Archiv für November, 2012

Burnout in der IT-Branche (2)

Donnerstag, 15. November 2012 - 23:36

http://www.heise.de/resale/artikel/Burnout-in-der-IT-Branche-1736491.html

Burnout in der IT-Branche
Was Arbeitgeber tun können und müssen

Marzena Sicking – 29.10.12

Diplom-Ingenieur Tim Sturm hat im Rahmen seines Studiums “Supervision & Coaching” an der Donau-Universität Krems eine Studie über das tatsächliche Ausmaß der Burnout-Gefährdung in der IT-Branche durchgeführt. Mit Heise Resale sprach er über die Ergebnisse. 

Für ihre Masterarbeit zum Thema “Burnout in der IT-Branche: Sind Reflexion, Coaching und Supervision wirksame Instrumente zur erfolgreichen Prävention?” haben Sie die Daten von 1.155 Arbeitnehmern aus der IT-Branche ausgewertet. Wieso haben Sie ausgerechnet die IT-Branche unter diesem Aspekt beleuchtet?

(“Supervision” kann sich hier wohl nicht auf jene Supervisoren beziehen, die in Deutschland langjährig ausgebildete und erfahrene Psychotherapeuten sind, die die offizielle Befähigung haben, angehende Psychotherapeuten in der Ausbildung anzuleiten. Diese Befähigung kann erst einige Zeit nach dem Studium erlangt werden.)

… Wie können Unternehmen Ihrer Meinung nach die MitarbeiterInnen unterstützen, Burnout zu vermeiden?

Sturm: Ich halte einen Aufklärungs- und Maßnahmenprozess für essentiell und fasse diesen unter dem Begriff “Burnout Management” zusammen:

  1. Eine kompetente Aufklärungskampagne, mit der Unternehmen und MitarbeiterInnen ein Basiswissen über Burnout vermittelt wird.
  2. Mechanismen zur Prävention, wie etwa Workshops zur Förderung des Selbst-Bewusstseins und der Selbstwahrnehmung.
  3. Ein gezieltes Informationsprogramm für Betroffene, KollegInnen und ManagerInnen um die Wiedereingliederung ins Arbeitsleben nach längerer Abwesenheit konstruktiv und auf offener Basis zu gestalten.
  4. Notwendig erscheint ein Evaluierungssystem wie den Fragebogen meiner Arbeit, um gefährdete Personen zu identifizieren und diesen Hilfeleistungen anbieten zu können.

Als “Burnout-Management” mag das vielleicht reichen. Aber “Notwendig erscheint ein Evaluierungssystem wie den Fragebogen meiner Arbeit, um gefährdete Personen zu identifizieren und diesen Hilfeleistungen anbieten zu können” ist nicht der Ansatz des (auch in Österreich) vorgeschriebenen Arbeitsschutzes. Entsprechend auch der Kommentar eines Lesers bei Heise:

1. November 2012 08:36
“Fragebogen [...], um gefährdete Personen zu identifizieren”
Codehunter (mehr als 1000 Beiträge seit 26.09.02)

Ganz ehrlich, bekäme ich von meinem Arbeitgeber einen Fragebogen zu
meinem Geisteszustand, er würde doch in hohem Bogen in die kreisrunde
Ablage fliegen.

Die Leute mögen keine fürsorgliche Belagerung.

Ein dem vorgeschriebenen Arbeitsschutz entsprechender Ansatz ist: “Notwendig erscheint ein Evaluierungsverfahren, um gefährdende Aufgabenstellungen und Arbeitssituationen zu identifizieren und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen anbieten zu können”. Es gibt hier ein reichhaltiges Angebot getesteter Verfahren zur Verhältnisprävention. In seiner Hompage schreibt Tim Stark: “Als besondere Dienstleistung biete ich anonymisierte, individuelle Unternehmens- sowie Betriebsanalysen mittels online Fragebogen an….”. Wichtig dabei wäre es, verhältnispräventive Verfahren zu verwenden, die den Kriterien der BAuA gerecht werden. Individualisierungen (Anpassung an die Bedürfnisse einzelner Betriebe) sind dabei möglich. Das kann meiner Ansicht nach aber nur zusammen mit kompetenten und von erfahrenen Arbeitspsychologen beratenen Arbeitnehmervertretern funktionieren.

