Archiv für November, 2011

Großraumbüros

Montag, 21. November 2011 - 10:52

http://www.leistungskultur.eu/leistungskultur-blog/ich-will-mein-einzelburo-zuruck/

Beim Thema Großraumbüro verdrehen viele Arbeitnehmer die Augen. Dem einen ist es zu kalt, dem anderen zu warm. Frei nach dem Motto „Es ist noch keiner erstunken“ möchten einige eher selten lüften, z.B. einmal pro Woche. Andere lieben es, die Klimaanlage im Sommer auf konstante 18 Grad zu stellen oder auch im Winter das Fenster möglichst durchgängig offen zu haben. Manche fühlen sich schon gestört, wenn die Kollegen ihr Telefon nicht auf lautlos gestellt haben. Andere schauen erst dann auf, wenn die traditionell lautstarke Telefonkonferenz via Lautsprecher mit dem ostafrikanischen Geschäftsführer zusätzlich mit unmissverständlichen Flüchen des ausländischen Gesprächspartners endet. Die persönlichen Bedürfnisse und Wunschvorstellungen in einem Großraumbüro sind so vielfältig, wie es dort Personen bzw. Arbeitsplätze gibt.

Aus Sicht der Unternehmensleitung sind Großraumbüros teilweise dazu da, Kosten zu sparen. Das ist die am wenigsten edle Variante. Andere sind zutiefst von der Sinnhaftigkeit des Konzepts überzeugt, weil moderne Kommunikation aus ihrer Sicht gar nicht mehr anders funktioniert. So sieht es z.B. Microsoft Österreich. Einen interessanten Vortrag dazu gibt es hier.

Zielvereinbarungen verfehlen ihr Ziel

Montag, 21. November 2011 - 10:17

http://www.leistungskultur.eu/

Die SAAMAN Studie aus diesem Jahr liefert zu Zielvereinbarungen ziemlich ernüchternde Erkenntnisse. Auf einen Nenner gebracht: Das Management-Tool Zielvereinbarung verfehlt sein Ziel. Das aus der Nachkriegszeit stammende Führungsinstrument (Peter Drucker, 1955) passt in keinster Weise zu den Herausforderungen, die vor uns liegen.

Wenn nicht Zielvereinbarungen, was dann, um Mitarbeiter zu bewegen, ihr Bestes zu geben?

Darauf gibt der Vortrag Wieso Zielvereinbarungen nicht zielführend sind am 23. November 2011 in Frankfurt oder 24. November 2011 in Berlin Antwort.

Als Redner werden in Frankfurt Dr. Wolfgang Saaman, Gründer und Vorsitzender der Unternehmensberatung SAAMAN AG, und in Berlin Markus Zimmermann, Vorstandsmitglied der SAAMAN AG, im Rahmen der DGFP Reihe “Treffpunkt Regionalstelle” wirkungsvolle Alternativen vorstellen.

Lassen Sie sich anregen, wie Sie den heutigen und zukünftigen Herausforderungen durch immer schlechtere Planbarkeit und veränderte Ansprüche an Unternehmensführung besser begegnen können, anstatt auf ein in die Jahre gekommenes Tool zu setzen.

Hierzu gibt es noch diesen Artikel: http://blog.psybel.de/zielvereinbarungen-nicht-zielfuehrend/

Essen: Die AOK und der EUV desinformieren

Freitag, 18. November 2011 - 07:54

Desinformation der AOK und des Essener Unternehmensverbandes (EUV)

http://www.ewg.de/de/meldungundveranstaltung/meldungen_1/meldungdetailseite_607361.html

Produktivitätsfaktor Psyche – Psychische Gesundheit der Mitarbeiter wichtiges Thema in Unternehmen 

Mehr als 80 Teilnehmer beim Kongress “Wenn die Psyche streikt” von AOK und EUV – Enttabuisierung begrüßt
11.11.2011

Wie kann ein Unternehmen Einfluss auf die Gesundheit der Arbeitnehmer nehmen? Wie wirken sich unternehmerische Entscheidungen und betriebliche Veränderungen auf die Leistungsfähigkeit des Personals aus? Wo liegen die Chancen und wo die Risiken für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?

