personen zu identifizieren und diesen Hilfeleistungen anbieten zu können” ist nicht der Ansatz des (auch in Österreich) vorgeschriebenen Arbeitsschutzes. Entsprechend auch der Kommentar eines Lesers bei Heise:

1. November 2012 08:36
“Fragebogen [...], um gefährdete Personen zu identifizieren”
Codehunter (mehr als 1000 Beiträge seit 26.09.02)

Ganz ehrlich, bekäme ich von meinem Arbeitgeber einen Fragebogen zu
meinem Geisteszustand, er würde doch in hohem Bogen in die kreisrunde
Ablage fliegen.

Die Leute mögen keine fürsorgliche Belagerung.

Ein dem vorgeschriebenen Arbeitsschutz entsprechender Ansatz ist: “Notwendig erscheint ein Evaluierungsverfahren, um gefährdende Aufgabenstellungen und Arbeitssituationen zu identifizieren und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen anbieten zu können”. Es gibt hier ein reichhaltiges Angebot getesteter Verfahren zur Verhältnisprävention. In seiner Hompage schreibt Tim Stark: “Als besondere Dienstleistung biete ich anonymisierte, individuelle Unternehmens- sowie Betriebsanalysen mittels online Fragebogen an….”. Wichtig dabei wäre es, verhältnispräventive Verfahren zu verwenden, die den Kriterien der BAuA gerecht werden. Individualisierungen (Anpassung an die Bedürfnisse einzelner Betriebe) sind dabei möglich. Das kann meiner Ansicht nach aber nur zusammen mit kompetenten und von erfahrenen Arbeitspsychologen beratenen Arbeitnehmervertretern funktionieren.

“Eine kompetente Aufklärungskampagne, mit der Unternehmen und MitarbeiterInnen ein Basiswissen über Burnout vermittelt wird” ist eine feine Sache als ein Element der im Arbeitsschutzgesetz vorgeschriebenen Unterweisung. Vermittelt werden muss vor Allem, wie durch eine menschengerechte Arbeitsgestaltung psychische Fehlbelastungen zu vermeiden sind.

Der Schwerpunkt von Tim Sturms “Institut für Individuelles Wachstums” liegt logischerweise auf dem Individuum. Es ist auch klar, dass ein Coach für Coaching wirbt. In seiner Homepage schreibt Tim Stark allerdings auch, sein Ziel sei, “ein fundiertes Verständnis zum Begriff Burnout zu vermitteln sowie die Achtsamkeit und Verantwortung gegenüber MitarbeiterInnen neu zu entdecken.” In Deutschland ist das Problem jedoch, dass Firmenleitungen das Thema der psychischen Belastungen oft schon längst entdeckt haben (spätstens seit 2005), aber sich sehr unwohl fühlen, wenn sie durch transparente und nachvollziehbare Arbeitsschutzprozesse für Fehlbelastungen tatsächlich verantwortlich gemacht werden können. Ein guter Coach sollte keine Betriebe betreuen wollen, die sich weigern, ernsthaft vor (oder spätestens parallel) zu individiellem Coaching einen vorschriftsmäßigen, mitbestimmten, prozesshaft organisierten und verhältnispräventiv orientierten Arbeitsschutz zu implementieren. Die Stärkung der Resilienz einzelner Mitarbeiter kann nicht funktionieren, wenn gleichzeitig die Regeln des ganzheitlichen Arbeitsschutzes missachtet werden.

Links:

29% der Arbeitnehmer vernachlässigen Arbeit wegen Fehlbelastung

Samstag, 10. November 2012 - 16:44

http://www.aerzteblatt.de/archiv/132424

Psychische Belastungen: Jeder Vierte im Job eingeschränkt
PP 11, Ausgabe November 2012, Seite 484
dapd

Wegen psychischer Belastungen vernachlässigen Millionen deutsche Arbeitnehmer laut einer Befragung permanent oder oft ihren Job. Mehr als jeder Vierte (29 Prozent) schaffte es demnach nicht, seine Arbeit so sorgfältig wie gewünscht zu erledigen.

