Archiv für Oktober, 2011

Regelungslücke psychische Belastungen schließen

Freitag, 14. Oktober 2011 - 20:50

Hans-Jürgen Urban forderte eine Anti-Stress-Verordnung. Bisher war ich der Meinung, dass es vor allem bei der Durchsetzung bestehender Gesetze hapert. Aber es gibt mehr zu dem Thema: http://www.ergo-online.de/site.aspx?url=html/aktuelles/news100811.htm

Regelungslücke auf dem Feld der psychischen Belastungen 

Download-Dokumentation der IG Metall und der Hans-Böckler-Stiftung

2011 erschien eine Dokumentation der IG Metall und der Hans-Böckler-Stiftung zum Thema Regelungslücke auf dem Feld der psychischen Belastungen. 15 Jahre nach Inkrafttreten des Arbeitsschutzgesetzes stellt sich für die Autoren die Frage, ob in Deutschland nicht ein Schutzdefizit zu den immer gravierenderen psychosozialen Gefährdungen besteht.

Die Dokumentation besteht aus drei Schwerpunkten:

  • Interview mit dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied der IG Metall, Dr. Hans-Jürgen Urban : “Die Regelungslücke psychische Belastungen schließen”.
  • Gutachten von Herrn Prof. Dr. Wolfhard Kohte: “Psychische Belastungen und arbeitsbedingter Stress – Mögliche rechtliche und sonstige Regulierungen”.
  • Gutachten von Herrn Dr. Wolfgang Bödeker und Herrn Michael Friedrichs: “Kosten der psychischen Erkrankungen und Belastungen in Deutschland”.

 
http://www.ergo-online.de/html/service/download_area/regelungsluecke_psych-belastungen.pdf


Frage: Das spricht in der Tat dafür, dass gegen Stress und Druck am Arbeitsplatz mehr unternommen werden muss. Nun gibt es aber doch seit sieben Jahren schon eine europäische Sozialpartnervereinbarung zu Stress am Arbeitsplatz. Hat die gar nichts geholfen?

Urban: Diese Rahmenvereinbarung aus dem Jahr 2004 hat wenig gebracht. Sie kam nur als freiwillige Vereinbarung zustande, weil die Arbeitgeberverbände eine verbindliche Richtlinie der EU verhindert haben. Die begrenzte Wirkung bestätigt der Evaluierungsbericht, den die EU-Kommission selbst vor Kurzem veröffentlicht hat. Die gerade für Deutschland sehr kritische Bewertung ist auffallend. Die Bundesrepublik gehört demnach zu den wenigen EU-Ländern, in denen kaum gemeinsame Aktivitäten der Sozialpartner zustande kamen. Auch auf der gesetzlichen Ebene hat sich in Deutschland in Bezug auf Stress und psychische Belastungen am Arbeitsplatz nichts getan – im Unterschied zu anderen EU-Ländern. Immerhin zeigt der Bericht, dass es infolge der Rahmenvereinbarung in 13 Mitgliedsländern gesetzliche Regelungen zur Verminderung von Stress am Arbeitsplatz gegeben hat und dass in etlichen weiteren Ländern Vereinbarungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften in diesem Sinne abgeschlossen wurden. In Deutschland aber, so kann die durchaus regierungsfreundliche Kommission nicht umhin festzustellen, ist weitgehend Fehlanzeige zu melden – erst recht in der Praxis. »In Bulgarien, der Tschechischen Republik, Deutschland und Estland sind die Ergebnisse hinter den Erwartungen zurückgeblieben«, heißt es im Bericht wörtlich – für Deutschland wenig schmeichelhaft. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland bei der Verminderung von Stress am Arbeitsplatz nicht länger Schlusslicht in Europa ist.

Betrieblich statt individuell

Freitag, 14. Oktober 2011 - 13:45

http://www.gea.de/region+reutlingen/tuebingen/
was+tun+gegen+psychische+erkrankungen+im+job+
.2237063.d_gea_mobil_article_detail.htm

12.10.2011
Arbeitsleben – Die Zunahme psychischer Erkrankungen erfordert ein Umsteuern in den Betrieben
Tübingen
Was tun gegen psychische Erkrankungen im Job?