Die Teilnehmer waren sich einig, aus den Zahlen nicht pauschal auf eine tatsächliche Zunahme psychischer Störungen bei Arbeitnehmern zu schließen. Vielmehr wachse das Wissen unter Ärzten über die Zusammenhänge somatischer Erkrankungen mit psychischen Hintergründen und damit auch die Diagnosen mit dem Befund “psychische Störung”. “Hinzu kommt, dass die Beschäftigten psychische Probleme stärker selbst wahrnehmen. Insgesamt lässt sich eine Enttabuisierung des Themas feststellen”, so Oliver Hartmann.

Sie sagen nichts Falsches, lassen aber Wichtiges weg:

  • Es ist richtig, dass auch durch Entabuisierung, zunehmendes Wissen usw. mehr psychische Erkrankungen gemeldet werden. Das ist aber nur ein Grund von mehreren anderen Ursachen für die Zunahme psychischer Fehlbelastungen.
  • Es ist zudem richtig (wird aber von Unternehmensverbänden vielleicht nicht so gerne ehrlich erwähnt), dass die Arbeitswelt unter Anderem durch eine zunehmende Arbeitsverdichtung gekennzeichnet ist, und das sich Unternehmensverbände unglaubwürdig machen, wenn sie die fragen, was Unterehmen tun könnten, obwohl eine wichtige Antwort kennen: Die Unternehmen müssen sich an die Vorschriften des Arbeitsschutzes halten! Es ist aber so, dass die Mehrheit der Unternehmen wissentlich ihre Pflicht zum Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz missachtet.

Wie man sieht, steht die AOK auch nicht auf der Seite ihrer Kunden. Sie müsste eigentlich daran arbeiten, Unternehmen Krankheitskosten zahlen zu lassen, die diese Unternehmen durch die Missachtung der Regeln des Arbeitsschutzes verursachen. Dazu gehört, die Anarchie anzusprechen, die den Unternehmen in Deutschland seit 1996 anscheinend erlaubt ist. Es wird Zeit, sich mit dem Einfluss von Wirtschaftsverbänden auf die Krankenkassen etwas näher zu befassen, denn die deren  Duldung des kostenverursachenden Rechtsbruchs der Mehrheit der Unternehmen ist schon etwas merkwürdig.

Datenschutz im Betrieblichen Eingliederungsmanagement

Donnerstag, 17. November 2011 - 13:04

Arbeitsrecht im Betrieb, Bund-Verlag 2011, Ausgabe 11, S. 676–680 – Reuter/Gies/Liebrich, Datenschutz im Betrieblichen Eingliederungsmanagement

Ein Beispiel aus dem Projekt »Neue Wege im BEM«

Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) hat die Wiederherstellung, den Erhalt und die Förderung der Arbeitsfähigkeit zum Ziel. Um dieses zu erreichen, müssen individuell Maßnahmen abgeleitet werden, wofür personenbezogene und damit sensible Daten notwendig sind. Deshalb muss, bevor solche personenbezogenen Daten erhoben, gespeichert und verarbeitet werden, die Frage nach dem Datenschutz gestellt werden. …

2011-12-22: Siehe auch http://blog.psybel.de/bem-beweispflicht-beim-mitarbeiter/.

Mehr als 4000 Euro sind psychisch gesünder

Donnerstag, 17. November 2011 - 06:57

Pressemeldung der Techniker Krankenkasse:
http://www.tk.de/tk/niedersachsen/pressemitteilungen-2012/pressemitteilungen-2011/404064Geld macht doch glücklich!?: Besserverdienende leiden seltener an seelischen Beschwerden

Hannover, 14. November 2011

Die Menschen in Deutschland mit einem Nettoeinkommen von mehr als 4.000 Euro monatlich leiden wesentlich seltener an seelischen Beschwerden wie Depressionen, Burn-Out, Angst- oder Schlafstörungen, als Geringverdienende. Das ergab jetzt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Laut Angaben der TK fühlten sich 21 Prozent der Besserverdienenden von psychischen Beschwerden geplagt, während diese Zahl mit 42 Prozent bei den Menschen mit einem niedrigen Einkommen (unter 1.500 Euro Nettomonatseinkommen) doppelt so hoch ist.

Bei den chronischen Erkrankungen zeigt sich ein ähnliches Bild: Jeder fünfte der Gutverdienenden befindet sich aufgrund einer chronischen Erkrankung in regelmäßiger ärztlicher Behandlung – bei den Geringverdienern sind dies dagegen mehr als jeder Zweite. Auch beim allgemeinen Wohlbefinden zeigt sich ein deutlicher Unterschied: 31 Prozent der Befragten mit niedrigem Einkommen sagten, dass sie sich eher unwohl oder schlecht fühlen. Bei den Besserverdienenden waren es gerade einmal neun Prozent.

