Kategorie 'China'

Was sind die Zertifikate für Foxconn wert?

Sonntag, 19. Mai 2013 - 02:08

http://bazonline.ch/digital/mobil/Drei-FoxconnArbeiter-begehen-Selbstmord/story/17298225 (Baseler Zeitung)

Drei Foxconn-Arbeiter begehen Selbstmord

Aktualisiert am 18.05.2013

In China haben sich wieder drei Angestellte des Apple-Zulieferers Foxconn in den Tod gestürzt. Er steht seit einer Selbstmordserie im Jahr 2010 unter Beobachtung. [...]

 
http://www.ishn.com/articles/print/95850-factory-certification-schemes-pose-danger-to-safety-health-profession

[...] One startling revelation in the FLA reports was that two of the three audited factories – Fu Tai Hua Industrial Co. Ltd’s plants in Guanlan and Longhua, China – are “OHSAS 18001 certified” despite having no functioning health and safety programs whatsoever. The certification was reportedly awarded by the Swiss-based SGS (Societe Generale de Surveillance), which has U.S. offices in New Jersey. [...]

Suche: https://www.google.com/search?q=Apple+Foxconn+”OHSAS+18001″

 
Schlampige Audits kommen auch in Deutschland vor. Solche Audits sind eine Farce. Es gibt zum Beispiel Zertifizierungsgesellschaften, die ihre Zertifikate für OHSAS 18001 auch an solche Betriebe vergeben, bei denen offensichtlich ist, dass der Betriebsrat überhaupt nicht über OHSAS 18001 Bescheid weiß und weder in externe noch in interne Audits eingebunden ist. Auch haben die Führungskräfte kein Ahnung. Diese Zertifizierer sind an den Arbeitnehmern und an der Mitbestimmung überhaupt nicht interessiert, obwohl bei OHSAS 18001 die Arbeitnehmer die eigentlichen “Kunden” sind.

Die DAkkS müsste hier die Kontrolleure strenger und insbesondere proaktiver kontrollieren. Die Zertifizierer scheinen sich derzeit noch ziemlich sicher zu fühlen, das ihre Audits nicht in Frage gestellt werden. Vielleicht würde es auch helfen, wenn die DAkkS den Betriebsärzten, den behördlichen Aufsichtspersonen, den Arbeitnehmervertretungen und den Gewerkschaften Grundlagen über gute Audits zu OHSAS 18001 vermitteln könnte oder einen leicht zugänglichen Weg für Beschwerden anbieten könnte.

Bizarre Bewunderung für Chinas Führer

Samstag, 20. Oktober 2012 - 23:15

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/chinas-wirtschaft-der-kommunismus-ist-tot-die-diktatur-lebt-1.1501453

… Anschaulich zu besichtigen war die devote Haltung bei dem Besuch Angela Merkels bei ihrem Amtskollegen Wen Jiabao im August. Selbst nach ausdrücklicher Bitte von Wen und Merkel, die anwesenden Unternehmer möchten doch ihre Probleme vortragen, fand Wortführer Siemens-Chef Peter Löscher lediglich Dankesworte für den Gastgeber, das Abtauchen der Topmanager irritierte sogar Premier Wen. Erstaunlich oft gehen westliche Manager noch einen Schritt weiter und ergehen sich in bizarrer Bewunderung für Chinas Führer.

Wandel durch Handel? Es wäre schon viel, wenn die Unternehmer in China die Augen aufmachten und genau hinsähen, was um sie herum geschieht. …

Die von Kai Strittmatter angemessenerweise im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung beschriebene devote Haltung deutscher Unternehmensführer hatte ich in China schon vor 20 Jahren miterleben können. Die bizarre Bewunderung für Chinas Führer und der Neid auf deren durch schwache Gewerkschaften unbehinderte Handlungsmöglichkeiten hat sich bis heute erhalten. Deutsche Führungskräfte lernt man am besten dort kennen, wo sie das deutsche Recht nicht bremst.

Mein Interesse am Arbeitsschutz wurde übrigens im Jahr 1992 in China geweckt, als ich selbst dort erleben konnte, wie ein deutscher Unternehmer in China die Augen zumachte und genau wegsah, als es um die Asbestbelastung in einem seiner Betriebe in Schanghai ging.