Für Betriebs- und Werksärzte seien seelische Belastungen der Arbeitnehmer ein zunehmendes Problem. Mittlerweile gäben 40 Prozent der Vorruheständler ihre Arbeit wegen psychischer Erkrankungen auf.

 
http://www.heise.de/resale/artikel/Stress-wirkt-sich-negativ-auf-die-Arbeitsleistung-aus-1742216.html

… Der Stress wirkt sich aber nicht nur auf den Job, sondern auch auf das Privatleben aus: 39 Prozent schaffen es aufgrund des Drucks in der Arbeit nicht, ihren privaten Verpflichtungen ausreichend nachzukommen. …

Agile Software-Entwicklung

Freitag, 6. Juli 2012 - 21:41

http://www.heise.de/developer/artikel/Agile-Software-Entwicklung-braucht-auch-ein-agiles-Projektmanagement-1598135.html

… Die Managementkultur in Unternehmen muss sich wandeln

Es ist viel zu oft Gang und Gebe, dass agile Verfahren auf klassische Projektmanagementmethoden wie PMI oder Prince2 stoßen, die auf einer starreren Planung und einem klaren Prozessdenken basieren. Hier besteht enormes Konfliktpotenzial. Denn viele Verantwortliche verkennen, dass die Umsetzung agiler Ansätze nicht nur aus dem Lernen und Anwenden handwerklicher Tools und Techniken besteht. Agilität erfordert gravierende Anpassungen in der Kultur der Organisation, um wirklich zu funktionieren. Die Managementkultur des Unternehmens muss auf die Anforderungen von Agilität eingerichtet sein. Die Projektmanager müssen sich wirklich – nicht nur formal – darauf einlassen. Dazu gehört beispielsweise, dass die Menschen mit ihren individuellen Ideen und Methoden einen größeren Stellenwert als das Befolgen von Abläufen besitzen (“People over Process”, wie im agilen Manifest gefordert). Die damit verbundene Freisetzung von Zeit und kreativer Kraft wird jedoch nicht gelingen, wenn die tatsächlichen Entscheidungen dann doch nach strengen Vorgaben des Projektmanagementhandbuches fallen und kreative Querdenker kaum Chancen haben, sich durchzusetzen, sondern eher ihre Karriere gefährden. …

Burnout in der IT-Branche (1)

Freitag, 22. Juni 2012 - 08:15

http://www.heise.de/resale/artikel/Burnout-in-der-IT-Branche-1589637.html

Service-Personal besonders gefährdet.
Marzena Sicking – 08.06.12

Diplom-Ingenieur Tim Sturm hat im Rahmen seines Studiums “Supervision & Coaching” an der Donau-Universität Krems einen Fragebogen entwickelt, mit dessen Hilfe er eine wissenschaftlich fundierte Aussage über das tatsächliche Ausmaß der Burnout-Gefährdung in der IT-Branche machen wollte. Weiteres Ziel war es, zu überprüfen, ob Reflexion, Coaching und Supervision tatsächlich wirksame Präventions-Instrumente sind. Teilgenommen haben insgesamt 1.155 IT-Mitarbeiter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Damit handelt es sich bei der Studie um eine der bisher größten und aussagekräftigsten Arbeiten zum Thema Burnout im IT-Bereich.

Beide Artikel: http://blog.psybel.de/stichwort/tim-sturm/

“Ad-hoc-Sentiment Analyse für Personen”

Donnerstag, 7. Juni 2012 - 23:02

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Schufa-Kritiker-befuerchten-Scoring-via-Facebook-1612731.html

… Allerdings liegen dem NDR interne Dokumente aus dem SchufaLab@HPI vor, die, in Auszügen veröffentlicht, eine deutliche Sprache sprechen. Die Rede ist von einer “Ad-hoc-Sentiment Analyse für Personen”, um aktuelle Meinungsbilder aus sozialen Netzwerken zu destillieren …

Die Schufa kümmert sich um unsere Gefühle.

 
http://www.schufa.de/de/private/presse/aktuellepressemitteilungen/120605.jsp

… Der Leiter des Hasso-Plattner-Institutes, Prof. Dr. Christoph Meinel, hierzu: “Mit der SCHUFA konnten wir ein renommiertes Unternehmen für ein gemeinsames Forschungsprojekt gewinnen, um gesellschaftlich und wirtschaftlich spannende Entwicklungen im Internet zu untersuchen.” …

(Der Link in diesem spannenden Text wurde nachträglich eingefügt.)