Von Martin Schreier
 
TÜBINGEN. Es ist immer noch ein bisschen tabu, aber fast auch schon eine Binsenweisheit: Die Anzahl diagnostizierter psychischer Erkrankungen nimmt zu. Jeder zehnte Fehltag in Betrieben geht auf psychische Erkrankungen zurück, sagt Rüdiger Weckmann beim Diskussionsplenum der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft im Landkreis Tübingen (PSAG) anlässlich des Welttags der seelischen Gesundheit. …

… Zwar hätten Führungskräfte traditionell darauf zu achten, dass die Beschäftigten keinen Raubbau an ihrer Arbeitskraft betreiben. Allerdings zögen sie sich zunehmend aus dieser Fürsorgepflicht zurück, weil sie oftmals selbst keine Grenzen für ihre Selbstausbeutung kennen oder achten.

Wenn es um Lösungen geht, plädiert Weckmann für einen systemischen Ansatz, der den Arbeitgeber in die Pflicht nimmt. Zwar kann jeder Arbeitnehmer für sich individuelle Lösungen im Gesundheitswesen finden. Wirkungsvoller sei aber, die Situation in den Betrieben zu ändern. Bislang beschränke sich das Augenmerk der Betriebe weitgehend auf körperliche Belastungen.

Als konkrete Maßnahme schlägt Weckmann deshalb vor, die Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastungen in die betriebliche Gesundheitsberichterstattung aufzunehmen. Wenn der Arbeitgeber nicht selbst aktiv werde, könne der Betriebsrat jederzeit eine Gefährdungsanalyse, die auch psychosoziale Risiken einbezieht, verlangen. …

Siehe auch: http://www.arbeitstattstress.de/2011/11/schutz-vor-selbst-ausbeutung/

Niedersachsen: Arbeitsschutz ermittelt psychische Belastungen

Freitag, 14. Oktober 2011 - 13:40

http://www.reformzeit.niedersachsen.de/portal/live.php?&navigation_id=3877&article_id=11563&_psmand=14

Der starke Anstieg arbeitsbedingter psychischer Störungen kann nicht allein auf eine größere Akzeptanz dieser Krankheitsbilder in der Gesellschaft zurückgeführt werden. In der Ursachenanalyse wird immer wieder auf Aufgabengestaltung, Partizipationsmöglichkeiten, Führungsverhalten und Unternehmenskultur eingegangen. Gesundheitsmanagement und Arbeitsschutz setzen daher bei der Ermittlung belastender Arbeitsbedingungen an.

Als Mitarbeiter des Gewerbeaufsichtsamtes befasst sich Bruno Reddehase mit der Einhaltung der Anforderungen des Arbeitsschutzes und versucht einzugreifen, bevor die Menschen krank werden. “Wir ermitteln und bewerten psychische Belastungen am Arbeitsplatz”, sagt der Arbeits- und Organisationspsychologe. Aufgrund der Zunahme psychischer Erkrankungen wurde 1996 als gleichberechtigtes Ziel neben den Maßnahmen der Unfallverhütung in das Arbeitsschutzgesetz aufgenommen, dass zu den Grundpflichten der Arbeitgeber auch der Abbau von psychischen Belastungen, die zu psychischer Über- und Unterforderung führen, sowie eine menschengerechte Gestaltung der Arbeit gehört. Daher gehen Reddehase und seine Kollegen in privatwirtschaftliche Betriebe, in Einzelfällen aber auch in Betriebe des öffentlichen Dienstes wie Kindergärten, Stadtverwaltungen oder Banken, um dort über psychische Belastungsfaktoren und Bewältigungsmöglichkeiten zu informieren. Falls gewünscht, analysieren die speziell qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gewerbeaufsicht die Arbeitsbedingungen vor Ort. …

Aktualisierung: Selbstaudit in Bayern

Dienstag, 11. Oktober 2011 - 07:03

http://blog.psybel.de/selbst-audit-betriebliches-gesundheitsmanagement/

Kongressthema Psychische Belastungen

Montag, 10. Oktober 2011 - 20:54

Persönlicher Schutz, betriebliche Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
Internationale Fachmesse mit Kongress, Berlin, 2011-10-18 bis 2011-10-21
 

http://www.aplusa.de/cipp/md_aplusa/custom/pub/show,fair,aplusa11/lang,1/oid,8521/event_id,39/~/Web-EventsDatasheet/events_datasheet

