Archiv für Mai, 2013

Zwangsläufig: Anti-Stress-Verordung zeigt Wirkung

Freitag, 31. Mai 2013 - 07:36

http://www.suedwestmetall.de/swm/web.nsf/id/li_sweb97fanc.html

[...] Auch die Politik ist mittlerweile auf den Zug aufgesprungen. Während das Bundesministerium für Arbeit und Soziales das Arbeitsschutzgesetz ändert, bringen die Arbeits- und Sozialminister eine Vorlage zu einer Anti-Stress-Verordnung in den Bundesrat ein. Damit wird das Themenfeld zwangsläufig auch in den Betrieben ankommen. [...]

Könnten sich Unternehmen in Deutschland nicht straflos über Schutzgesetze stellen, dann hätte das Thema spätestens im Jahr 2005 in den Betrieben angekommen sein müssen. Aber die Gewerbeaufsicht konnte eine Einhaltung der Vorschriften nicht durchsetzen. So wie die Behörden ausgerüstet waren, sollten sie die Vorschriften des ganzheitliche Arbeitsschutzes wohl auch nicht wirklich durchsetzen können. Hiermit bestätigt ein Arbeitgeberverband, dass alleine schon die Vorlage der Anti-Stress-Verordnung Wirkung zeigt.

Nun zur Veranstaltung:

Psychische Belastung in der Gefährdungsbeurteilung

[...]

17. JULI 2013
CongressCentrum Böblingen
Ida-Ehre-Platz 1, 71032 Böblingen
Württemberg-Saal
13:00 – 17:15 Uhr

Das Programm sieht interessant aus, aber gegen Ende der Veranstaltung wird noch das von den Arbeitgebern sogar als App angebotene KPB-Befragungsverfahren verkauft.

Besser finde ich gerade für Betriebe der KMUs den IMPULS-Test. Das Verfahren analysiert nicht nur die psychischen Belastungen im Betrieb, sondern berücksichtigt auch, welche dieser Belastungen die Mitarbeiter überhaupt stören. Es gibt Belastungen, die der Mensch sich sogar wünscht. Das bekommen der KPB und viele andere Testverfahren nicht mit.

Verwertung und Verwundbarkeit

Mittwoch, 29. Mai 2013 - 15:53

http://www.dielinke-dortmund.de/nc/termine/detail/zurueck/aktuell-81/artikel/volkskrankheit-burnout-oder-vom-recht-ich-sein-zu-duerfen-psychische-belastung-durch-arbeit/

Volkskrankheit Burnout oder: Vom Recht ich sein zu dürfen.
Psychische Belastung durch Arbeit

Erfahrung und Diskurs um psychische Belastung durch Arbeit lassen sich als eine ebenso individuelle wie gesellschaftliche Form der Problematisierung von sozialen Verhältnissen verstehen. Aus subjektiver Sicht steht dabei die Frage nach der eigenen emotionalen Verhaftung an die Arbeit auf dem Spiel. Damit ist zugleich die gesellschaftspolitisch höchst relevante Frage nach der Beziehung von (ökonomischer) Verwertung und (seelischer) Verwundbarkeit im flexiblen Kapitalismus aufgeworfen.

Dr. Stefanie Graefe, Soziologin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Friedrich Schiller-Universität Jena.

Donnerstag, 13.6.2013 19.00 Uhr
Buchhandlung und Kaffeehaus taranta babu, Humboldtstr. 44, 44137 Dortmund

Psychische Arbeitsbelastungen aus Arbeitnehmersicht

Montag, 27. Mai 2013 - 17:18

http://www.njuuz.de/beitrag20729.html

Hierzu wird Klaus Pickshaus von der IG Metall aus Frankfurt/Main am 4. Juni in Wuppertal beim 92. Sicherheitswissenschaftlichen Kolloquium der Bergischen Universität sprechen.

Das Thema ‘Psychische Arbeitsbelastungen’ wurde im Rahmen des Kolloquiums schon mehrfach direkt oder indirekt behandelt. So in jüngster Zeit z.B. aus Arbeitgebersicht von Norbert Breutmann (Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, Berlin), aus Wissenschaftssicht von Prof. Johannes Siegrist (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) oder aus Unternehmensberatersicht von Dr. Ralf Buchstaller (TÜV Nord, Hamburg).

Mit Klaus Pickshaus (IG Metall, Frankfurt/Main) wollen wir uns diesmal der Thematik aus Sicht der gewerkschaftlichen Interessenvertretung der Beschäftigten nähern. Denn wirksame Maßnahmen der Arbeitsgestaltung zur Vermeidung oder Minimierung psychischer Fehlbelastungen bei der Arbeit setzen die Beteiligung der Beschäftigten voraus. [...]

