Archiv für Februar, 2013

Fehldiagnose in der Ärztezeitung

Donnerstag, 28. Februar 2013 - 00:46

Ärzte Zeitung, 27.02.2013, Kommentar zu Burn-out von von Sunna Gieseke: Es fehlt die Therapie (http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/versorgungsforschung/article/834375/fehlt-therapie.html):

[...] Der Grund für die Zunahme psychischer Erkrankungen liegt offenbar darin, dass das Bewusstsein für psychische Erkrankungen gewachsen ist – bei Ärzten und Patienten. Entsprechend sind die Diagnosezahlen für diese Leiden deutlich nach oben geschnellt. [...]

Offenbar? Aber man kann in der Ärztezeitung (auch von Sunna Gieseke) dann doch noch nachlesen, was fehlt (http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/versorgungsforschung/article/834368/dak-report-burn-out-keine-volkskrankheit.html):

[...] In den Betrieben habe es hingegen noch kein Umdenken gegeben: Psychische Erkrankungen seien nach wie vor stigmatisiert. Das Verständnis von Kollegen für psychische Probleme werde im Jahr 2012 eher pessimistischer eingeschätzt als 2004, so der DAK-Chef [Herbert Rebscher]. [...]

Die “Stigmatisierung” besteht allerdings darin, dass der Mehrheit der Arbeitgeber der Wille fehlt, sich an die Vorschriften zu halten und auf die Mitarbeiter wirkende psychische Gefährdungen pflichtgemäß zu beurteilen. Rechtsbruch ist für die Unternehmen billiger.

Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2011

Mittwoch, 27. Februar 2013 - 21:43

http://www.baua.de/de/Presse/Pressemitteilungen/2013/02/pm015-13.html

… Der Schwerpunkt des SuGA widmet sich in der Ausgabe 2011 der psychischen Belastung am Arbeitsplatz und den psychischen Erkrankungen. Daten und neue Erkenntnisse dazu hat die BAuA schon im Stressreport 2012 im Januar 2013 veröffentlicht. Der SuGA bietet nun Zahlen zu Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentungen aufgrund psychischer Erkrankungen. Psychisch belastende Arbeitsbedingungen sind demnach in der Arbeitswelt nach wie vor stark verbreitet. Sie haben in den vergangenen Jahren jedoch nicht zugenommen, wie ein Vergleich zu Erhebungen aus den Jahren 2005/2006 zeigt. Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen hat unterdessen zugenommen. Im Jahr 2008 waren es noch 41 Millionen verpasste Arbeitstage, im Jahr 2011 bereits 59,2 Millionen. Bei der Ursachenforschung ist jedoch [zu] berücksichtigen, dass psychische Belastung nicht nur in der Arbeitswelt auftritt. Auch kann sie andere Folgen als psychische Störungen haben, wie beispielsweise Herzkreislauf- oder muskulo-skelettale Erkrankungen. …

(Link nachträglich in das Zitat eingetragen)

Sie lernen’s nicht: “Psychisch belastende Arbeitsbedingungen sind demnach in der Arbeitswelt nach wie vor stark verbreitet.” Das ist aber doch noch nicht das Problem. Arbeit ist grundsätzlich psychisch belastend. Psychische Belastung ist ein Kennzeichen der Arbeit, die Menschem miteinander leisten. Schlecht dagegen sind Fehlbelastungen. Der Unterschied sollte endlich einmal begriffen werden, denn in den Betrieben müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer miteinander vereinbaren, wie sie Fehlbelastungen und Belastungen voneinander unterscheiden.

In nach OHSAS 18001 zertifizierten Betrieben kann man Fehlbelastungen als arbeitsbezogene Ereignisse definieren, die eine Verletzung oder Erkrankung (ohne Berücksichtigung der Schwere) oder einen tödlichen Unfall zur Folge hatten oder hätten zur Folge haben können. (Arbeitsbedingte Erkrankungen sind erkennbare, nachteilige physische oder mentale Zustände, die durch eine Arbeitstätigkeit und/oder durch eine Arbeitssituation entstanden sind und/oder verschlechtert wurden.) Die Praxis in den Betrieben zeigt jedoch, das trotz stolz vorgezeigter Zertifikate Vorfälle, die krankmachende psychische Fehlbelastungen sein können, überhaupt nicht erfasst werden. Es ist sogar möglich, dass die Erfassung in zertifizierten Betrieben proaktiv vermieden wird. Hier versagen die Zertifizierungsgesellschaften und die Deutsche Akkreditierungsstelle gemeinsam. Die Gewerkschaften sind leider auch noch nicht so weit, dass sie erkennen, dass die Arbeitnehmervertretungen selbst Auditfähigkeiten entwickeln müssen. Heute ist jedenfalls nicht sichergestellt, dass Zertifikate nach OHSAS 18001 mehr sind, als nur eine Farce.