Arbeitsbedingungen in China

Samstag, 4. Februar 2012 - 07:13

Wio europäische Unternehmen offen den Arbeitsschutz bekämpfen können, tun sie das auch.

Die Bundeskanzlerin Angela Merkel ist gerade aus China zurückgekehrt. Ein bisschen soll Sie sich ja auch für Menschenrechte eingesetzt haben. Die europäischen Unternehmen in China bekämpfen jedoch den Arbeitsschutz in China. Westliche Unternehmer mögen die niedrigere Standards der Arbeitnehmerrechte in China ganz gerne. Als die chinesische Regierung im Jahr 2006 versuchte, das Arbeitsrecht arbeitnehmerfreundlicher zu gestalten, protestierten die amerikanische und die europäische Handelskammer.

Dazu meint das China Labour Bulletin im Research Report “Going it Alone – The Workers’ Movement in China (2007-2008)”:

According to Article One [of the Labour Contract Law], the law was:

Enacted and formulated in order to improve the labour contract system, specify the rights and obligations of both parties to the labour contracts, protect the legitimate rights and interests of the workers and construct and develop a harmonious and steady employment relationship.

The law confirms that all individual workers have the right to negotiate their own written employment contract with their employer, specifying terms, conditions and benefits. It enhances specific individual rights by establishing a statutory probationary period for a fixed term contract, improving health and safety regulations, requiring redundancy payments to be made after the termination of a contract, and generally making it more difficult for employers to terminate contracts, especially those of long serving workers.

These latter provisions, in particular, provoked an outcry from domestic and foreign employers’ organizations, who claimed the legislation would drive up costs and make doing business in China more difficult. The American Chamber of Commerce in Shanghai bluntly opined that the law “could have negative impact on the investment environment in China.” The European Union Chamber of Commerce argued in its submission to the NPC that “the rigid provisions of the draft law will restrict employer flexibility, and ultimately will increase costs for Chinese producers.” It warned that: “Any increase in production costs could force foreign companies to review new investments or question whether to continue operations in China.”

Last paragraph based on: Zhang Liwei (张立伟), Chen Huan (陈欢). “外商反弹劳动合同法草案,威胁将撤走在华投资” (In reaction to draft Labour Contract Law, foreign investors threaten to withdraw from China), 二十一世纪经济报道 (21st Century Business Herald) from人民网 (People.com.cn), 11 May 2006

Siehe auch: http://www.clb.org.hk/en/node/100507

Malen für die Ruhmeshalle der Korruption

Samstag, 25. Juni 2011 - 14:49

http://www.tagesschau.de/ausland/korruption114.html

Kunstaktion in China
Malen für die Ruhmeshalle der Korruption

China stöhnt unter der Korruption. Allein 2009 wurden laut Kommunistischer Partei 106.000 Kader bestraft. Es gibt keine Anzeichen, dass sich die Situation verbessert hätte. Chinesische Künstler malen deshalb an einer “Ruhmeshalle der Korruption” – für die es keine Ausstellungsräume gibt.

Von Astrid Freyeisen, ARD-Hörfunkstudio Schanghai

 
Anmerkung:
    In diesem Blog gibt es einige Artikel zu China, einem unserer wichtigsten Handelspartner. In dem Moment, in dem wir miteinander Geschäfte machen, ist Nichteinmischung unmöglich. Natürlich mischen sich nicht nur Geld und Waren, sondern auch Anschauungen und Verhaltensweisen: Deutsche Top-Manager halten deutschen Arbeitnehmern Chinesen als Beispiel vor. Ein deutscher Bundespräsidenten ohne Bodenkontakt in China hielt einfältige Ruckreden über das, was er meinte, in “Asien” gelernt zu haben, nachdem er dort auf verschiedenen roten Teppichen entlangschreiten und sich von seinen Gastgebern bauchpinseln lassen durfte.
    Chinesische Verhältnisse beeinflussen deutsche Verhältnisse und umgekehrt. Es ist doch klar, dass wir uns damit auseinandersetzen müssen. Einmischung in chinesische Verhältnisse ist Einmischung in die Globalisierung. Das muß sein. Die Chinesische Nomenklatura wehrt sich gegen “Belehrungen”, tatsächlich wehrt sich sich aber gegen die Auseinandersetzung zwischen Gesellschaften mit unterschiedlich beschränkter Offenheit. Das beschränkt inzwischen auch den Diskurs in deutschen Unternehmen, in denen viele Chinesen arbeiten. So kommt die Zensur im Kopf aus China auch wieder nach Deutschland.