Zum Hintergrund:
Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der TK im Herbst 2011 bundesweit 1.001 in Privathaushalten lebende deutschsprachige Frauen und Männer ab 18 Jahren befragt.

Burnout nun auch bei “hart aber fair”

Sonntag, 13. November 2011 - 23:58

2011-11-14:
• ARD, 03:25 Uhr

2011-11-15:
• ARD, 03:25 Uhr
• WDR, 08:45 Uhr
• 3sat, 10:15 Uhr
• EinsExtra, 20:15 Uhr

2011-11-16:
• EinsExtra, 07:45 Uhr

http://www.wdr.de/tv/hartaberfair/ (2011-11-13):

Sendung vom 14.11.2011 

Burnout – Modekrankheit oder echte Seuche?

Millionenfach leiden Menschen an Burnout, sind erschöpft, depressiv, angstgepeinigt. Eine Quittung für das moderne Leben: gehetzt und ständig erreichbar? Oder ist Burnout eine Modekrankheit, die nur besser klingt als Depression?

Aus dem gewohnten Talkshowgästepool wieder dabei sind:

  • Andreas Biermann, der Fußballer
  • Leni Breymaier, die Gewerkschafterin (ver.di)
  • Bernd Sprenger, der Arzt
  • Tim Mälzer, der Koch
  • RA Helmut Naujoks, der von Talkshows abonnierte Arbeitgeberanwalt

Dass auch “hart aber fair” mehr an Show als an einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema “Burnout” interessiert ist, sieht man an der Teilnahme des RA Naujoks. Fachleute, die in der Sache kompetenter die Arbeitgeberseite vertreten könnten, wären A. Hofmann, K.- J. Keller und R. Neuhaus. Außerdem gibt es auch einige Arbeitgeber, die ganzheitlichen Arbeitsschutz praktizieren. Warum wurde hier keiner eingeladen? Bei einem RA wie Naujoks dagegen wäre es konsequenter, ihm seinen Kollegen Jens Gäbert gegenüberzustellen. Da käme dann wirklich Butter bei die Fische. Der WDR hat aber Gäbert wohl nicht in seinem Pool, und leider auch nicht Jochen Prümper, der zusammen mit Bernd Sprenger hätte anreisen können.

Moderator ist natürlich Frank Plasberg, immer für quotenträchtige Themen offen. Mal sehen, ob er der erste Moderator zu Burnout-Talks ist, der versteht, dass die Mehrheit der Arbeitgeber die Regeln des Arbeitsschutzes missachtet und dass das natürlich auch die ablehnende Einstellung der Unternehmer zu ihrer Pflicht erhellt, psychische Fehlbelastungen zu mindern. Vermutlich wird auch in dieser Runde wieder einmal nicht klar werden, dass der seit 1996 geduldete Rechtsbruch tatsächlich Menschen schaden kann.

Und der Unterschied zwischen Belastung und Beanspruchung sowie zwischen Verhältnisprävention (Priorität des Arbeitsschutzes) und Verhaltensprävention (Priorität der Arbeitgeber) ist für Talk-Magazine vermutlich ohnehin viel zu kompliziert. So wird’s dann bei den üblichen individualpsychologischen Ratschlägen bleiben, beim “persönlichen Erleben”. Strukturelle Fragen und der Ansatz des ganzheitlichen Arbeitsschutzes sind leider für Talk-Formate zu anspruchsvoll. Das zeigt der (noch vor der Sendung wieder gelöschte) Eintrag von Frank Plasbergs Firma Ansager und Schnipselmann GmbH & Co KG in http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?t=16541 (2011-11-14, 13:00):

In unserer Sendung hart aber fair (montags, 21 Uhr mit Frank Plasberg, ARD) wollen wir am 14.11.2011 über das Thema Burnout diskutieren. Für ein Einzelgespräch im Rahmen der Sendung suchen wir eine(n) “Burnout-Betroffene(n)” aus dem Pflegebereich (Krankenhaus, Heim, häusliche Pflege, Pflegestationen etc.).