So halten es die Betriebe mit dem Arbeitsschutzgesetz

Montag, 25. Februar 2013 - 08:01

http://www.haufe.de/arbeitsschutz/gesundheit-umwelt/so-halten-es-die-betriebe-mit-dem-arbeitsschutzgesetz_94_165304.html

Krank durch Psycho-Stress ist in allen Branchen ein Thema. Allerdings kaum ein Thema ist Psycho-Stress bei der Gefährdungsbeurteilung. Doch wer die Ursachen nicht sehen will, kann auch nichts dagegen unternehmen.

Eine Repräsentativumfrage der Beschäftigten zum DGB-Index „Gute Arbeit“, 2012, belegt, dass das Arbeitsschutzgesetz in deutschen Unternehmen selten zum Schutz vor psychischen Belastungen umgesetzt wird.

Haufe berichtet auch, dass in größeren Betrieben bei der Gefährdungsbeurteilung eher nach psychischen Belastungen gefragt werde. Man sollte hierbei jedoch an die Möglichkeit denken, dass große Unternehmen bei Angaben zur Gefährdungsbeutreilungspraxis schlicht lügen könnten, zumal die Gewerbeaufsichten auch heute noch mit der Kontrolle überfordert sind: Sie lassen sich von Fragen zur psychischen Belastung in Formularen beeindrucken und prüfen nicht, ob die zum Ausfüllen dieser Formulare erforderlichen Prozesse mitbestimmt und ausreichend implementiert sind.

Siehe auch: http://blog.psybel.de/psychische-belastungen-bei-80-der-betriebe-nicht-beurteilt/

Klarstellung im deutschen ArbSchG

Montag, 25. Februar 2013 - 07:58

http://www.bptk.de/aktuell/einzelseite/artikel/psychische-g-4.html

BPtK 21. Februar 2013
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
Bundestag berät Änderung des Arbeitsschutzgesetzes

Keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit. Das soll künftig auch im deutschen Arbeitsschutz gelten. Eine entsprechende Klarstellung im Arbeitsschutzgesetz wird heute im Bundestag in erster Lesung beraten (BT-Drs. 17/12297). Danach ist künftig die Arbeit so zu gestalten, dass eine Gefährdung sowohl der physischen als auch der psychischen Gesundheit der Beschäftigten möglichst vermieden oder eine verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird. Darüber hinaus wird gesetzlich festgeschrieben, dass die Gefährdungsbeurteilungen auch die psychischen Belastungen bei der Arbeit berücksichtigen müssen.

Was ist das nun? Eine Klarstellung? Eine Erweiterung erst für die künftige Gestaltung der Arbeit?

Antwort: Seit 1996 hatte die Arbeit so gestaltet zu werden, dass eine Gefährdung sowohl der physischen als auch der psychischen Gesundheit der Beschäftigten möglichst vermieden oder eine verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird. Schon seit Inkrafttreten des bisherigen Arbeitsschutzgesetzes galt, dass die Gefährdungsbeurteilungen auch die psychischen Belastungen bei der Arbeit berücksichtigen müssen. Das wird nun klargestellt.

Siehe auch: http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP17/500/50024.html

Klarstellung in Österreich

Montag, 25. Februar 2013 - 06:24

http://evaluierung-psychischer-belastungen.at/2013/02/21/explizite-neuregelungen-der-aschg-novelle-bzgl-arbeitspsychologie/

… Aus den Erläuterungen zur Regierungsvorlage: Bei den Änderungen in § 2 Abs. 7 und 7a [des Arbeitnehmerschutzgesetzes] handelt es sich um bloße Klarstellungen, bereits nach geltender Rechtslage sind die dort angeführten Begrifflichkeiten so zu verstehen. …

Diese Klarstellung wird auch in Deutschland nötig sein. Schon heute versuchen Unternehmen in Deutschland, ihre vorsätzliche Mißachtung der Arbeitsschutzvorschriften mit einer vermeintlichen Unklarheit des Arbeitsschutzgesetzes zu begründen. Dabei gab es eine ganz klare Gestaltungspflicht. Darauf reagierte die Mehrheit der deutschen Arbeitgeber mit einer kindischen “mir-hat-ja-keiner-vorgeschrieben-was-ich-tun-soll”-Haltung. Während Ursula von der Leyen von “scharfen Gesetzen” schwätzt, ist bis heute kein Arbeitgeber für Verletzungen belangt worden, die er seinen Mitarbeitern zugefügt hatte. Ob sich das nach den in Deutschland vorgesehenen Änderungen des Arbeitsschutzgesetzes verbessern wird?