“Eine kompetente Aufklärungskampagne, mit der Unternehmen und MitarbeiterInnen ein Basiswissen über Burnout vermittelt wird” ist eine feine Sache als ein Element der im Arbeitsschutzgesetz vorgeschriebenen Unterweisung. Vermittelt werden muss vor Allem, wie durch eine menschengerechte Arbeitsgestaltung psychische Fehlbelastungen zu vermeiden sind.

Der Schwerpunkt von Tim Sturms “Institut für Individuelles Wachstums” liegt logischerweise auf dem Individuum. Es ist auch klar, dass ein Coach für Coaching wirbt. In seiner Homepage schreibt Tim Stark allerdings auch, sein Ziel sei, “ein fundiertes Verständnis zum Begriff Burnout zu vermitteln sowie die Achtsamkeit und Verantwortung gegenüber MitarbeiterInnen neu zu entdecken.” In Deutschland ist das Problem jedoch, dass Firmenleitungen das Thema der psychischen Belastungen oft schon längst entdeckt haben (spätstens seit 2005), aber sich sehr unwohl fühlen, wenn sie durch transparente und nachvollziehbare Arbeitsschutzprozesse für Fehlbelastungen tatsächlich verantwortlich gemacht werden können. Ein guter Coach sollte keine Betriebe betreuen wollen, die sich weigern, ernsthaft vor (oder spätestens parallel) zu individiellem Coaching einen vorschriftsmäßigen, mitbestimmten, prozesshaft organisierten und verhältnispräventiv orientierten Arbeitsschutz zu implementieren. Die Stärkung der Resilienz einzelner Mitarbeiter kann nicht funktionieren, wenn gleichzeitig die Regeln des ganzheitlichen Arbeitsschutzes missachtet werden.

Links:

DIN führt irre

Dienstag, 13. November 2012 - 22:29

http://www.kosmas.din.de/cmd?artid=153182508&bcrumblevel=1&contextid=kosmas&subcommitteeid=144596636&level=tpl-art-detailansicht&committeeid=90708147&languageid=de (URL ist jetzt http://www.naorg.din.de/cmd?artid=153182508&bcrumblevel=1&contextid=naorg&subcommitteeid=144596636&level=tpl-art-detailansicht&committeeid=90708147&languageid=de)

… Die Spezifikation geht über rechtliche Verpflichtungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz und Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung hinaus …

Dem Leser bleibt die Interpretation überlassen: Wenn die DIN SPEC 91020 über rechtliche Verpflichtungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz hinausgeht, schließt sie den Arbeits- und Gesundheitsschutz dann noch ein oder nicht? Nach den PAS-Verfahrensregeln schließt die Spezifikation den Arbeitsschutz nicht ein. Das wird aber nicht klargestellt. Also ist auch “DIN” kein Garant für Seriösität.

Links:

Normenkritik

Dienstag, 13. November 2012 - 06:50

Heute habe ich den Stichpunkt Normenkritik angelegt.

Immer mehr Menschen gehen wegen psychischer Probleme in Rente

Dienstag, 13. November 2012 - 06:16

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.alarmierende-zahlen-fuer-muenchen-immer-mehr-menschen-gehen-wegen-psychischer-probleme-in-rente.a2f484fc-8d3d-4030-8832-84f30154a459.html mit Zahlen für Deutschland und München

Berufsunfähig wegen Burnout-Syndrom

Montag, 12. November 2012 - 23:24

http://www.deutsche-berufsunfaehigkeitsversicherung.de/2012/08/08/burnout-ist-spaetestens-2012-zur-volkskrankhei/ (2012-08-08):

… Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) wegen Burnout-Syndrom

Immer mehr Menschen werden durch verschiedene psychische Erkrankungen berufsunfähig. Depression oder Burnout sind mittlerweile zu Volkskrankheiten geworden. Die meisten werden durch das Burnout Syndrom invalide. Burnout bedeutet sich ausgebrannt fühlen. Die Ursache ist zu starke Überanstrengung während der Arbeit. Durch die ständige Belastung kann es zu Schäden am Körper kommen. …

Hier schießen die Autoren etwas über das Ziel hinaus. Depression kann Arbeitsunfähigkeit bewirken. Und Schäden am Körper werden nicht durch ständige Belastung, sondern durch zu viel Fehlbelastung verursacht.

Jeder zehnte Arbeitnehmer war schon depressiv

Montag, 12. November 2012 - 21:33

http://www.hauptbetriebsvertretung.de/2012/11/12/europaische-studie-jeder-zehnte-arbeitnehmer-war-schon-depressiv/

… Eine aktuelle Umfrage zeigt jetzt: Jeder zehnte Arbeitnehmer in Europa ist schon einmal wegen einer Depression zu Hause geblieben. Herausgefunden hat dies der Fachverband European Depression Association (EDA) in einer repräsentativen Online-Umfrage unter mehr als 7000 Europäern. …

(Link nachträglich eingetragen)

Zertifizierung für ISO 18001?