BDP will Unternehmen helfen

Mittwoch, 9. Mai 2012 - 23:07

http://www.heise.de/resale/artikel/Die-Psyche-macht-den-Stress-nicht-mehr-mit-1564882.html

… Dennoch sieht die Bundesregierung keinen Handlungsbedarf für rechtliche Maßnahmen. Man wolle sich des Themas aber dennoch annehmen und z.B. Grenzwerte festlegen, mit denen sich die Belastung am Arbeitsplatz künftig messen lasse. Man werde den Arbeitgebern Instrumente an die Hand geben, die dabei helfen sollen, das Problem zu lösen. …

Könnte vielleicht jemand in der Bundesregierung einmal auf die Idee kommen, wirklich auf die Umsetzung der bereits bestehenden Arbeitsschutzvorschriften zu achten?

… Konkreter klingt da schon die Ankündigung des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). Auf seiner Delegiertenkonferenz in Göttingen am 29. April kündigte der BDP an, die breite Implementierung eines Gesundheitsmanagements in Unternehmen fördern zu wollen. Basis sollen unter anderem der Bericht des Verbandes zu psychologischen Faktoren der großen Volkskrankheiten dienen sowie Informationsmaterialien und Checklisten zum betrieblichen Gesundheitsmanagement sowie ein Register mit Kontaktdaten von Gesundheitspsychologen, Coaches, Stress- und Entspannungsexperten. …

(Ein Beispiel für die Berichterstattung von heise.de)

Gesundheitsmanagement für antiquierte Menschen

Donnerstag, 22. März 2012 - 07:53

http://www.heise.de/tp/artikel/36/36609/1.html

Gesundheitsmanagement für mehr Arbeit und weniger Personal?
Birgit v. Criegern 20.03.2012
Prävention im Betrieb entspricht einer wachsenden Management-Sparte. Während Personal weiter reduziert wird und Arbeitsdruck steigt, fühlt man sich an “Human Engeneering” erinnert

Über den Gesundheitsbericht der Berliner Innenverwaltung im Februar zum Krankenstand im öffentlichen Dienst wurde ausführlich und mit alarmierendem Unterton berichtet: Sieben Wochen im Jahr seien die Bediensteten im Schnitt krankgeschrieben gewesen, das heißt: doppelt so lang wie Berliner Beschäftigte anderer Bereiche. Und für 2010 seien zweieinhalb Fehltage mehr verzeichnet worden als im Jahr davor. Empfehlungen von Gesundheitsmanagement kamen jetzt wieder zum Zug. Der Blick auf Beraterbroschüren zeigt jedoch, dass die betriebliche Prävention von Kosten- und Personalsenkungsplänen begleitet wird. Der allgemeine Trend erinnert an “Human Engeneering” gemäß dem Philosophen Günther Anders. …

… Auffällig ist nach den Gesundheits- (oder Krankheits-) berichten des letzten Jahres, dass man wachsenden Arbeitsdruck sogar allgemein eingesteht, aber strukturelle Änderungen verwirft. Weniger Arbeit kann und soll nicht gedacht werden. Und offenbar soll auch von Mehrbeschäftigung kaum mehr die Rede sein. …

… Mit dem spätfordistisch anmutenden Konzept des Gesundheitsmanagements am Arbeitsplatz könnte eben auch der Anspruch bedient werden, berufliche Sicherheit, gesellschaftliche Wertigkeit und Gesundheit zu vereinbaren.

Human Engineering

Solcher Anspruch erinnert, unter dem heutigen allgemeinen Wachstumszwang und dem akzeptierten höheren Arbeitsdruck, an das “human engeneering”, wie es der Philosoph Günther Anders in seiner kulturell-psychologischen Ausführung “Die Antiquiertheit des Menschen. Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution” (1956, Beck) konstatierte.

Eine tragende These seines Buches ist, dass der Mensch in der Zeit der industriellen Serienproduktion und der technischen Höchstleistungen – und maßgeblich auch der atomaren Forschung – nicht mehr seelisch auf dem Laufenden, “up to date” mit seinen Produkten sei. Antiquiert sei der zeitgenössische Mensch insofern, als er mit der technischen Produktion und mit der Verwertung alles Verwertbaren fortfahre, ohne die menschheitliche Auswirkung dieser Tätigkeit ins Auge zu fassen und sein Tun neu infrage zu stellen, und zurück zu steuern. Vielmehr hegte man, so der Autor, bei der fortgeführten technischen Produktionstätigkeit den Wunsch, sich der Perfektion der Dinge anzugleichen. …

(Hervorhebungen nachträglich eingetragen)

Siehe auch: http://www.google.de/search?q=Günther-Anders+Antiquiertheit

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