Österreichisches Arbeitnehmerschutzgesetz: http://www.jusline.at/ArbeitnehmerInnenschutzgesetz_%28ASchG%29.html

Nichts verpasst bei M. Illner

Freitag, 22. Februar 2013 - 17:20

M. Illner, Phönix. Es geht um Stress. Illners Team hat sich die originelle Frage, ob Arbeit krank mache, als Aufmacher selbst ausgedacht: “Ausgepowert, ausgelagert, ausgebeutet – Macht Arbeit krank?”. Gähn.

Neue Erkenntnise gab’s beim Talk heute nicht. Sie haben nichts verpasst.

Abschalten dürfen im BMAS

Donnerstag, 21. Februar 2013 - 20:15

In http://www.sueddeutsche.de/karriere/arbeitszeitregeln-im-arbeitsministerium-aussen-hui-innen-pfui-1.1605704 und auf der ersten Seite der gedruckten SZ beobachtet Thomas Öchsner, dass auch Ursula von der Leyens eigene Mitarbeiter nicht immer erreichbar sein wollen.

Selbstdarstellung 2012

Sonntag, 17. Februar 2013 - 09:04

Die Geschäftsberichte der Unternehmen sind draußen.
http://www.google.de/search?q=Bericht-2012+Gefährdungsbeurteilung+OHSAS-18001

Hoffnung auf Alphaweibchen

Donnerstag, 14. Februar 2013 - 07:15

http://www.tagesspiegel.de/meinung/ueberforderung-am-arbeitsplatz-sind-wir-selbst-schuld-an-der-stressspirale/7705908.html

[...] Umso erstaunlicher, wie wenig in den Firmen in Personalentwicklung und Personalführung investiert wird. Eine Erklärung dafür steht im aktuellen Stressreport: Führungskräfte sind häufig besonders belastet und können deshalb nicht ordentlich führen. Weil sie sich überfordern, weil sie nicht delegieren können, weil sie andere nicht neben sich hochkommen lassen. Diese unverzichtbaren Alphamännchen sind Teil des Problems. Mit der zunehmenden Präsenz von Frauen in Führungspositionen wird sich das hoffentlich ändern. [...]

Ob das was wird? Im ersten konkreten Fall eines sowohl rechtsbrecherischen wie auch normenwidrigen (OHSAS 18001) Umgangs mit der Fehlbelastungsmitteilung eines Mitarbeiters, der mir bekannt wurde, war es die Chefin des Mitarbeiters, die ihm - ohne überhaupt an eine Gefährdungsbeurteilung zu denken - sofort eine Rückstufung in eine niedrigere Gehaltsklasse anbot. In der HR-Abteilung, die sich an diesem Verstoß gegen das Arbeitsschutzgesetz beteiligte, saßen überwiegend Frauen.

Chancengleichheit bedeutet eben auch gleiche Chancen für Männer und Frauen bei der Missachtung von Arbeitsschutzvorschriften. Dass man in der Vergangenheit Frauen weniger zutraute als Männern wird heute vielleicht mit umgekehrten Erwartungen und Hoffnungen überkompensiert.

Gefürchtete Komplexität

Mittwoch, 13. Februar 2013 - 07:37

http://www.camelot-mc.com/de/presse/pressemitteilungen/pressearchiv-2012/studie-mastering-complexity-die-meisten-europaeischen-unternehmen-fuerchten-angesichts-wachsender-komplexitaet-die-kontrolle-zu-verlieren/

Studie „Mastering Complexity“: Die meisten europäischen Unternehmen fürchten, angesichts wachsender Komplexität die Kontrolle zu verlieren

  • Umfrage unter mehr als 150 Top-Managern zum Thema Komplexitäts-Management
  • 83 % der Teilnehmer geben an, der Grad an Komplexität in ihrem Unternehmen sei zu hoch – 76 % glauben, er werde weiter steigen
  • Besonders hohes Problembewusstsein in der Konsumgüterindustrie (96 %), Manager der chemischen Industrie rechnen mit dem stärksten Anstieg (82 %)
  • Wenige Unternehmen verfügen über entsprechende Prozesse und Instrumente zur systematischen Unterstützung von Komplexitätsmanagement

… Im Hinblick auf Transparenz geben nur 6 % der Teilnehmer an, Komplexitätskosten zu ermitteln und nach Geschäftskategorien oder Produktstufen zu differenzieren. „Noch erstaunlicher ist, dass nur 3 % der Befragten diese Zahlen auf Kundenebene ermitteln“, sagt Kotlik. Ebenso beängstigend ist der Umstand, dass – obwohl die meisten Unternehmen (81 %) bereits Erfahrungen mit Projekten zum Abbau von Komplexität gesammelt haben – sich nur halb so viele gut genug gerüstet fühlen, um das sich abzeichnende steigendende Maß an Komplexität zu meistern.