Viel Spaß, aber bitte ohne Betriebsrat

Dienstag, 2. Februar 2016 - 06:32

http://www.zeit.de/karriere/2016-01/mitarbeitermotivation-feel-good-manager-betriebsrat-kuendigung:

Mitarbeitermotivation

Wer einen Betriebsrat gründet, wird gefeuert

Feel-Good-Manager sollen für ein gutes Betriebsklima sorgen. Doch mitunter gibt es gerade da Gute-Laune-Beauftragte, wo betriebliche Mitbestimmung kritisch gesehen wird.

Von Jutta Hoffritz [...]

[...] Swimmingpool und Freibier – und Kündigungen

In diesem Zusammenhang weist ein Leser auch auf die jüngsten Entwicklungen beim Hamburger Unternehmen Goodgame hin – einem der Beispiele aus der ZEIT-ONLINE-Geschichte über Feel-Good-Management. Der dynamisch wachsende Spieleentwickler, der heute gut 1.200 Beschäftigte zählt und nach eigenen Angaben Deutschlands führender Spieleentwickler ist, verwöhnt seine Mitarbeiter mit firmeneigenem Swimmingpool und Freibier. Das Unternehmen überraschte im Dezember mit der Kündigung von 28 Mitarbeitern. Einen Zusammenhang mit deren Bestrebungen, einen Betriebsrat zu gründen, will das Unternehmen zwar keinesfalls hergestellt wissen. [...]

Hans Dieter Gimbel machte mich in Info Psyche und Arbeit (2016-01) auf diesen Artikel aufmerksam.

 
http://www.goodgamestudios.com/de/blog/stellungnahme-zu-kundigungen/2015/12/18/:

[...] Vorwurf: Goodgame Studios hat die Mitarbeiter massiv vor der Betriebsversammlung unter Druck gesetzt, um einen Betriebsrat zu verhindern.

Realität: Falsch, die Mehrheit der Mitarbeiter hat sich in einer direkten und geheimen Wahl für eine alternative Mitarbeitervertretung entschieden.

Zu keinem Zeitpunkt hat das Unternehmen seine Mitarbeiter unter Druck gesetzt oder ihnen gar Konsequenzen angedroht. Wir haben in den vergangenen Wochen mehrfach betont, dass wir jede Form der Mitarbeitervertretung im Unternehmen respektieren werden und einen vertrauensvollen und konstruktiven Umgang pflegen möchten. Außerdem wurden alle Mitarbeiter mehrfach dazu aufgefordert an der Betriebsversammlung teilzunehmen und entsprechend ihrer Präferenz abzustimmen.

Trotz massiver Werbung für den Betriebsrat seitens ver.di auf der Betriebsversammlung sowie einer offenen und ausgewogenen Aussprache bei dieser Veranstaltung haben sich fast zwei Drittel (62,8 Prozent) der Belegschaft für eine alternative Mitarbeitervertretung ausgesprochen.

Die vielfach zitierten Flyer und Präsentationscharts, die explizit für die alternative Mitarbeitervertretung werben, stammen ohne Ausnahme von der Arbeitsgruppe, die dieses Modell aus eigenem Antrieb und ohne Auftrag oder Zutun der Geschäftsführung erarbeitet. Es stand jedem Mitarbeiter frei, sich in gleicher Weise für einen Betriebsrat einzusetzen und für dieses Modell zu werben. [...]

“Offenen und ausgewogenen Aussprache” bedeutet: Keine geheimen Wahlen in einer Betriebsversammlung, an der Mitarbeiter teilnahmen, die zuvor erleben mussten, wie 28 an einem Betriebsrat interessierten Kollegen gekündigt wurde. Auch das ist eine Art massiver Werbung - gerichtet an jeden Mitarbeiter, dem es frei stand, sich für einen Betriebsrat einzusetzen und für dieses “Modell” zu werben.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/goodgame-studios-mitarbeiter-lehnen-betriebsrat-gruendung-ab-a-1073017.html:

[...] Deutschlands größter Computerspielehersteller Goodgame Studios bekommt keinen Betriebsrat. Auf einer Betriebsversammlung sprachen sich 62,8 Prozent der Mitarbeiter gegen die Einrichtung einer Mitarbeitervertretung aus. Damit werde das Verfahren zur Gründung eines Betriebsrats an diesem Punkt gestoppt, teilte das Unternehmen mit. Laut Teilnehmern stimmten von etwas mehr als tausend anwesenden Mitarbeitern 580 gegen einen Betriebsrat, 385 dafür. [...]

Zur Förderung hilfreicher Arbeitsgruppen mit den subtilen Motivationstechniken der lupenreinen Demokratie erfahren Sie mehr von Maximilian Schneider:

http://www.gruenderszene.de/allgemein/goodgame-studios-kein-betriebsrat:

[...] Im Vorfeld der Betriebsratswahlen hatte sich Maximilian Schneider, Chief Strategy Officer von Deutschlands größtem Computerspielehersteller, auf einer internen Veranstaltung mit deutlichen Worten gegen einen Betriebsrat ausgesprochen: Es sei ein „veraltetes Instrument“ der Mitbestimmung, das in der modernen Goodgame-Welt keinen Platz habe, berichtet der Spiegel mit Verweis auf Aufnahmen von der Veranstaltung. Und: „Wir müssen ein Auge auf Wirtschaftlichkeit haben, damit jeder von euch nächstes Jahr noch ein Gehalt bekommt.“ Eine überaus deutliche Drohkulisse. [...]

Um Gottes Willen, der CSO droht nicht. Er will doch nur spielen.

Leider kann ich keine Produkte von Deutschlands größtem Computerspielehersteller Goodgames Studios mit seinem Känguru-Betriebsrat aus meinem Computer rausschmeißen. Denn auf dem gibt’s ohnehin keine Spiele.

Suche: https://www.google.de/search?q=”Betriebsrat”+”goodgame”


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