Veranstaltungsdaten
Veranstaltungsort: CCD Süd Stadthalle X
Zeiten: 20.10. 09:15-12:15
Moderatoren: Dr. Jürgen Reusch
Schlagwörter: Kongressveranstaltungen
Weitere Informationen

Federführung:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)

Beschreibung:
Gute Arbeit jetzt. Immer mehr Beschäftigte wollen nicht länger vertröstet werden, wenn es um gute, langfristig gesunde Arbeitsbedingungen geht. Der Skandal um die Dortmunder Recyclingfirma ENVIO verdeutlicht, dass die Beschäftigten für schlechten Gesundheitsschutz im Betrieb und den Personallabbau in der Gewerbeaufsicht einen sehr hohen Preis zahlen.
Staatliche Stellen müssen daher das Thema gesunder Arbeitsbedingungen viel stärker aufgreifen und zum Bestandteil staatlicher Strategien, der Aufsicht und der Unterstützung der Betriebe und Beschäftigten machen. Hierzu ist der Arbeitsminister des Landes NRW eingeladen, der zu “Gesunden Betrieben mit gesunden Beschäftigten” referieren wird. Vorschläge zur besseren staatlichen Regulierung der wachsenden psychischen Belastungen werden von der IG Metall vorgestellt.
Hinsichtlich psychischer Belastungen in der Arbeitswelt wird häufig behauptet, das Thema sei schwierig und daher im Betrieb nicht praktikabel zu bearbeiten. Wir wollen zeigen, welche Ansätze zur Zeit angewendet werden und welche Ergebnisse dabei schon jetzt erzielt werden.
Viele Betriebs- und Personalräte stehen aktuell vor der Entscheidung, welche Präventionsschwerpunkte in ihrem Betrieb gesetzt werden sollen. Was ist dabei zu beachten und wie geht das überhaupt? Hierzu berichtet ein Betriebsrat zur Umsetzung der DGUV Vorschrift 2 in seinem Betrieb.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion wird unter Beteilung der Arbeitsschutzbehörden und der Arbeitgeber über die Rolle des Staates, neu fest gesetzte staatliche Arbeitsschutzziele, notwendige Beiträge des Gesetzgebers sowie die Rolle von Betriebs- und Personalräten bei der Herstellung guter Arbeitsbedingungen diskutiert.

Vorträge:
9:15 Uhr
Begrüßung
DGB Bundesvorstand

Gesunde Betriebe mit gesunden Beschäftigten
Guntram Schneider, Arbeitsminister NRW

Aufschwung auf Kosten guter Arbeit? – Aktuelle Aufgaben der Gewerkschaften und der Politik
Hans Jürgen Urban, IG Metall Vorstandsmitglied

10:35 Uhr
Pause

“Hauptsache Gesundheit” – ein ver.di – Projekt
Stefanie Nutzenberger, ver.di

“Und es geht doch”: Psychische Belastungen erfassen und reduzieren
Anne Jenter, GEW Vorstandsmitglied

Die DGUV Vorschrift 2 – Erfahrungsbericht eines Betriebsrates
Oliver Meier, Betriebsrat STILL GmbH

11:50 – 12:30 Uhr
Diskussion: Gute Arbeit jetzt! Und nicht irgendwann.
Steffen Röddecke, Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI)
Norbert Breutmann, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
sowie Hans Jürgen Urban, Oliver Meier und Anne Jenter

Kurzfassungen der Vorträge:

 

http://www.aplusa.de/cipp/md_aplusa/custom/pub/show,fair,aplusa11/lang,1/oid,8521/event_id,48/~/Web-EventsDatasheet/events_datasheet

Veranstaltungsdaten
Veranstaltungsort: CCD Süd Stadthalle X
Zeiten: 20.10. 14:00-17:00
Moderatoren: Dr. Helmut Nold
Schlagwörter: Kongressveranstaltungen
Psychische Belastungen
Weitere Informationen

Federführung:
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) / Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)

Beschreibung:
Die Erfassung psychischer Belastungen im Rahmen der gesetzlich geforderten Gefährdungsbeurteilung findet nur unzureichend statt. Unter den Ursachen, die zu dieser Situation führen, werden immer wieder Wissensdefizite und Handlungsunsicherheiten genannt. Beiträge aus der Forschung und der betrieblichen Beratung bestätigen das.

