Archiv für April, 2014

Unternehmen in der Psychofalle

Montag, 28. April 2014 - 22:28

Es geht hier um Regina Mahlmanns Buch.
http://soziologieheute.wordpress.com/2012/09/30/mahlmann-regina/

Heutzutage werden Führungskräfte immer mehr in eine Rolle gedrängt, wo sie für das „psycho-physisch-soziale Gesamtwohl” ihrer MitarbeiterInnen verantwortlich sein sollen; Unternehmen werden zunehmend als „umfassende Fürsorgeeinrichtungen” betrachtet. [...]

Ich halte es auch aus Arbeitnehmersicht für gefährlich, von Führungskräften ein Verhalten zu erwarten, dass sie nicht wirklich erbringen können. Die Überforderung von Führungskräften ist nicht der richtige Weg, psychische Fehlbelastungen aller Beschäftigten in einem Betrieb zu mindern. Auch Führungskräfte haben ein Recht auf einen ganzheitlichen Arbeits- und Gesundheitsschutz. Den brauchen sie auf der unteren und mittleren Führungsebene ganz besonders.

Bei zu viel „Fürsorge” für die Mitarbeiter entwickeln sich zu leicht Verhältnisse im Team, die die Arbeit von erwachsenen Menschen nicht gerade fördern und immer wieder zu Enttäuschungen durch Überforderung der Führungskraft führen werden. Realistischer ist, wenn Führungskräfte munter und gelegentlich auch etwas unsicher drauflos legen können, aber wirklich offen für Feedback von Mitarbeitern sind, wenn die Führung tatsächlich oder auch nur vermeintlich in die falsche Richtung geht. Fehler müssen erlaubt sein, damit man freimütig darüber sprechen und sich damit gegenseitig helfen kann. Dann ist auch Kommunikation auf Augenhöhe zwischen Chef und Mitarbeiter eher möglich.

Siehe auch: https://www.google.com/search?q=”Regina+Mahlmann”+”Unternehmen+in+der+Psychofalle”

Managerpersönlichkeit als Superperson

Sonntag, 27. April 2014 - 19:27

http://www.religionspolitologie.de/Projekte#Corporate

Figuren des Erfolges
(Marc Schlette)
Die gegenwärtige Wirtschaftswelt ist durch Komplexität, Krisen und tiefgreifende Veränderungsprozesse gekennzeichnet, die kaum zu verstehen sind. Scheinbar zwangsläufig entsteht hier ein Bedarf an Orientierung. Doch wer orientiert wen in welcher Absicht und auf welcher theoretischen Grundlage? Ist das, was in Unternehmen und Management an „Philosophie“ angeboten wird, ein Ausweg aus der Krise? Welche Ideen werden hier vertreten und was ist in diesem Zusammenhang von der Verwendung religiöser Symbolik zu halten?
Anhand der Analyse ausgewählter Unternehmens- und Managementphilosophien werden die mitunter weit ausholenden Deutungen von Mensch, Welt, Wirtschaft und Gesellschaft kritisch in den Blick genommen. Dabei werden drei gängige Figuren des Erfolges herauspräpariert:

  1. die Idee des Unternehmens als Werte- und Sinngemeinschaft,
  2. die Überhöhung der Unternehmer- und Managerpersönlichkeit zur Superperson und
  3. die Idee totaler Selbstverantwortlichkeit für individuellen Lebenserfolg.

Das Ergebnis lautet: Was als „Philosophie“ bezeichnet wird, ist vielfach Ideologie – und der Versuch der planmäßigen Produktion von Sinn, Werten und Emotionen ein fragwürdiges Projekt.
In der in Kürze im Verlag Königshausen & Neumann erscheinenden Studie wird
gezeigt, dass die präsenten Legitimationen des Führens und Geführtwerdens Grundlagen der Arbeitsgesellschaft und das Maß ihrer Humanität tangieren.
gefördert durch:
Hans Böckler Stiftung

Marc Schlette (2005): Figuren des Erfolges: Zur politischen Kritik von Unternehmens- und Managementphilosophie, ISBN 9783826031670

Nach meinem Gefühl kommen die Unternehmer- und Managerpersönlichkeiten heute wieder normalmenschlicher und entzauberter daher, die Bezüge bleiben aber weiterhin ziemlich hoch.

Irrtum der DAkkS im neunten Monat

Freitag, 25. April 2014 - 07:10

Die DIN SPEC 91020 ist weder eine “Norm” noch eine “Spezialnorm”. Schon gar nicht ist sie eine “Spezialnorm für die Organisation des betrieblichen Gesundheitsschutzes”, sondern für das Gesundheitsmanagement. Der Irrtum steht aber immer noch im Internet.