Ai Weiwei ist halbwegs frei

Donnerstag, 23. Juni 2011 - 00:44

Unser wichtiger Handelspartner hat Ai Weiwei freigelassen. Die Geschäfte mit China können wieder etwas unbeschwerter weitergehen. Bleiben Sie aber trotzdem vorsichtig, damit Sie nicht unversehens zum Wirtschaftsverbrecher werden.

Komisch: Selbst wenn ein Ai Weiwei ein Kunstwerk ohne Bezug zur Politik schaffen würde, so wäre das natürlich politisch. Selbst wenn er irgendein Schuldgeständnis ablegen würde, so könnten wir nicht darauf vertrauen. So entartet das Recht wie die Kunst. China bietet der Kunst auf diese Weise eben einen sehr fruchtbaren Boden.

http://www.guardian.co.uk/artanddesign/ai-weiwei

Chinesen lassen sich nicht so leicht veralbern

Samstag, 21. Mai 2011 - 09:09

Es gibt “Leader”, die Mitarbeiter als erwachsene Menschen respektieren, es gibt aber auch welche, die meinen, sie selbst seien Mami und Papi. Letztere beglücken ihre Mitarbeiter mit unehrlicher Unternehmenskommunikation, mit Unterhaltungsspielen und mit Kinderbüchern: “Die Mäusestrategie für Manager” (“Who Moved My Cheese?“) ist ein intelligent geschriebenes und zugleich strunzdummes Buch, das seine Leser doofer, den Autor aber viel reicher gemacht hat. Der Markt dieses Buches sind die Hilflosen unter den Personalern, die Bestätigung ihrer simplen Menschenbilder suchen und ihre Ansichten auch in den Köpfen ihrer Mitarbeiter verankern wollen. Wichtig: Was die schwächeren unter den Personaler verstehen und dann ihren Mitarbeitern einträufeln sollen, muss einfach sein.

Das Marketing des Buches ist genial: Gerne verteilen Personaler und Führungskräfte den Mäuse-Schrott haufenweise in ihren Betrieben und zeigen ihren Mitarbeitern damit, für wie wenig erwachsen sie sie halten. Sie sollen eifrig irgendeinem Käse hinterherrennen anstelle ihn (und den Käseklau) zum Beispiel selber in den Griff zu kriegen. Solche Bücher erklären den Zustand der immer noch “zeitgemäßen” Führungskultur. Hinterher- und Mitläufer mögen das Buch. Es gibt aber auch Leute, die sich nicht verblöden lassen:

  • Richard Templar: I don’t want any more cheese…, 2004, ISBN 0273675435
  • Chen Tong, Augustine Quek (Übersetzung): Whose Cheese Can I Move?, 2003, ISBN 9812445056 (Eine sehr schöne Antwort einer Chinesin aus Xi’An auf “Die Mäusestrategie für Manager”)

Harper’s Magazine berichtete 2003 von weiteren Antworten aus China:

  • “Whose Cheese Should I Move?” von He Jun,
  • “Can I Move Your Cheese?” von Chen Tong,
  • “Who Dares to Move My Cheese?” von Kang Yanning,
  • “Agitating, Alluring Cheese” von Lian Yuming,
  • “No One Can Move My Cheese! The New Allegory of Cheese! The New Enlightenment of Allegory” von Zhang Xiaofeng,
  • “Make the Cheese Yourself!” von Dong Huangfu,
  • “A Piece of Cheese: Reading World Famous Fairy Tales with Mom” von Yi Su,
  • “Management Advice 52 from the Cheese” von Fang Yuan,
  • “No More Cheese!” von Lin Zhanxian, “Chinese People Eat Cheese?–Who Took My Meat Bun?” von Chuan Xiang.