Es geht uns aber weder um Kritik an einzelnen Arbeitgebern noch der Gesamtbranche als solche. Es geht vielmehr um das persönliche Erleben einer solchen Situation, um Auslöser, Warnzeichen und mögliche Wege heraus. 

Was ist das denn für ein Journalismus? Nachtrag (2011-11-14, 20:45): Der obige Text war um 13:00 noch online. Jetzt sieht der Text anders aus:

Die Redaktion suchte einen Betroffenen. Hier war ein entsprechender Suchtext eingestellt. Dieser Text hat sich erledigt. Heute läuft die Sendung. Siehe den nachfolgenden Hinweis. 

Es ist nun dank des Forenbetreibers nicht mehr im Originaltext nachvollziehbar, wie Frank Plasberg die Richtung seiner Sendung vorbestimmt.

21:10: Bernd Sprenger weist auf Verhältnisprävention und Verhaltensprävention hin. Das ist Plasberg wohl schon zu kompliziert, um nachzuhaken.

21:10: RA Naujoks meint, die Arbeitgeber seien selbst daran interessiert, dass die Mitarbeiter keinen Burnout bekommen. Das ist einfach nicht glaubwürdig: Die Mehrheit der Arbeitgeber darf sich seit 1996 über das Gesetz stellen und ihre Pflicht zum Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz ignorieren.

21:15: Frank Plasberg verfolgt seine Linie, dass “die ordentliche Analyse immer bei einem selbst beginnt”.

21:25: Das Publikum klatscht an merkwürdigen Stellen, auch als Tim Mälzer im Scherz meinte, dass er alle ver.di-Leute rauswerfenwürde.

21:35: Sprenger kritisiert Naujoks. Plasberg lenkt den Talk schnell wieder auf Mälzer um.

21:43: Leni Breymaier weist auf die Änderungen im Arbeitsschutz hin, Plasberg moderiert weg.

21:52: Wichtiger Hinweis von Tim Mälzer: Sein “Burnout” ist geheilt, aber Versicherungen gehen von einem bleibend erhöhten Risiko aus.

21:55 – 22:03 Lange human touch Einlage mit Andreas Biermann.

22:15: Sprenger weist auf notwendige Ausgewogenheit zwischen Verhältnis- und Verhaltensprävention hin.

Auf der Website zu “hart aber fair” wird Bernd Sprengers Position einseitig falsch dargestellt:

Dr. Bernd Sprenger 

Der Facharzt für Psychosomatische Medizin betreut seit mehr als 15 Jahren Burnout-Patienten und rät: Der Schutz vor Burnout beginnt im Kopf. Denn wenn die Einstellung zur Arbeit stimmt, kann einem der größte Stress nichts anhaben.

Biographie (Homepage von Dr. Bernd Sprenger)

Sprenger steht für Ausgewogenheit. Nur die Hälfte seiner Position darzustellen, ist journalistische Stümperei. Der Infotainment-Unternehmer Frank Plasberg (oder das Redaktionsteam seines Unternehmens) suchte sich auch bei Sprenger gnadenlos nur das aus, was zur Tendenz passt, die Plasberg seiner Sendung geben will. Dass dabei Sprengers Position verzerrt dargestellt wird, ist wohl kennzeichnend für Plasbergs Art von Journalismus. An der Sachlichkeit und Ausgewogenheit, die Sprenger während der Sendung immer wieder einzubringen versuchte, war Plasberg überhaupt nicht interessiert.

Passend zu Plasbergs Konzept gab es übrigens auch ein in der Show eingespielter Clip, in mit dem die Burnout-Therapie als Geschäft dargestellt wurde. Das ist sie ja in unserem Gesellschaftssystem auch, wie jede professionelle Therapie. Dazu wählte der Medien-Unternehmer Plasberg wenige verhaltensorientierte Fragen aus einem Fragebogen aus, der irgendwie im Zusammenhang mit Bernd Sprenger steht und ließ sie mit einem negativen Geschmäckle aus dem Off kommentieren. So macht Plasberg mit dem Burnout-Geschäft sein Talk-Geschäft.