OHSAS 18001 in Bangladesch

Donnerstag, 24. April 2014 - 22:57

Vor einem Jahr bezahlten in Bangladesch mehr als tausend Menschen mit ihrem Leben dafür, dass auch Deutsche sich über Billigtextilien freuen können. Hier kommt dann auch mal das nicht so populäre Thema der Zertifikate im Arbeitsschutz in die Nachrichten.

https://www.linkedin.com/groups/Why-not-certification-agencies-in-4667343.S.5799411880426487809

Why not certification agencies in Bangladesh are blacklisted for issuing fake certificate of ISO 9001, ISO 14001, OHSAS 18001 and SA 8000. and also made a party to fake system under the law [...]

Wer sich hier über schlechtes Englisch beschwert, hat vielleicht nicht die richtigen Prioritäten. Hier wurde gefragt, warum Zertifizierer, die in Bangladesch Scheinzertifikate nach of ISO 9001, ISO 14001, OHSAS 18001 und SA 8000 erteilen, nicht auf eine schwarze Liste kommen.

Es gibt für deutsche Klamottenhandelsketten wohl kaum Zulieferer in Bangladesch, die nach OHSAS 18001 zertifiziert sind. Und wenn sie es wären, würde wahrscheinlich erst recht nicht allzu genau hingesehen werden. Hier ist Zertifizierung von Arbeitsschutzmanagementsystemen ein Instrument organisierter Verantwortungslosigkeit nicht nur deutscher Firmane, sondern auch die Kunden wollen’s mehrheitlich eigentlich nicht so genau wissen.

Im Zusammenhang geraten dann auch deutsche Zertifizierer in die Nachrichten. Wenn sie ihren Aufgaben anständig gerecht werden wollen, stehen sie in einem Land wir Bangladesch sicherlich vo großen Herausforderungen.

Berufliche Mobilität und Stress

Donnerstag, 24. April 2014 - 16:52

http://verhalten.wordpress.com/berufliche-mobilitat-und-stress/ (Christoph Bördlein)

Die gute Fee der DGUV

Donnerstag, 24. April 2014 - 07:02

Den Weihnachtsmann hatten wir schon dort, wo er hingehört: im Dezember. Nun kommt die Fee dran (http://www.dguv.de/dguv/de/Presse-Aktuelles/Podcasts/Video-Podcasts/index.jsp):

Die gute Fee

Präventionsfilm zu psychischen Belastungen bei der Arbeit

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung hat einen weiteren Präventionsfilm zum Thema psychische Belastung am Arbeitsplatz veröffentlicht. Die Hauptrolle übernimmt die gute Fee.

DEKRA prüfte Zalando

Mittwoch, 23. April 2014 - 07:42

http://www.zalando.de/zalando-logistik/

[...] Zusätzlich lassen wir einmal pro Quartal an allen unseren Logistikzentren sowie an den Standorten unserer Dienstleistungspartner die Arbeitsbedingungen und Sozialstandards durch die DEKRA als unabhängiges Institut überprüfen. Diese Überprüfungen haben uns in den letzten Jahren stets sehr gute Arbeitsbedingungen bescheinigt. So ergab der letzte DEKRA-Bericht am Standort Erfurt beispielsweise ein Gesamtergebnis von 1,3 (von 1 – sehr gut bis 4 – nicht akzeptabel). [...]

Welche Meßlatte verwendet die DEKRA bei ihren Audits? Zalando arbeitet mit “eigenen Sozialstandards” für die eigenen Standorte und externe Logistik-Dienstleister (dpa 2013-02-18). DEKRA prüfte also nur das, was die Zalando-Unternehmensleitung für nötig hält. Bereiche wie der Arbeits- und Gesundheitsschutz wurden nicht gemäß weitgehend anerkannten Standards geprüft, die Absprachen mit den Mitarbeitern bei der Umsetzung der Standards fordern. Schafft Zalando es nicht, sich an anerkannten Standards zu orientieren?

Außerdem können die DEKRA-Auditoren nur beurteilen, was das Unternehmen ihnen zeigt. Auditoren könnten die Darstellungen der Arbeitgeberseite mit Arbeitnehmervertretern verifizieren, aber nach meiner Erfahrung suchen externe Auditoren leider nur sehr selten das Gespäch mit Arbeitnehmern bzw. Arbeitnehmervertretern. Hier sollten Auditoren von sich aus mehr Eigeninitiative entwickeln.

Welchen Wert hat eine Überprüfung durch DEKRA überhaupt? Ist sie hilfreich für das auditierte Unternehmen oder kann das auditierte Unternehmen dem Ruf der DEKRA-Auditoren auch Schaden zufügen? Wofür geben sich Zertifizierer wie DEKRA her? Zalando hat in Erfurt nicht einmal einen Betriebsrat, mit dem die DEKRA-Auditoren ihre Beobachtungen hätte verifizieren können (wenn sie das überhaupt gewollt hätten). Bei einem derart großen Betrieb schadet das Fehlen einer Arbeitnehmervertretung der Glaubwürdigkeit von Audits sozialer Standards. Kleiner Hinweis: Das Arbeitsschutzthema “psychische Belastungen” war der Anlass für die Gründung des ersten Betriebsrates in einem Apple-Store.

