Archiv für Dezember, 2014

Personalführung: Das Personal führt

Sonntag, 28. Dezember 2014 - 21:25

In https://www.dgfp.de/wissen/personalwissen-direkt/dokument/91358/herunterladen berichtet die Deutsche Gesellschaft für Personalführung unter anderem über den guten Einbezug psychischer Belastungen in den ganzheitlichen Arbeitsschutz der SICK AG. Der Bericht ist korrekt. Nicht erwähnt wird aber, dass der Betriebsrat der SICK AG in dieser Sache der Initiator war. Hier führte das Personal. (Wenn SICK von sich aus darauf hingewiesen hätte, dann würde ich das in meinem Blog nicht thematisieren.)

Der Titel der DGFP-Veröffentlichung ist: Viele Unternehmen stehen noch am Anfang – mit der Beurteilung psychischer Belastungen betreten Unternehmen Neuland.

Anfang – ja, neu – nein. So neu ist das Land nicht. Die Betriebsleitungen wollten eben anfangs nur nicht hören, welche Pflichten sie haben. Mitarbeiter, die ihre Unternehmensleitungen darauf aufmerksam machten, ernteten dafür in der Regel keinen Dank. Einige tragen auch Verletzungen davon.

Zur Statistik:

[...] Nur etwa jeder zweite Betrieb (51 %) konnte laut den Ergebnissen eine Gefähr­dungsbeurteilung vorweisen. Am besten schnitten dabei die Großbetriebe ab. [...]

Wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher. Großbetriebe mit Compliance-Abteilungen wissen besser als Kleinbetriebe, was eigentlich im Arbeitsschutz von ihnen verlangt wird. Dass sie psychische Belastungen nicht in die Gefährdungsbeurteilung einbezogen haben, geben Großunternehmen deswegen weniger offen zu, als kleinere Unternehmen, die es wirklich nicht genau wissen. KMUs, die Mängel bei sich nicht erkennen, verstecken diese Mängel natürlich auch nicht.

Großbetriebe können außerdem oft mit beeindruckenden Zertifikaten für Arbeitsschutzmanagementsystemen herumwinken, die von Auditoren erteilt wurden, die über mehrere Audits (ohne Betriebsratsbeteiligung) hinweg ganz offensichtliche Mängel ignorierten. Das ermöglicht auch unwahre Angaben von Großunternehmen im offiziellen Jahresgeschäftsbericht.

Und die Gewerbeaufsicht ist auch ziemlich nett zu Großunternehmen. Betriebsräte, die sich dort von der Gewerbeaufsicht beeindrucken lassen, trauen sich dann nicht, die unkritischen Feststellungen der Behörde in Frage zu stellen. Da ist es für die Arbeitnehmervertretung schwerer, zu führen.

Spiritualität am Arbeitsplatz

Sonntag, 28. Dezember 2014 - 18:30

Habe in academia.edu das Interessengebiet Workplace Spirituality entdeckt. Das ist eher nicht mein Ding, aber das Thema kann auf Führungsstile (deren Nachvollziebarkeit, Transparenz, Kritisierbarkeit usw.) einen Einfluss haben, der Aufmerksamkeit verdient.

“Psychische Belastungen angehen – und dranbleiben!”

Freitag, 19. Dezember 2014 - 10:16

Fachtagung für Betriebs- und Personalräte und
andere Beschäftigtenvertretungen
vom 22. bis 24. April 2015 in Berlin

http://www.verdi.de/++file++546f003fbdf98d444e000115/download/15042

ISO 45001: Rift between ILO and BSi/ISO?

Freitag, 19. Dezember 2014 - 08:09

In https://www.linkedin.com/groups/Why-rift-between-ILO-BSi-6580868.S.5850261745326641154 there is a good and interesting discussion.

Versteht B.A.D den Arbeitsschutz?

Freitag, 19. Dezember 2014 - 07:22

http://www.healthatwork-online.de/themen/mit-stress-leben/

[...] Manager, Lehrer, Pflegepersonal – sie alle müssen mit Stress umgehen können. „Wir haben keinen Einfluss auf die Aufgaben, die an uns herangetragen werden“, sagt Diplom-Psychologe Dr. Rolf Merkle. „Wir haben jedoch einen Einfluss darauf, wie wir auf diese reagieren. Wir können uns über die Aufgaben beklagen, schimpfen und uns bemitleiden und uns so schlechte Gefühle machen.“ [...]

Kurzfassung: Wehret euch nicht! Das ist Desinformation. Dass der Arbeitgeber die Gesundheit von Managern, Lehrern und Pflegepersonal zu durch die Gestaltung gesunder Arbeitsbedingungen achten hat, ist im Arbeitsschutzgesetz vorgeschrieben. Wie man das macht, kann B.A.D. in Standards zum Arbeitsschutzmanagement nachlesen.

B.A.D. imarginalisiert wider besseren Wissens den verhältnispräventiven Arbeitsschutz, in dem individuelle Maßnahmen nachrangig zu anderen Maßnahmen sind, denn für das Geschäft von B.A.D. scheinen individuelle verhaltenspräventive Vorgehensweisen das interessantere Geschäft zu sein.