 
Siehe auch in diesem Blog:

Extern:

Depression überholt Rückenschmerzen

Sonntag, 13. November 2011 - 07:29

http://www.versicherungsbote.de/id/80059/Techniker+Krankenkasse+TK+Forsa+Depression+Robert+Enke+Rückenschmerzen+Selbstmord/news.customer.reader.html

Fehltage: Depression überholt Rückenschmerzen

Psychische Erkrankungen werden immer häufiger diagnostiziert. Nach Angaben des aktuellen Gesundheitsreports der Techniker Krankenkasse (TK) sind die psychisch bedingten Fehlzeiten seit 2006 kontinuierlich gestiegen, allein von 2009 bis 2010 um knapp 14 Prozent.

Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) bestätigt diesen Trend: Knapp ein Drittel der Befragten hat demnach schon einmal unter seelischen Beschwerden gelitten. “Die Diagnose ‘depressive Episode’ war im Jahr 2010 sogar erstmals häufiger für Fehltage verantwortlich als ‘Rückenschmerzen’”, sagt Gudrun Ahlers, verantwortlich für die Gesundheitsberichterstattung der Techniker Krankenkasse (TK). …

Siehe auch: http://blog.psybel.de/2011/07/01/tk-gesundheitsreport-2011/

20 Milliarden Euro Kosten

Dienstag, 8. November 2011 - 23:17

http://www.inqa.de/Inqa/Navigation/Themen/stress,did=259178.html

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz verursachen Kosten in Milliardenhöhe

Arbeitsbedingte psychische Belastungen verursachen in Deutschland jährlich Kosten von gut sieben bis knapp 20 Milliarden Euro – je nachdem, ob man sich dabei auf arbeitsbedingte psychische Störungen im engen Sinne konzentriert, oder auch körperliche Erkrankungen hinzurechnet, die auf psychische Belastungen am Arbeitsplatz zurückzuführen sind. Das haben der Epidemiologe Wolfgang Bödeker und der Mathematiker Michael Friedrichs im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung ermittelt.

Psychische Probleme seien eine wesentliche Ursache für Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung, schreiben die Wissenschaftler vom Bundesverband der Betriebskrankenkassen beziehungsweise vom Institut für Prävention und Gesundheitsförderung an der Uniklinik Essen. …

Die Arbeitgeber sparen am Arbeitsschutz und belasten die Krankenkassen. Dazu passt: http://blog.psybel.de/wenn-arbeit-krank-macht/

Ansonsten noch die leider immer wieder nötige Anmerkung: Psychische Belastungen gehören zum Job. Was unnötige Kosten verursacht, sind psychische Fehlbelastungen.

Missachtung des Arbeitsschutzgesetzes in Saarbrücken

Dienstag, 8. November 2011 - 23:03

SaarbrückerZeitung, Gregor Haschnik
http://www.saarbruecker-zeitung.de/aufmacher/Saarbruecken-Verdi-Belastung-Druck-Stress;art27856,4006083

… Es werde viel über Burnout geredet, aber fast nichts getan: „Die Fälle häufen sich. Doch statt mehr Personal einzustellen und die Zielvorgaben zu senken, machen viele Führungskräfte private Probleme ihrer Mitarbeiter für deren Erschöpfung verantwortlich.“

Die Arbeitskammer (AK) hat in ihrem Betriebsbarometer kürzlich alarmierende Ergebnisse veröffentlicht. 231 Mitarbeitervertreter, die 90 000 Beschäftigte repräsentieren, nahmen an der Befragung teil. Demnach stuften 72 Prozent der Befragten den Leistungsdruck als hoch oder sehr hoch ein. Nur rund 14 Prozent der Arbeitgeber untersuchten die psychische Belastung ihrer Arbeitnehmer vollständig, 29 Prozent teilweise, der Rest gar nicht. …

Diesen Rechtsbruch lassen auch die Aufsichtsbehörden in Saarbrücken 15 Jahre nach Einführung des Arbeitsschutzgesetzes immer noch zu.

Burnout als Modebegriff verniedlicht

Montag, 7. November 2011 - 07:36

Seit 1996 konnten sich die Unternehmen vor dem vorgeschriebenen Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz drücken. Nun aber ist das Thema unter dem Schlagwort “Burnout” auf dem Tisch, und schon wird versucht, es als “Mode” zu verniedlichen. Entsprechend sah der Titel eines Interviews von haufe.de mit Uwe Gerecke aus. Gerecke ist Präsidiumsmitglied des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) sowie Facharzt für Arbeitsmedizin, Umweltmedizin, Sportmedizin, Notfallmedizin und Suchtmedizin:

http://www.haufe.de/arbeitsschutz/newsDetails?newsID=1320063206.33

Modebegriff “Burnout” – Was steckt wirklich dahinter?