Siehe auch: http://www.site.uni-wuppertal.de/aktuell.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=3696&tx_ttnews[backPid]=1591&cHash=6afba98b02

Hundts Eristik hört nicht auf

Samstag, 25. Mai 2013 - 08:32

Bildunterschrift in http://www.suedkurier.de/nachrichten/wirtschaft/themensk/8222-Ich-warne-vor-gesetzlichen-Quoten-8220;art410950,6077101

Wirtschaftsredakteurin Julia Kipping im Gespräch mit Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt.
Bild: BDA

Sehr effizient: Die BDA ist so freundlich, zum Interview auch noch die Fotos zu machen. Das erleichtert dem Südkurier sicherlich die Arbeit.

 
http://www.bda-online.de/www/arbeitgeber.nsf/id/de_interview-dh-im-suedkurier

[...] Sie [Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt] haben sich zuletzt auch mit psychischen Erkrankungen in der Arbeitswelt auseinandergesetzt. Wie ernst nehmen die Arbeitgeber das Problem?

Die Arbeitgeber nehmen dieses Thema sehr ernst. Ich warne aber dringend vor einer polemischen und nicht wissenschaftlich fundierten Diskussion. In den laufenden Debatten stelle ich fest, wie unterschiedlich Zahlen und Fakten interpretiert werden. Wir brauchen eine verlässliche Basis, um nicht aneinander vorbeizureden. Ich beklage, dass insbesondere von Gewerkschaftsseite und auch von einigen Parteien teilweise polemisch argumentiert wird, was in der Sache nicht hilfreich ist. Studien zeigen, dass Arbeit nie die alleinige Ursache für psychische Störungen ist. Ich behaupte sogar, sie ist es nur in ganz geringem Umfang. Untersuchungen belegen im Gegenteil die bessere psychische Gesundheit von Erwerbstätigen im Vergleich mit Nicht-Berufstätigen.

Wenn die Belastungen nicht nur von der Arbeit kommen, woher kommen sie dann? Ist es vielleicht auch die ständige Erreichbarkeit, das immer schnellere Leben?

Die Informationsflut, der wir den ganzen Tag ausgesetzt sind, kann eine Rolle spielen. Selbstverständlich können psychische Störungen durch die Arbeit zusätzlich verstärkt werden. Aber in der öffentlichen Diskussion wird bedauerlicherweise immer wieder der Eindruck erweckt, Arbeit sei der Hauptgrund. Ich bin davon überzeugt, dass das Gegenteil der Fall ist: Arbeit schafft in aller Regel Anerkennung und Selbstbestätigung. Eine Verunglimpfung von Arbeit erzeugt in der Gesellschaft falsche Vorstellungen. [...]

(Link nachträglich eingefügt)

Wieder ein Beispiel für Hundts unredliche Rhetorik: Dieser Vertreter der Arbeitgeber verfälscht die Argumente seiner Gegner und kritisiert sie dann. Die Befürworter härterer Vorschriften zum Einbezug mentaler Arbeitsbelastung* in den Arbeitsschutz behaupten doch überhaupt nicht, dass Arbeit die alleinige Ursache für psychische Störungen sei. Hundt beklagt falsche Darstellungen, dabei strengt sich die große Mehrheit der Arbeitgeber seit 1996 kräftig an, mentale Arbeitsbelastungen in ihren Betrieben gar nicht erst zu erfassen. Sie sind einfach nicht daran interessiert, dass die Situation in den Betrieben so sachlich und faktenbasiert diskutiert werden kann, wie Dieter Hundt das zu wünschen vorgibt.

Noch ein Trick: “Selbstverständlich können psychische Störungen durch die Arbeit zusätzlich verstärkt werden.” Mit diesem Satz wird der Eindruck vermittelt, dass es um eine Verstärkung bereits vorhandener “psychischer Störungen” geht. Der Arbeitsschutz hat aber schon dem Entstehen arbeitsbedingter psychischer Erkrankungen vorzubeugen, insbesondere durch eine auditierbare und mitbestimmte Beurteilung der Arbeitsbedingungen. Diese jetzt schon geltende Pflicht zum Einbezug mentaler Arbeitsbelastunen (bzw. psychischer Belastungen) wird demnächst noch einmal ganz konkret in das Arbeitsschutzgesetz geschrieben, denn ohne klare Vorschriften lässt sich die Mehrheit der Arbeitgeber anscheinend nicht zu einem ernsthaften Einbezug mentaler Arbeitsbelastungen in den Arbeitsschutz bewegen.

Dieter Hundt verwendet seine Rhetorik nicht erst seit heute. Im fehlen einfach vernünftige Argumente.