B.A.D. bietet sich jedoch auch als Dienstleister in Arbeitsschutz an. Also müssen die Arbeitnehmervertreter hier gut aufpassen. Betriebsräte müssen (ja, nicht “können”, sondern “müssen”) im Arbeitsschutz mitbestimmen und sollten darauf achten, dass Arbeitsschützer wissen, wie man Einfluss auf die Aufgaben ausübt, die an die Mitarbeiter herangetragen werden. Sie sollten genau prüfen, ob ein Dienstleister im betrieblichen Gesundheitswesen den Arbeitgeber dabei unterstützt, vorschriftswidrig individuelle Verhaltensprävention (“positives Denken”?) über die Verhältnisprävention zu stellen.

Fast 400 Seiten: BKK-Gesundheitsreport 2014

Dienstag, 9. Dezember 2014 - 20:57

Der http://www.bkk-dv.de/gesundheitsreport hat 389 Seiten. Für den schnellen Überblick gibt es zum Glück ein Faktenblatt (http://www.bkk-dv.de/images/bkk/gesundheitsreport/2014/materialien/Faktenblatt-zur-PK-2014_final.pdf):

[...] Von 1976 bis 2013 Anstieg der Fehlzeiten aufgrund psychischer Störungen um mehr als das Fünffache

Deutlich wird auch im Zeitverlauf, die dominante Rolle der Muskel- und Skeletterkrankungen im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen, wobei ausgehend vom Jahr 2006 (3,4 AU-Tage je Pflichtmitglied) bis 2013 (4,5 AU-Tage) eine stetige Steigerung um 31% zu erkennen ist. Betrachtet man den gleichen Zeitraum für die psychischen Störungen, so ergibt sich eine Steigerungsrate von 110% – zwischen den Jahren 1976 und 2013 haben sich die psychischen Störungen mehr als verfünffacht.[...]

[...] Psychische Störungen weisen mit ca. 40 AU-Tagen
je Fall die längste Falldauer auf

Ein etwas anderes Bild zeigt sich bei der Betrachtung der durchschnittlichen Falldauer bei Arbeitsunfähigkeit. Mit mehr als 40 AU-Tagen je Fall verursachen die psychischen Erkrankungen die längsten Krankschreibungen – nahezu doppelt so lang wie durch die Muskel- und Skeletterkrankungen verursachte Ausfallzeiten. Diese beiden Krankheitsgruppen sind bei den beschäftigten Pflichtmitgliedern zudem für 53,9% aller AU-Tage mit Krankengeldbezug verantwortlich.[...]

[...] Burn-out-Syndrom – Tendenz abnehmend

Für das Burn-out-Syndrom zeichnet sich im Gegensatz zum Anstieg in den letzten Jahren erstmals eine Abnahme der AU-Tage ab. Neben einer reellen Abnahme, ist auch ein geändertes Kodierverhalten der niedergelassen Ärzte hin zu psychischen Störungen denkbar. Ein indirektes Indiz hierfür sind die weiter ansteigenden Fehlzeiten aufgrund psychischer Störungen.[...]

 
(Meine früheren Links zu den Reports der Betriebskankenkassen sind vermutlich nicht mehr aktuell.)
 

ISO 45001: The jury is still out

Montag, 8. Dezember 2014 - 07:00

http://blog.lnsresearch.com/blog/bid/203469/8-Questions-Answered-from-Yesterday-s-EHS-Management-Software-Webinar
(Posted by Paul Leavoy on Fri, Dec 05, 2014 @ 10:19 AM in blog.lnsresearch.com)

[...]
Q. How do you think the release of ISO 45001 will impact EHS?

A. ISO 45001 could go either way. If it becomes a go-to standard, it will take some time for it to gain traction. Of course it has the ISO name and brand behind it, but existing default standards like OHSAS 18001 have already become fairly entrenched, and a health and safety standard has been a glaring omission in ISO’s catalog for some time.

All signs say the new standard will be risk-based, like the newest version of ISO 9001, which could be a positive sign, given the increasing traction of risk management in EHS. But the jury is still out on whether ISO 45001 will establish relevance.
[...]

IMPULS-Test|2

Mittwoch, 3. Dezember 2014 - 23:12

https://www.impulstest2.com/single-view/article/nur-der-impuls-test2-R-hat-eine-repraesentative-gesamtnorm.html

[...] Der IMPULS-Test|2 ® ist ein Verfahren zur Messung psychischer Belastung, welches eine repräsentativ Gesamtnorm österreichischer Erwerbstätiger anbieten kann. Für die repräsentativen Normtabellen wurden sekundäre Quotenstichproben aus einem Datensatz aus 3951 mit dem IMPULS-Test befragten Personen (Studie “Ich mess´ den Stress” von Molnar, Steurer, 2011) gezogen. Die Zufallsauswahl erfolgte 2012 nach testtheoretischen Standards durch T. Scheck und L. Schünemann nach Information der Statistik Austria (ÖSTAT) auf Basis der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2011 anhand von demografischen Variablen (Geschlecht, Alter und Bildungsgrad). Wenn wir also IMPULS-Test|2 ® -Messergebnisse bewerten, dann tun wir das immer im Vergleich mit einer Gruppe erwerbstätiger Personen in Österreich, die tatsächlich repräsentativ ist. [...]

Zumindest in Bayern könnte man den Test ja schon einmal ausprobieren. Der IMPULS-Test 1 ist gut. Die typografische Spielerei im Namen des IMPULS-Test|2 ist eine psychische Belastung :-)

(Danke an Hans-Dieter Gimbel für den Hinweis in seinem Newsletter auf den Test)