Aus der Erfassung des Bedarfs werden im Workshop verschiedene Qualifizierungsmethoden vorgestellt und Herausforderungen skizziert.
Abschließend runden Praxisbeispiele zu Vorgehensweisen in verschiedenen Betrieben die Veranstaltung ab.

Vorträge:
Qualifizierungsbedarf

14.00 – 14:10 Uhr
Gefährdungsbeurteilung zu psychischen Belastungen – Qualifizierungsdefizite
Dr. Gabriele Richter, BAuA

14.10 – 14:30 Uhr
GDA Koordinierungskreis “Psychische Belastung” – Qualifizierungsbedarf
Bettina Splittgerber, Hessisches Sozialministerium und Christian Pangert, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)

14.30 – 14:35 Uhr
Diskussion

Qualifizierungswege

14.35 – 14:55 Uhr
Qualifizierungskonzept des LASI – erste Erfahrungen
Peter Stadler, Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit München und Bettina Splittgerber, Hessisches Sozialministerium

14.55 – 15:25 Uhr
Qualifizierung und Betriebsberatung in der BG RCI
Sabine Schreiber-Costa und Roland Portun, Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI)

Qualifizierung von Betriebsräten von der IG BCE
Stefan Weis, Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE)

15.25 – 15:30 Uhr
Diskussion

Betriebliche Umsetzungen

15.30 – 15:50 Uhr
Gefährdungsbeurteilung Psychische Belastung bei der Daimler AG – Qualifizierung in der Praxis
Ines Reinhardt, Daimler AG

15.50 – 16:10 Uhr
Wie eine nachhaltige Gesundheitsförderung besser gelingen kann! Beispiel “Finanzverwaltung NRW”
Prof. Dr. Gabriele Elke, Ruhr Universität Bochum

16.10 – 16:15 Uhr
Diskussion

Einstieg und Prozess

16.15 – 16:35 Uhr
Niederschwelliger Einstieg: Vorschlag für eine betriebliche Umsetzung
Karl Busch, Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg (Südwestmetall)

16.35 – 16:55 Uhr
Integration psychischer Belastung in die GB – betrieblicher Erfahrungsbericht
Matthias Holm, Institut für Gesundheitsförderung und Personal

16.55 – 17:00 Uhr
Diskussion

Kurzfassungen der Vorträge:

Unzufriedenheit im Job

Montag, 10. Oktober 2011 - 10:22

Hessischer Rundfunk, Arbeit und Soziales
http://www.hr-online.de/website/radio/hr-info/index.jsp?rubrik=47962&key=standard_document_42811950

Die neuesten Studien sind alarmierend: Immer mehr Beschäftigte in Deutschland sind unzufrieden mit ihrem Job. Sie klagen über Arbeitsverdichtung, Stress und wenig Anerkennung. Vor allem Ältere sind frustriert.

http://mp3.podcast.hr-online.de/mp3/podcast/hr-info_arbeit_soziales/hr-info_arbeit_soziales_20111008.mp3 (11 MB)

Betriebsrat muss Gefährdungen erkennen

Freitag, 7. Oktober 2011 - 07:48

Betriebsratsseminar zum Thema “burn out”
Arbeitsgericht Essen, 3 BV 29/11, 2011-06-30
http://www.justiz.nrw.de/nrwe/arbgs/duesseldorf/arbg_essen/j2011/3_BV_29_11beschluss20110630.html