In den USA, dem Ursprungsland des Buchs für Mäusegehirne, gibt es auch deftige Parodien auf die Mäusestrategie. Die meisten sind eher plump, wie zum Beispiel “Who cut my cheese?” (Idiomalarm!). Ganz lustig fand ich den Titel ” Who Moved my Soap?”, mit dem sich Manager auf Gefängnisaufenthalte vorbereiten können. Aber die meisten Titel der Gegenliteratur finden sich im chinesischen Sprachraum. Sie sind von den vielen kritischen Chinesen überrascht? Vielleicht sind Chinesen gar nicht so willig und folgsam, wie Sie das meinen. China bietet immer noch beste Bedingungen für die Pflege der Kunst der Satire und der Parodie. Mit paternalistscher Führung kennen sich die Chinesen seit tausenden von Jahren aus. Entsprechend gut können sie diesen Mäuse-Unsinn durch den Kakao ziehen.

Ressentiment gegen Ai Weiwei

Mittwoch, 11. Mai 2011 - 23:25

Hans-Olaf Henkel zeigte mehr Einsatz für Ai Weiwei, als viele seiner Künstlerkollegen. In einem SPIEGEL-Interview (Nr. 19/7.5.11, S. 130) meinte dazu Roger Buergel (der Ai zur Dokumenta 2007 einlud):

… Ich glaube, dass die meisten froh sind, Ai Weiwei los zu sein. … Es gibt aber ein unglaubliches Ressentiment [gegen Ai Weiwei]. Die jungen Künstler im Westen produzieren nichts anderes als Fußnoten zur Kunstgeschichte, und dann taucht ein Künstler aus China auf, der an alles anders herangeht und 98 Prozent der Kunstwelt sehr, sehr alt aussehen lässt. …

Anständiger Querkopf

Sonntag, 17. April 2011 - 10:15

Auch wenn es schwerer wird, haben wir immer noch die Wahl, unsere Illusionen zu China zu begraben. Dafür brauchen wir unbequeme Leute wie Hans-Olaf Henkel (Deutsche Welle, www.dw-world.de/dw/article/0,,6501110,00.html, 2011-04-12):

Hans-Olaf Henkel hat Vertreter aus Politik und Wirtschaft aufgefordert, sich für die Freilassung Ai Weiweis einzusetzen. Auf Reaktionen von Seiten der Wirtschaft wartet er bislang vergeblich. Das ist für den langjährigen Amnesty-International-Unterstützer Henkel nicht nur enttäuschend, sondern auch kurzsichtig. Im Gespräch mit der Deutschen Welle betont er nachdrücklich seine Erfahrung. “Das Eintreten für die Menschenrechte – auch vor Ort – im klaren, richtigen Ton schadet der deutschen Wirtschaft nicht.”

Hoffen wir, dass Henkel durchhält. Es gibt hier leider auch schlechte Beispiele: So verstummte Rupert Murdochs Chinakritik, damit er Zugang zum Satelliten-Fernsehen in China bekommen konnte.

Aus eigener Erfahrung in China kann ich sagen, dass es durchaus psychisch belastend sein kann, mit jemandem Geschäfte zu machen, von dem ich mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen muss, dass er den chinesischen Despotismus für seine Karriere zumindest als Mitläufer unterstützt hatte. Ein Ansatz wie der von Henkel kann hier beiden Seiten helfen, Geschäfte mit mehr Anstand zu machen.

艾未未

Montag, 4. April 2011 - 07:24

http://www.guardian.co.uk/artanddesign/ai-weiwei

Chinese police detain artist Ai Weiwei
3 Apr 2011:
Officials stopped outspoken artist at Beijing airport this morning and police have surrounded studio

 

http://www.sueddeutsche.de/kultur/ai-weiwei-im-gespraech-wir-leben-im-zeitalter-der-verruecktheit-1.1081139

Im Gespräch:
Ai Weiwei: “Wir leben im Zeitalter der Verrücktheit”

04.04.2011, 18:20 2011-04-04 18:20:39

Interview: Henrik Bork

“Sie sperren die Menschen für viele Jahre ins Gefängnis. Sie verschwinden einfach”: Kurz vor seiner Festnahme gab der regimekritische Künstler Ai Weiwei dieses letzte Interview. Nun ist er selbst verschwunden.