* “Mental Workload” in der Norm ISO 10075 wurde in der deutschen Norm etwas unglücklich mit “psychische Belastung” übersetzt.

Das Demographie Netzwerk e. V

Samstag, 25. Mai 2013 - 08:26

https://www.facebook.com/demographie.netzwerk/posts/418069904967112

Das Demographie Netzwerk e. V. – ddn · 45 like this
May 3 at 5:19pm ·

Alarmierend: Psychische Belastung am Arbeitsplatz ist oftmals die Hauptursache für Frühverrentungen. Hamburg startet daher jetzt eine Schutz-Initiative! Unterstützenswert! [...]

Nachhaltigkeitsrat: „Wir haben eine Überlastungskultur“

Donnerstag, 23. Mai 2013 - 07:48

http://www.nachhaltigkeitsrat.de/news-nachhaltigkeit/2013/2013-05-23/wir-haben-eine-ueberlastungskultur/

Die Verdichtung von Aufgaben und die Eigenverantwortung im Beruf nehmen zu, gleichzeitig werden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den kommenden Jahrzehnten immer länger erwerbstätig sein. Viele leiden unter dem Tempo der Arbeitswelt und empfinden einen wachsenden Druck auf sich selbst. Wie sich die Arbeitskultur ändern muss und welchen Akteuren dabei welche Verantwortung zukommt, diese Fragen standen im Zentrum des Forums „Gute Arbeit statt Burnout – wie erreichen wir eine neue Arbeitskultur?“ bei der Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung. [...]

[...] In den Betrieben komme Führungskräften trotzdem eine besondere Verantwortung zu, vor allem weil viele überlastete Mitarbeiter ihr Problem verdrängten. [...]

Selbst in Großunternehmen sind es auch bis heute nicht nur die Mitarbeiter, die Fehlbelastungen verdrängen, sondern immer noch versuchen Führungskräfte zu vermeiden, dass Fehlbelastungsmeldungen im Bereich der mentalen Arbeitsbelastung (ISO 10075: “mental workload” bzw. “psychische Belastung”) in Gefährdungsbeurteilungen dokumentiert werden. Dazu werden (im Widerspruch zum Arbeitsschutzgesetz) aus Fehlbelastungen resultierende Fehlbeanspruchungen zunächst erst einmal den einzelnen Mitarbeitern als “Einzelfall” zugeschrieben. Das ist natürlich nur möglich, wenn Betriebs- und Personalräte fehlen, die solche Zuschreibungen kompetent in Frage stellen können.

Auch wehren sich Führungskräfte dagegen, dass (durchaus umgesetzte) Verbesserungsmaßnahmen als Arbeitsschutzmaßnahmen eingestuft werden, denn die Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen ist mitbestimmt und setzt eine Gefährdungsbeurteilung voraus.

Eine weitere Hürde: Es ist immer noch für viele Arbeitsschutzfachkräfte befremdlich, mentale Fehlbelastungen bei der Arbeit mit der gleichen Priorität zu verfolgen, wie die “klassischen” technischen Gefährdungen.

Konflikte gibt es auch, wo Arbeitgeber einen Angriff auf ihre unternehmerische Freiheit befürchten: Fehlbelastungsmeldungen im Bereich der mentalen Belastungen berühren oft Fragen der Unternehmensorganisation und der Führungsmethoden und damit auch die unternehmerische Gestaltungs- und Betätigungsfreiheit. Führungskräfte sind es noch nicht gewohnt, hier durch auditierbare Dokumentation stärker in die Verantwortung genommen werden zu können. Das führt natürlich zu einer zusätzlichen Belastung dieser Führungskräfte - bis hin zur Überforderung des Top-Managements. Die Überlastungskultur ist dann selbstverstärkend.

Das Ärzteblatt recherchiert

Mittwoch, 22. Mai 2013 - 07:54

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/54378/Psychische-Belastungen-am-Arbeitsplatz-Experten-sehen-dringenden-Handlungsbedarf gibt einen guten und geradezu lehrbuchmäßig ausgewogenen Überblick mit nützlichen Links unter dem Titel “Psychische Belastungen am Arbeitsplatz: Experten sehen dringenden Handlungsbedarf” (2013-05-14).