03.11.2011 | Praxis

Die Zahl psychischer Erkrankungen ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Medien sprechen bereits von der Volkskrankheit “Burnout”. Doch was die meisten nicht wissen, ist, dass dieser Begriff so in den Diagnosekatalogen der Ärzte überhaupt nicht anzutreffen ist. Ist es nun ein Erschöpfungszustand oder eine Form der Depression? Arbeitsmediziner Uwe Gerecke kennt die Antworten. …

Uwe Gerecke gibt in diesem Interview (geführt von haufe.de) ersteinmal nur die Hälfte der Antworten, die er kennt. Es sind die üblichen Ratschläge zum individuellen Verhalten (“Nein” sagen können usw.). Nach meiner Erfahrung möchten auch Betriebsärzte gerne einem von ihnen verspürten Vorurteil entgegenwirken, dass “nur die Umwelt” schuld an Erkrankungen von Mitarbeitern am Arbeitsplatz sei. Die ander Hälfte, also die Frage nach den Arbeitsbedingungen, spricht Uwe Gerecke von sich aus nicht an.

Die einseitige Identifizierung der Arbeitsbedingungen als krank machend gibt es. Dieser Vorverurteilung kann mit einer sachlichen Darstellung des Zusammenspiels von Verhältnisprävention und Verhaltensprävention entgegengewirkt werden. Dazu müsste aber auch Kritik an den Arbeitgebern gehören, denn es ist einfach eine Tatsache, dass die Mehrheit der Arbeitgeber in der Gefährdungskategorie “psychisch wirksame Belastungen” ihre Pflicht zur Beurteilung der Arbeitsumwelt missachten. Folglich kann man nicht sagen, dass der Fokus auf die Umwelt als Erkrankungsursache dominiere. Das Gegenteil ist der Fall: Im Bereich der psychisch wirksamen Belastung liegt der Fokus sowohl der Arbeitsschutzakteure wie sogar auch der Betroffenen traditionell immer noch auf der Resilienz der individuellen Mitarbeiter.

Der einseitige Hinweis auf die individuelle Resilienz ist also keine gute Kompensation einer vermuteten Vorverurteilung der Arbeitgeber als Verantwortliche für die Arbeitsbedingungen. Vernachlässigt wurde vielmehr die Verhältnisprävention. Ihre Bedeutung muss darum deutlicher gemacht werden. Auf den Einfluss der Arbeitsumgebung geht Uwe Gerecke aber leider erst ein, nachdem haufe.de im Interview seine anfängliche Einseitigkeit der Darstellung mit einer guten Frage kompensiert:


Haufe Online-Redaktion: Psychische Erkrankungen entstehen letztlich immer auch in einem Umfeld. Welche Arbeitsbedingungen können einen Burnout begünstigen?

Gerecke: Burnout heute entsteht mehr aus dem Druck, die Ansprüche anderer erfüllen zu können, aus Konkurrenzdruck, Leistungsdruck, fehlender Wertschätzung und gesellschaftlicher Unsicherheit. Ein schlechtes Teamklima, in dem der Einzelne nicht genug soziale Unterstützung erhält oder vom Vorgesetzten ungerecht behandelt wird. Weitere Faktoren sind ein geringer Entscheidungs- und Handlungsspielraum, Angst vor Arbeitsplatzverlust, eine hohe Anstrengungsbereitschaft gepaart mit erheblichem Zeitdruck, Arbeitsverdichtung und rascher Umstrukturierung.

“Der Arbeitgeber hat auf der Grundlage der Gefährdungsbeurteilung für eine angemessene arbeitsmedizinische Vorsorge zu sorgen” (ArbMedVV §3). Vielen Betriebsärzten fehlt diese Grundlage: Der mitbestimmte Enbezug der psychischen Belastungen in die Gefährdungsbeurteilung fehlt bei der Mehrheit der Betriebe. Die in diesen Betrieben arbeitenden Betriebsärzte wissen das. Wenn sie diesen Rechtsbruch widerspruchslos hinnehmen, schaden sie ihren Schutzbefohlenen.

Lektüre (auch für Uwe Gerecke): http://blog.psybel.de/position-von-betriebsaerzten-und-gewerkschaft/