Archiv für Mai, 2012

Plumpe Werbemasche

Mittwoch, 16. Mai 2012 - 21:06

http://www.dnn-online.de/web/dnn/ratgeber/detail/-/specific/Stress-Burn-out-und-wie-Arbeitgeber-damit-umgehen-1828046991

Unter der Überschrift “Stress, Burn-out und wie Arbeitgeber damit umgehen” werden hier Software und Lichtschalter verkauft :-)

Das Thema ist jetzt also interessant genug, um als Vehikel für Werbung zu dienen. Das ist immerhin ein Fortschritt.

Ministerium hilft Arbeitgebern bei der Prioritätenverwirrung

Mittwoch, 9. Mai 2012 - 23:27

http://www.bmas.de/DE/Themen/Arbeitsschutz/Meldungen/Fachtagung-Gesundheit-Erfolgsfaktor-Arbeitswelt-VW.html (zur bundesweiten Fachtagung “Erfolgsfaktor Gesundheit: Gesundheit in einer sich wandelnden Arbeitswelt” am 9. und 10. Mai 2012 im MobileLifeCampus in Wolfsburg):

… Bei Volkswagen wird Gesundheitsmanagement groß geschrieben. Mit einem freiwilligen Gesundheits-Checkup ermöglicht das Unternehmen jedem Mitarbeiter eine einstündige kostenlose Untersuchung zur Früherkennung gesundheitlicher Risiken. ,,Dieses Angebot wird sehr stark angenommen: Mehr als 74.000 Mitarbeiter im Konzern haben sich schon untersuchen lassen”, so Volkswagen Personalvorstand Dr. Neumann. …

Von der Leyens Ministerium hilft der Industrie offensichtlich gerne beim Agendasetting: Herausgestellt wird die Untersuchung von Mitarbeitern. Das ist verkehrt. Dr. Neuman weiß, dass die Untersuchung der Arbeitsplätze Primärprävention ist. Das heißt, dass sie Vorrang vor der Untersuchung von individuellen Personen hat. Warum stellt er die durchaus vorhandenen Leistungen von VW im Arbeitsschutz nicht heraus?

Es geht ja nicht darum, die Arbeitgeber alleine für die Gesundheit der bei ihnen beschäftigten Menschen veranwortlich zu machen. Genau so falsch ist es aber, die individuelle Verfasstheit von Arbeitnehmern in den Vordergrund zu stellen. Im “Gesundheitsmanagement” rücken die Arbeitgeber diesen Menschen gerne mit individuellen Untersuchungen zu Leibe, und das Bundesarbeitsministerium hilft den Arbeitgebern auch noch dabei, die Prioritäten verkehrt darzustellen.

In einer demokratisch beschlossenen Norm vorgeschrieben (aber missachtet von der Mehrheit der Arbeitgeber) ist, dass die an den Arbeitsbedingungen ansetzende Verhältnisprävention Vorrang vor der am Individuum ansetzenden Verhaltensprävention hat. Die Arbeitsministerin und der Personalvorstand von VW wissen das. Dass sie die Prioritäten verkehren ist also kein Versehen mehr.

BDP will Unternehmen helfen

Mittwoch, 9. Mai 2012 - 23:07

http://www.heise.de/resale/artikel/Die-Psyche-macht-den-Stress-nicht-mehr-mit-1564882.html

… Dennoch sieht die Bundesregierung keinen Handlungsbedarf für rechtliche Maßnahmen. Man wolle sich des Themas aber dennoch annehmen und z.B. Grenzwerte festlegen, mit denen sich die Belastung am Arbeitsplatz künftig messen lasse. Man werde den Arbeitgebern Instrumente an die Hand geben, die dabei helfen sollen, das Problem zu lösen. …

Könnte vielleicht jemand in der Bundesregierung einmal auf die Idee kommen, wirklich auf die Umsetzung der bereits bestehenden Arbeitsschutzvorschriften zu achten?

… Konkreter klingt da schon die Ankündigung des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). Auf seiner Delegiertenkonferenz in Göttingen am 29. April kündigte der BDP an, die breite Implementierung eines Gesundheitsmanagements in Unternehmen fördern zu wollen. Basis sollen unter anderem der Bericht des Verbandes zu psychologischen Faktoren der großen Volkskrankheiten dienen sowie Informationsmaterialien und Checklisten zum betrieblichen Gesundheitsmanagement sowie ein Register mit Kontaktdaten von Gesundheitspsychologen, Coaches, Stress- und Entspannungsexperten. …

(Ein Beispiel für die Berichterstattung von heise.de)

Arbeitgeberverband und Deutsche Hochschule an Entwicklung der “DIN SPEC 91020″ beteiligt

Montag, 7. Mai 2012 - 06:21

10.05.2012 | 09:07 Uhr

Saarbrücken (ots) – Mitarbeitergesundheit hat sich vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels zu einem entscheidenden Faktor für den Unternehmenserfolg entwickelt. Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bspw. entstanden alleine 2007 Kosten durch ausgefallene Produktion in Höhe von 40 Mrd. Euro. Trotz dieser enormen volkswirtschaftlichen Bedeutung besitzt Gesundheitsförderung im betrieblichen Umfeld in der Praxis noch nicht den Stellenwert, der ihm aufgrund seiner Relevanz zustünde.