Mitbestimmung und unternehmerische Betätigungsfreiheit

Montag, 20. Mai 2013 - 18:25

http://www.haufe.de/personal/personal-office-premium/87-mitbestimmungsrechte-232-unternehmerische-freiheit_idesk_PI10413_HI612654.html

Kommentar aus Personal Office Premium

§ 87 Mitbestimmungsrechte / 2.3.2 Unternehmerische Freiheit

Als sonstige Grenze der Mitbestimmung wird ferner die unternehmerische Freiheit diskutiert. Der Arbeitgeber kann in sozialen Angelegenheiten bei seinen Entscheidungen nur insoweit zu einer Einigung mit dem Betriebsrat gezwungen werden, wie dadurch nicht in seine unternehmerische Betätigungsfreiheit eingegriffen wird. Die Frage, ob Mitentscheidungsbefugnisse des Betriebsrats bestehen, lässt sich also – in Abgrenzung zu der Möglichkeit einer freiwilligen Beteiligung des Betriebsrats – nur durch die Auslegung der entsprechenden Mitbestimmungstatbestände unter Berücksichtigung der verfassungsrechtlich geschützten unternehmerischen Betätigungsfreiheit bestimmen. [...]

Nein, das Grundgesetzt schützt nicht nur die unternehmerische Betätigungsfreiheit, sondern auch das Recht der Menschen auf Unversehrtheit. Darum kann mit einer demokratischen Gesetzgebung und nach einer Abwägung von Grundrechten in die unternehmerische Betätigungsfreiheit legitim eingegriffen werden.

Arbeitgeber sehen besonders im mitbestimmten Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz oft eine Einschränkung der Unternehmensautonomie. Zum Teil ist das so. Aber die Gefährdungsbeurteilung ist noch keine Einschränkung der unternehmerischen Betätigungsfreiheit, sondern sie beschreibt, wie die konkrete Umsetzung der unternehmerischen Betätigungsfreiheit die Mitarbeiter belastet. Diese Belastungen können sich günstig oder schädlich auf die Mitarbeiter auswirken. Die Gefährdungsbeurteilung erfasst das und hilft damit auch den Arbeitgebern, unternehmerische Freiheit und unternehmerische Verantwortung miteinander zu verbinden.

Suche: https://www.google.com/search?q=”Arbeitsschutz”+psychische-Belastung+unternehmerische-Freiheit+unternehmerische-Verantwortung+Unternehmensautonomie

Hamborg gägen Streß

Montag, 20. Mai 2013 - 08:30

http://www.boeckler.de/pdf/v_2013_05_06_hellbach.pdf

Was sind die Zertifikate für Foxconn wert?

Sonntag, 19. Mai 2013 - 02:08

http://bazonline.ch/digital/mobil/Drei-FoxconnArbeiter-begehen-Selbstmord/story/17298225 (Baseler Zeitung)

Drei Foxconn-Arbeiter begehen Selbstmord

Aktualisiert am 18.05.2013

In China haben sich wieder drei Angestellte des Apple-Zulieferers Foxconn in den Tod gestürzt. Er steht seit einer Selbstmordserie im Jahr 2010 unter Beobachtung. [...]

 
http://www.ishn.com/articles/print/95850-factory-certification-schemes-pose-danger-to-safety-health-profession

[...] One startling revelation in the FLA reports was that two of the three audited factories – Fu Tai Hua Industrial Co. Ltd’s plants in Guanlan and Longhua, China – are “OHSAS 18001 certified” despite having no functioning health and safety programs whatsoever. The certification was reportedly awarded by the Swiss-based SGS (Societe Generale de Surveillance), which has U.S. offices in New Jersey. [...]

Suche: https://www.google.com/search?q=Apple+Foxconn+”OHSAS+18001″

 
Schlampige Audits kommen auch in Deutschland vor. Solche Audits sind eine Farce. Es gibt zum Beispiel Zertifizierungsgesellschaften, die ihre Zertifikate für OHSAS 18001 auch an solche Betriebe vergeben, bei denen offensichtlich ist, dass der Betriebsrat überhaupt nicht über OHSAS 18001 Bescheid weiß und weder in externe noch in interne Audits eingebunden ist. Auch haben die Führungskräfte kein Ahnung. Diese Zertifizierer sind an den Arbeitnehmern und an der Mitbestimmung überhaupt nicht interessiert, obwohl bei OHSAS 18001 die Arbeitnehmer die eigentlichen “Kunden” sind.

Die DAkkS müsste hier die Kontrolleure strenger und insbesondere proaktiver kontrollieren. Die Zertifizierer scheinen sich derzeit noch ziemlich sicher zu fühlen, das ihre Audits nicht in Frage gestellt werden. Vielleicht würde es auch helfen, wenn die DAkkS den Betriebsärzten, den behördlichen Aufsichtspersonen, den Arbeitnehmervertretungen und den Gewerkschaften Grundlagen über gute Audits zu OHSAS 18001 vermitteln könnte oder einen leicht zugänglichen Weg für Beschwerden anbieten könnte.