… Der örtliche Betriebsrat muss in der Lage sein, Gesundheitsgefährdungen in seinem Betrieb zu erkennen und ggf. auf Abhilfemaßnahmen zu drängen. Hierbei ist er mit Blick auf das im Rahmen des § 87 BetrVG bestehende Initiativrecht nicht darauf angewiesen, dass die Arbeitgeberin das Thema Gesundheitsschutz aufgreift. Vielmehr hat er die Kompetenz, von sich aus Maßnahmen auf örtlicher Ebene, die er für sinnvoll hält, vorzuschlagen und mit der Arbeitgeberin zu verhandeln. …

Siehe auch:

Dekra: Burnout – der moderne Arbeitsunfall

Freitag, 7. Oktober 2011 - 06:13

Diese beiden Pressemeldungen zum “Arbeitssicherheitsbarometer 2011” der DEKRA thematisieren auch den Bereich der psychische Belastungen, die dann aber in dem 28seitigen Text selbst leider kaum eine Rolle spielen. Es geht also eher um den klassischen Arbeitsschutz. Auch der wird jedoch von der großen Mehrheit der Unternehmen vor allem als Pflichtübung betrachtet. Beachten Sie: Auch dort, wo Unternehmer Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz vorzeigen können, ist der Einbezug psychisch wirksamer Belastungen eher selten.
 

http://www.dekra.de/de/pressemitteilung?p_p_lifecycle=0&p_p_id=ArticleDisplay_WAR_ArticleDisplay&_ArticleDisplay_WAR_ArticleDisplay_articleID=6729055

DEKRA stellt Arbeitssicherheitsbarometer 2011 vor
Burnout – der moderne Arbeitsunfall

Stuttgart – In den Unternehmen gehen von der Technik immer weniger Gefahren aus; an die Stelle des klassischen Unfalls bei der Arbeit treten innere Kündigung und Burnout. Bei der heutigen Vorstellung des DEKRA Arbeitssicherheitsbarometers 2011 forderten DEKRA Experten die Unternehmen auf, dem Arbeits- und Gesundheitsschutz mehr Beachtung zu schenken und ihn als Investition in die Zukunft zu begreifen. Durch  Ausfallzeiten entsteht der deutschen Wirtschaft nach offiziellen Zahlen ein Schaden von jährlich 43 Mrd. Euro.

Für das DEKRA Arbeitssicherheitsbarometer hat die Expertenorganisation  DEKRA bundesweit über 600 Unternehmen per Online-Fragebogen  zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in ihren Betrieben befragt: nach dem Status, den Zielen und den Zukunftsaufgaben.

Mark Thomä, Mitglied des Vorstands der DEKRA SE und Leiter der Business Unit DEKRA Industrial: „Die positive Entwicklung bei den Unfallzahlen ändert  nichts an der Tatsache, dass die Anzahl der Unfälle und Krankheiten immer noch viel zu hoch ist. Die immer noch häufig als Kostenfaktor wahrgenommene Risikoprävention muss zunehmend als lohnende Investition für das Unternehmen betrachtet werden. Unter dem Strich rechnet sich Arbeits- und Gesundheitsschutz immer.“

Einerseits gibt es einen historischen Tiefstand bei den Arbeitsunfällen, andererseits gerät in den Betrieben das Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz aus dem Fokus. Dies führt dazu, dass der „Produktionsfaktor Mensch“ tendenziell vernachlässigt und der immer komplexeren Arbeitswelt zu wenig Rechnung getragen wird. Die Folge ist ein Anstieg von Belastungen. Burnout und innere Kündigung sind dafür nur zwei Beispiele. Die Befragungsergebnisse machen folgendes deutlich:

  • Das Management erkennt nicht die Produktivitätsreserven, die sich über verringerte Unfallzahlen und Krankheitstage  –  also eine gesunde und  motivierte Belegschaft – verwirklichen lassen. Die Betriebe werden im Arbeitsschutz meist nur aktiv, weil sie gesetzliche Vorschriften befolgen müssen (84 Prozent der Nennungen) und nicht, weil sie den wirtschaftlichen Nutzen sehen (31 Prozent) oder aus „ethischen Gründen“ (38 Prozent).
  • Die Unternehmen sehen im „Verhalten der Mitarbeiter“ selbst die größte Gefahrenquelle. Jeder Zweite (50 Prozent) nennt seine Belegschaft als Hauptquelle für Unfallrisiken, gefolgt von „zunehmenden Druck auf die Mitarbeiter“ (20 Prozent) und „Unkenntnis der Mitarbeiter“ (17 Prozent).
  • Viele Maßnahmen werden  offenbar als wirkungslos empfunden. So veranstalten neun von zehn Unternehmen Schulungen zum Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz (89 Prozent), aber nur zwei Drittel (70 Prozent) glaubt an die Wirksamkeit der Maßnahme. An die Wirkung von ausgehängten  Betriebsanweisungen glaubt nicht einmal jeder zweite Befragte (45 Prozent) obwohl vier von fünf Firmen (79 Prozent) Anweisungen aushängen.
  • Die Führungskräfte unterschätzen die Unfallrisiken in ihren Unternehmen insgesamt. Vier von fünf (82 Prozent) der Unternehmen gehen davon aus, dass in ihrem Umfeld das Unfallrisiko „insgesamt geringer“ ist als anderswo.

Lothar Kreutz, Geschäftsführer DEKRA Industrial GmbH: „Der Arbeits- und Gesundheitsschutz steht vor dem Hintergrund alternder Belegschaften, des Fachkräftemangels und einer komplexeren Arbeitswelt vor neuen Aufgaben. In Zukunft werden nachhaltig angelegte, ganzheitliche  Konzepte zum Arbeits- und Gesundheitsschutz benötigt, die die Bedeutung des Produktionsfaktors Mensch angemessener berücksichtigen.“

Sebastian Bartels, DEKRA Konzernbeauftragter Arbeits- und Gesundheitsschutz und Business Line Manager Management Systems: Die Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes müssen die Mitarbeiter erreichen, um wirksam zu werden. Es gilt, die Führungskräfte einzubinden, zu schulen und sie in die Lage zu versetzen, ihrer Verantwortung auch im Gesundheitsschutz nachzukommen und eine Vorbildfunktion einnehmen zu können. Das Ziel muss es sein, eine Gesundheits- und Sicherheitskultur zu etablieren, die sich letztlich positiv auf die Produktivität auswirkt.“

(“Die Betriebe werden im Arbeitsschutz meist nur aktiv, weil sie gesetzliche Vorschriften befolgen müssen …” nachträglich durch Fettdruck hervorgehoben; siehe zum Vergleich auch http://blog.psybel.de/esner/)
Anmerkung: Arbeitsunfall der Moderne war bereits im Jahr 2006 die Überschrift eines Artikels von Thomas Gesterkamp in der Zeitschrift des Bundestages “Das Parlament”.

 
http://www.dekra.de/de/pressemitteilung?p_p_lifecycle=0&p_p_id=ArticleDisplay_WAR_ArticleDisplay&_ArticleDisplay_WAR_ArticleDisplay_articleID=6728756

DEKRA: Maßnahmen gegen Burnout und Ausfälle installieren
Fehlzeiten systematisch reduzieren

Stuttgart –  Unternehmen nutzen zu wenig die Möglichkeiten zur Gesundheitsvorsorge im Betrieb, stellen die Experten von DEKRA fest. Wie aus dem DEKRA Arbeitssicherheitsbarometer 2011 hervorgeht, installieren vier von fünf Unternehmen Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in erster Linie, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist. Der wirtschaftliche Nutzen einer gesunden Belegschaft ist vielen Führungskräften offenbar zu wenig bewusst – trotz der steigenden Zahl von psychischen Erkrankungen, dem demographischem Wandel und dem Fachkräftemangel. Der deutschen Wirtschaft entsteht nach offiziellen Zahlen durch Arbeitsunfähigkeit ein volkswirtschaftlicher Schaden von 43 Mrd. Euro.

„Der technische Arbeitsschutz ist rechtlich klar geregelt, gegen ungesunden Stress gibt es aber keine vergleichbaren Gesetze“, erläutert Sebastian Bartels, DEKRA Konzernbeauftragter Arbeits- und Gesundheitsschutz. „Hier sind die Unternehmen in der Pflicht, ihre Aufgabe selbst wahrzunehmen und ein System zu installieren, das beispielsweise Fällen von Burnout vorbeugt.“ In einem so genannten betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) werden alle technischen, organisatorischen und personenbezogenen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz systematisch gebündelt, als Regel festgeschrieben und deren Einhaltung überwacht.