Vor diesem Hintergrund befasst sich ein Arbeitskreis des Deutschen Instituts für Normung e. V. seit September 2011 mit einem einheitlichen Standard für BGM in deutschen Unternehmen. Als Vertreter der deutschen Fitness- und Gesundheitsbranche war der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (www.dssv.de) von Beginn an in die Entwicklung der DIN-Norm involviert. Mit der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement und der BSA-Akademie (www.dhfpg-bsa.de) sind zusätzlich zwei Bildungsanbieter mit jahrelanger Erfahrung im Bereich der Qualifikation für den Wachstumsmarkt Prävention, Fitness, Sport und Gesundheit eingebunden.

Die konkreten Inhalte der “DIN SPEC 91020 “Betriebliches Gesundheitsmanagement” wurden laut Bundesverband für betriebliches Gesundheitsmanagement (BBGM) beschlossen, der Veröffentlichung steht nichts mehr im Weg. Ab Juli 2012 soll die DIN-Norm zu beziehen sein. Der neue BGM-Standard kann laut BBGM helfen, den “richtigen Weg zu wählen” und sich sicher, wirksam und effizient auf dem Gebiet BGM zu bewegen – mit oder ohne Zertifizierungsabsichten.

Bereits jetzt den richtigen Ansprechpartner vor Ort finden Fitness- und Gesundheitsanlagen können für Betriebe wichtige Ansprechpartner sein, wenn es um unternehmensspezifische Konzeption und Umsetzung von BGM geht. Entscheidend ist dabei eine optimale Kombination der vorhandenen Infrastruktur mit spezifischem BGM-Fachwissen. Um Gesundheitsdienstleistern einen perfekten Einstieg zu ermöglichen hat der DSSV in Kooperation mit der DHfPG/BSA-Akademie das bundesweite Netzwerk “Gesundheit im Betrieb selbst gestalten” gegründet. Es ermöglicht Firmen die direkte Kontaktaufnahme mit Gesundheitsdienstleistern vor Ort.

Pressekontakt:

DHfPG
Sabine Mack
Hermann Neuberger Sportschule
66123 Saarbrücken
0681/6855141
s-mack@dhfpg.de
www.dhfpg.de

Journalistische Zurückhaltung

Donnerstag, 3. Mai 2012 - 17:37

Den Linken kann man immerhin zugute halten, dass sie das Thema der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz wieder in das Gespräch gebracht haben:
http://blog.psybel.de/2012/04/29/auch-die-linke-leidet-unter-lernschwaeche/.

Die Unternehmen mussten spätenstes seit 2005 gewusst haben, dass sie psychische Belastungen in den Arbeitsschutz einzubeziehen haben. Aber bis heute verstoßen etwa 70% der Unternehmen ganz locker gegen diese Pflicht:
http://blog.psybel.de/2012/03/03/bewusste-pflichtverletzung-seit-1996-oder-seit-2005/

Es herrscht also Anarchie. Wie in diesen Tagen gemeldet wurde, sieht der Bundestag jedoch keinen Handlungsbedarf. Das heißt, dass CDU, CSU und FDP weiterhin Körperverletzung von Arbeitnehmern durch Unternehmer so dulden, wie bisher. Siehe auch:
http://blog.psybel.de/2010/12/02/petition20090202/

Die Medien haben wieder einmal Stoff zum Füllen von Zeilen und Sendungen, das rechtswidrige Verhalten der Mehrheit der Arbeitgeber ist jedoch kein Thema für sie. Die Pflicht zur vollständigen Umsetzung eines Schutzgesetzes gegen Fehlbelastungen am Arbeitsplatz wird seit vielen Jahren ignoriert, aber kaum ein Journalist wundert sich, das nun die Fehlbelastungen ohne die vorgeschriebene Verhältnisprävention steigen. Was mag der Grund für diese journalistische Zurückhaltung sein? Wie sehr sind Journalisten selbst von diesem Rechtbruch betroffen? Ich vermute, dass auch in den Redaktionen der fehlende Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz sowie die wissentliche Missachtung speziell der Bildschirmarbeitsverordnung (z.B. § 3) der Normalfall ist. Journalisten in Führungsfunktionen sind wahrscheinlich nicht allzu motiviert, ihr eigenes Versagen zu thematisieren. Und ihre Mitarbeiter haben schon bei der Recherche die Schere im Kopf:
http://blog.psybel.de/2012/02/12/tabu-thema-in-redaktionen-missachtung-des-arbeitsschutzes/