Sonntag, 11. November 2012 - 11:11

Suchen Sie mal:
- https://www.google.de/search?q=”iso+18001″+arbeitsschutz
- https://www.google.de/search?q=”iso+18001″+”occupational health”

So geht’s zu im Zertifizierungsgeschäft, nicht nur am 11. November.

Siehe auch: http://blog.psybel.de/arbeitsschutzmanagement-ohsas-18001/

Wollen Sie zum Befragungsinstrument “PsyBel”?

Samstag, 10. November 2012 - 17:36

psybel.de wurde im April 2009 angelegt. Dort gab es zunächst eine Linkliste zum Thema “psychische Belastungen”. Im Frühling 2011 entstand dann auch mein Blog: blog.psybel.de.

Es gibt auch ein Befragungsinstrument “PsyBel”, das eine feine Sache ist, aber ein von psybel.de getrenntes Angebot ist.

Das Befragungsinstrument ist darum nicht in psybel.de zuhause, sondern hier:
http://ratgeber-psychische-belastung.de

… PsyBel ist ein Online-Werkzeug zur Erhebung psychischer Belastungen mithilfe von Beschäftigtenbefragungen. Es wurde von Arbeitsschutzexpertinnen/-experten im Auftrag von ver.di entwickelt und stellt ein handhabbares Befragungsinstrument für die betriebliche Praxis dar. [...]

Siehe auch: http://www.ergo-online.de/site.aspx?url=html/aktuelles/news080213.htm

So wie ich es verstehe, entstand das Befragungsinstrument aus dem “ver.di-Modul PsyBel SuE” (2010) zur Untersuchung psychischer Belastungen im Sozial und Erziehungsdienst. (Siehe auch: http://www.wiki-gute-arbeit.de/index.php/Literatur_und_Materialien/ver.di_-_Fachbereich_Gemeinden_2010b)

 
Zu meinem Blog geht’s hier lang:
http://blog.psybel.de

Schutz der Integrität und der Würde der Arbeitnehmer

Samstag, 10. November 2012 - 16:54

http://kurier.at/karrieren/berufsleben/burn-out-praevention-per-gesetz/1.022.817/print


Um über das Thema altersgerechte Arbeitsplätze und die Grundlagen der Arbeits- und Organisationspsychologie künftig besser Bescheid zu wissen, wird die Ausbildung zum Arbeitsmediziner um 30 Stunden auf 390 Stunden erhöht. Die bisherigen Aufgaben der Arbeitsinspektion werden um den „Schutz der Integrität und der Würde der Arbeitnehmer“ erweitert.

Ein Drittel aller Pensionsantritte erfolgt in Österreich krankheitsbedingt. Der Anteil psychischer Erkrankungen bei den Neuzugängen zur Invaliditätspension beträgt ebenfalls rund ein Drittel. 2004 lag der Anteil erst bei 24 Prozent.

29% der Arbeitnehmer vernachlässigen Arbeit wegen Fehlbelastung

Samstag, 10. November 2012 - 16:44

http://www.aerzteblatt.de/archiv/132424

Psychische Belastungen: Jeder Vierte im Job eingeschränkt
PP 11, Ausgabe November 2012, Seite 484
dapd

Wegen psychischer Belastungen vernachlässigen Millionen deutsche Arbeitnehmer laut einer Befragung permanent oder oft ihren Job. Mehr als jeder Vierte (29 Prozent) schaffte es demnach nicht, seine Arbeit so sorgfältig wie gewünscht zu erledigen.

Für Betriebs- und Werksärzte seien seelische Belastungen der Arbeitnehmer ein zunehmendes Problem. Mittlerweile gäben 40 Prozent der Vorruheständler ihre Arbeit wegen psychischer Erkrankungen auf.

 
http://www.heise.de/resale/artikel/Stress-wirkt-sich-negativ-auf-die-Arbeitsleistung-aus-1742216.html

… Der Stress wirkt sich aber nicht nur auf den Job, sondern auch auf das Privatleben aus: 39 Prozent schaffen es aufgrund des Drucks in der Arbeit nicht, ihren privaten Verpflichtungen ausreichend nachzukommen. …