So zeigt das DEKRA Arbeitssicherheitsbarometer 2011, für das über 600 Unternehmen befragt wurden, deutliche Defizite im Arbeits- und Gesundheitsschutz in den Unternehmen. Nur ein Drittel der Firmen nennt den wirtschaftlichen Nutzen als Grund, im Arbeits- und Gesundheitsschutz aktiv zu werden. Jeder zweite Befragte sieht im Verhalten seiner Belegschaft selbst die Hauptquelle für Gefährdungen, gefolgt von Stress und Unkenntnis. Einzelmaßnahmen wie Schulungen oder ausgehängte Betriebsanweisungen sind zwar üblich, werden aber selbst vom Management oft für wirkungslos gehalten.

Muskel- und Skeletterkrankungen waren 2009 nach Zahlen des AOK-Reports  2010  für die meisten Krankheitstage verantwortlich (23 Prozent). In der Statistik folgen Atemwegserkrankungen (14 Prozent), akute Verletzungen (12,3 Prozent) und psychische Erkrankungen (8,6 Prozent). Psychische Erkrankungen nehmen laut AOK dabei kontinuierlich zu: Seit 2004 soll sich die Zahl verzehnfacht haben. Bei einer Atemwegserkrankung fehlt ein Beschäftigter im Schnitt  nur 6,5 Tage, bei einer psychischen Erkrankung sind es fast 23 Tage.

DEKRA… (neuer Blog-Link)

Freitag, 7. Oktober 2011 - 06:10

Neue URL (wegen Schwierigkeiten mit IE):

 

Maybrit Illner verbrät Sendezeit

Donnerstag, 6. Oktober 2011 - 23:06

In Maybrit Illners heutigem Talk zum Burn-Out langweilte die Journalistin. Sie weiß inzwischen, dass die Mehrheit der Arbeitgeber die Regeln des Arbeitsschutzes missachtet. Aber weil das nicht so mediengerecht ist, geht sie das Thema nicht an. Seichtes Geplauder im ZDF. Aber vielleicht überrascht Rechtsbruch inzwischen wirklich nicht mehr, wenn ihn Unternehmen begehen.

Erst eine Chatterin brachte das Thema des Arbeitsschutzes in die Diskussion ein. Christine Haderthauer griff das auf. Und sie sagt es:

Es gibt jede Menge Arbeitsschutzgesetze und trotzdem passiert es, dass sich die Leute nicht an sie halten.

Von allen Diskussionsteilnehmern war die CSU-Politikern die kompetenteste. Das beruhigt, denn sie ist die Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen. http://maybritillner.zdf.de/ZDFde/inhalt/4/0,1872,8355812,00.html?dr=1:

Als Beispiel nannte die CSU-Politikerin die Ausweitung der Gewerbeaufsicht von der technischen Kontrolle hin zur Überwachung psychischer Gefahren am Arbeitsplatz. “Die Arbeitsrisiken verlagern sich sehr stark vom körperlichen in den psychischen Bereich”, argumentierte die Ministerin. Auch könne der Staat Unternehmen beim “ganzheitlichen Gesundheitsmanagement” helfen, wie es bereits in Bayern geschehe.

Steghard Bender von der IG Metall griff nicht (wie Christine Haderthauer) das nun doch aufgetauchte Thema Arbeitsschutz auf, sondern macht es gleich wieder kaputt. Er kennt anscheinend auch hier nur das Arbeitszeitgesetz und Tarifrecht. Schade. Es gibt in der IGM Leute, die sich besser mit dem Thema auskennen.

Der Unternehmer Stefan M. Knoll erwähnte die Möglichkeit der Eigenkündigung Betroffener. Mehrfach. Diese Möglichkeit besteht tatsächlich und darf natürlich erwähnt werden. Seine Pflichten als Arbeitgeber im Arbeitsschutz dürfen auch erwähnt werden. Aber der Unternehmer thematisiert sie nicht. Soweit die “ganzheitliche” Betrachtungsweise dieses Arbeitgebers.