 

Verhaltensprävention in chinesischer Weise (中国特色的 = zhōngguó tèsè de, in chinesischer Färbung): Wegsperren. Weniger Berühmte landen nicht selten auch mal in der geschossenen Psychiatrie.

Vom Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz können chinesische Arbeitnehmer vermutlich nur träumen. Westliche Manager schätzen die Arbeitsbedingungen in China. Es soll vorkommen, dass deutsche Manager drohen, Arbeitsplätze nach China zu verlagern, wenn die Rücksichtnahme auf Arbeitnehmer in Deutschland zu “luxuriös” werden sollte.

Der große Teil deutscher Führungskräfte wird bei seinen Chinabesuchen von ranggleichen Kollegen gut betreut. Sie wollen eigentlich nicht wirklich wissen, wie es auf den unteren Ebenen zugeht. Ich habe in China 18 Monate lang gearbeitet. Dort kämpft in den Teams Jeder gegen Jeden und jedes Team gegen jedes Team. Kooperation an der Oberfläche, aber das wichtigste Wissen behält man besser für sich. Das ist auch ganz logisch.



Documenta 12. Projekt von Ài Wèiwèi.
Vorbereitungen für die Ankunft der 1001 Chinesen
in der Fabrikhalle in der Gottschalkstraße
Bild: Régine Debatty (Copyright: cc-by-sa-2.0)

XiùCai

Donnerstag, 4. März 2010 - 02:09

XiùCai Nr. 78, 2006-05-18, S. 6:

Wie jedes Mal, wenn ein Bundeskanzler als Türöffner der Wirtschaft nach China reist, so rotieren auch jetzt, da Frau Merkel sich auf das große Land vorbereitet, die Flügel der verbandlichen Windmacher in Deutschland. 

Federführend ist hier der sogenannte Asien-Pazifik-Ausschuß der Deutschen Wirtschaft, resp. dessen Trägerverbände BDI, BGA, BdB, DIHK und OAV. Wenn die dortigen China-Experten fertiggekreißt haben, liegt ein Ei namens China-Petita im Nest des deutschen Regierungschefs, auch „Anliegen der deutschen Wirtschaft in der VR China“ genannt. Der Inhalt besteht einerseits aus Lobpreisungen der großen Fortschritte, die es bilateral oder wenigstens in China gegeben habe, und andererseits (größerer Teil, kommt immer nach einem „aber“) aus einer Sammlung von Beschwernissen jener Firmen, die zwar einen guten Draht zum BDI haben, aber trotz hoher Investitionen im Lande der größten Partei der Welt (70 Millionen Mitglieder) dennoch einfach nicht so zurechtkommen, wie sie mal gedacht hatten.

Die Petition wird nach Fertigformulierung ins Chinesische übertragen und bei passender Gelegenheit – Gespräch mit dem Premier oder dem Handelsminister – feierlich ihm (oder verstohlen einem seiner Bediensteten) überreicht. Bisweilen aber – Aufwand hin oder her – auch gar nicht aus der Aktentasche gezogen, je nach Atmosphäre beim Treffen. So macht “die Wirtschaft” aus einem Regierungschef-Besuch eine Bittschrift-Gesandtschaft [...].

Jetzt liegt wieder so ein Gnadengesuch vor. Wir drucken es im folgenden mit leichten Kürzungen. Wir haben das Dokument des Jammers überdies Herrn Cao Weihua gezeigt, der im „think tank“ des chinesischen Handelsministers für die Koordination der Stolpersteine zuständig ist, und ihn um kurze, aber nicht unbedingt inoffizielle Kommentare zu den einzelnen Anschuldigungen gebeten, was er mit seinem ministeriellen roten Pinsel auch gemacht hat.

Leider gab es nach 2007 kein XiùCai mehr. Globalisierung bedeutet nicht nur weltweite Verteilung von Waren, sondern auch von Werten, die sich dann auch in “unsere” Arbeitsbedingungen einschleichen. Die kleine Zeitschrift half, das Land zu verstehen, das unsere Top-Manager so sehr bewundern.