Und welchen Wert hat eine Überprüfung durch die behördlichen Aufsicht? Kann man von der Gewerbeaufsicht und der Berufsgenossenschaft erwarten, dass sie von ihr übersehene Mängel nachträglich überprüfen oder wird ihnen zur Gesichtswahrung die Verteidigung ihrer bisherigen Beurteilungen wichtiger sein? Wer kümmert sich wirklich um die Arbeitnehmer?

HAWARD weiß etwas über die DAkkS

Mittwoch, 23. April 2014 - 06:55

http://www.haward.de/index2.php (2014-04-15 00:55:52)

[...] Großes Interesse weckt in der Branche die DIN SPEC 91020 BGM. Ein Standard, der mit hoher Wahrscheinlichkeit noch in diesem Jahr von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) akkreditiert wird. [...]

Die DAkkS wird sich sicherlich freuen, dass HAWARD ihr die Ankündigungsarbeit abnimmt und dass man nicht nur Zertifizierer, sondern auch Standards akkreditieren kann.

Schädlicher Stress beschleunigt das Altern

Dienstag, 22. April 2014 - 06:08

http://www.scinexx.de/dossier-detail-618-9.html (Nadja Podbregar, 2013-01-25)

Warum Stress alt macht

Psychische Belastung wirkt auf die Chromosomen

Wenn ein Mensch über längere Zeit gestresst ist, sieht man ihm die psychische Belastung oft auch an: Er wirkt grau und müde und scheint sogar mehr Falten bekommen zu haben. Ob dieser subjektive Eindruck trügt oder ob Stress uns tatsächlich körperlich schneller altern lässt, war lange Zeit unklar. Unter anderem deshalb, weil die Prozesse der Zellalterung und ihre Einflussfaktoren erst in den letzten Jahren genauer ergründet worden sind. Inzwischen aber zeigt sich, dass psychischer Stress tatsächlich das Altern auf zellulärer Ebene beschleunigt. [...]

[...] “Psychologischer Stress könnte die Zellalterung theoretisch auf drei ganz unterschiedlichen Wegen beeinflussen”, erklärt [Elizabeth Blackburn].

  • “Er könnte die Funktion oder Zahl der Abwehrzellen und damit das Immunsystem verändern,
  • er könnte den oxidativen Stress durch aggressive Moleküle erhöhen
  • oder aber die Aktivität des Enzyms Telomerase beeinträchtigen.”

[...]

Mit “psychologischer Stress” und mit “psychische Belastung” sind hier wohl solche Belastungen gemeint, mit denen Sie sich nicht wohlfühlen.

Institut zur Zukunft der Arbeit

Samstag, 19. April 2014 - 09:32

Im September 2013 forderte Prof. Dr. Klaus Zimmermann, Direktor des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), die Redaktion der Blätter für Deutsche und internationale Politik sowie den Autor Werner Rügemer auf, folgende Aussagen zu unterlassen:

  • „faktenwidrig bezeichnet sich das Institut als »unabhängig«“
  • „Von »freier Wissenschaft« kann hier allerdings beim besten Willen nicht gesprochen werden“
  • das IZA betreibt Lobbying
  • (durch eine bestimmte Berichterstattung) den Eindruck zu erwecken, dass das IZA nicht über ihre private Finanzierung informiere.

Quelle (zum Weiterlesen empfohlen): http://www.nachdenkseiten.de/?p=21447

Dank der Aufforderung des IZA wurde ich auf Werner Rügemers Artikel aufmerksam. Der Titel des Artikels ist „Die unterwanderte Demokratie – Der Marsch der Lobbyisten durch die Institutionen“. Darin hat der Verlag leider nicht angegeben, wo er mit Streichung von Textstellen den Forderungen des IZA nachgekommen ist.

Rügemer selbst kam den Forderungen nicht nach. Deswegen gibt es einen Verhandlungstermin: 2014-05-09, 11 Uhr. Die Verhandlung soll in der Pressekammer des Landgerichts Hamburg stattfinden. In Rolf Schälikes aktionskünstlerischer „Bukeismus“-Website findet man auch das Aktenzeichen: Az. 324 O 19/14.

Agenda-setting: Nach meinem Eindruck versucht das Institut tatsächlich, Politik zu beeinflussen, z.B. mit den IZA-Standpunkten. Beispiel (IZA Standpunkte Nr. 56, Reflektionen zur Zukunft der Arbeit, Klaus F. Zimmermann, 2013, http://ftp.iza.org/sp56.pdf):

[...] Es wäre deshalb falsch, an dieser Stelle nur die Nachteile in Form eines zweifellos komplexer werdenden Erwerbslebens zu sehen und somit neuen politischen Regulierungsbedarf in Sachen Arbeitnehmerschutz zufordern. Unsere Ansprüche an den eigenen persönlichen Nutzen lassen sich ebensowenig wieder „zurückdrehen“ wie wir die Hoffnung nähren sollten, dass die allgegenwärtigen globalen Wettbewerbsbedingungen und die daraus entstehenden Flexibilisierungsnotwendigkeiten jemals wieder „verschwinden“ werden. [...]