Schlagwort 'Techniker Krankenkasse'

TK: Gesundheitsreport 2011

Freitag, 1. Juli 2011 - 15:21

http://www.tk.de/tk/broschueren-und-mehr/studien-und-auswertungen/gesundheitsreport-2011/281904, Juni 2011:

Broschüre, 193 Seiten

Psychische Störungen unter jungen Erwachsenen nehmen zu

Der aktuelle Gesundheitsreport befasst sich in diesem Jahr mit der Gesundheit junger Erwerbspersonen und Studierender. Die Auswertungen der Arzneiverordnungsdaten zeigen, dass die gesundheitlichen Belastungen unter den Hochschülern seit der letzten TK-Studie von 2008 weiter zugenommen haben. …

Der Report enthält auch viele Angaben zur Arbeitsunfähigkeitsfällen aller erfassten Erwerbstätigen.

Vorwort 7
Zusammenfassung 9
Gesundheit von jungen Erwerbspersonen und Studierenden 19
Arzneiverordnungen 22
Verordnungsraten zu ausgewählten Arzneimittelgruppen 28
Ambulante ärztliche Versorgung, Diagnosen 39
Vertiefende Auswertungen zu ausgewählten Themen 52
Erwerbspersonen in der TK 71
Erwerbspersonen nach Geschlecht und Alter 71
Erwerbspersonen nach Bundesländern 73
Arbeitsunfähigkeit 76
Arbeitsunfähigkeit insgesamt 76
Interpretation von Stichtagsstatistiken 78
Arbeitsunfähigkeit nach Dauer 83
Arbeitsunfähigkeit nach Alter und Geschlecht 84
Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern . 86
Arbeitsunfähigkeit nach Diagnosen 88
Arbeitsunfähigkeit nach Berufen . 103
Arbeitsunfähigkeit nach Ausbildungsstand . 107
Arbeitsunfälle bei Erwerbspersonen . 109
Rückenbeschwerden 113
Arzneimittelverordnungen 120
Arzneimittelverordnungen insgesamt 120
Arzneimittelverordnungen nach Alter und Geschlecht 122
Arzneimittelverordnungen nach Bundesländern . 125
Arzneimittelverordnungen nach Arzneimittelgruppen . 128
Arzneimittelverordnungen nach Berufen . 134
Arzneimittelverordnungen nach Ausbildungsstand . 137
Anhang 139
Tabellenanhang 139
Methodische Erläuterungen 173
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 186

 
Aus der Einleitung des Reports:

… Seit 2006 sind Fehlzeiten unter der Diagnose von psychischen Störungen kontinuierlich gestiegen, allein von 2009 bis 2010 verzeichnen wir einen Anstieg von fast 14 Prozent. Das bedeutet, statistisch gesehen war jeder sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland zwei Tage aufgrund einer psychischen Störung krankgeschrieben und dass heißt: In Deutschlands Betrieben fehlen jeden Tag über 4.000 Mitarbeiter.

Psychische Störungen sind bei den Fehlzeiten vor allem deshalb so auffällig, weil Krankschreibungen aufgrund von Depression, Angst- oder Belastungsstörungen sehr lange dauern. Das bedeutet für die Unternehmen enorme Produktionsausfälle, für die Krankenkassen hohe Behandlungskosten und Krankengeldausgaben, und für die Patienten bedeutet es meist eine wochen- oder monatelange Leidenszeit. Deshalb ist es wichtig, in der betrieblichen Prävention auch die psychische Gesundheit der Beschäftigten zu fördern. Stress am Arbeitsplatz lässt sich nicht vermeiden. Neue Medien, die Intensivierung unserer Arbeit sowie der steigende Termin- und Leistungsdruck beeinträchtigen Kreativität und Leistungsfähigkeit. Von Führungskräften und Beschäftigten wird zunehmend ein hohes Maß an Flexibilität und Innovationsbereitschaft verlangt.

Aber: Auch wenn sich der Stress nicht vermeiden lässt, ist es möglich, Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen gesünder zu gestalten sowie die gesundheitlichen Ressourcen der Beschäftigten zu fördern, so dass der Stress zumindest beherrschbar wird.

Neben unserem Engagement im betrieblichen Gesundheitsmanagement setzen wir uns zudem für eine bessere medizinische Versorgung der betroffenen Patienten ein. Besonders im ambulanten Bereich ist der Zugang zu medizinischer Unterstützung zu langwierig und zu bürokratisch. Es gibt zu wenig Angebote, die es den Patienten ermöglichen in ihrem gewohnten Umfeld zu bleiben und berufstätig zu sein. Die TK setzt sich deshalb mit Projekten wie dem „Netzwerk psychische Gesundheit“ für moderne Betreuungsangebote und mit dem Modellvorhaben „Qualitätsmonitoring ambulante Psychotherapie“ für eine besser Versorgungsqualität ein. …

Besonders interessant sind die Grafiken auf den Seiten 92 bis 94. Dort sieht man einen sehr kräftigen Anstieg in der Kategorie “Psychische und Verhaltensstörungen” seit 2006.

S. 16:

… Für den auch bei Berücksichtigung von Atemwegserkrankungen feststellbaren leichten Gesamtanstieg der Fehlzeiten verantwortlich sind insbesondere die von 2009 auf 2010 erneut und deutlich um 13,8 Prozent angestiegenen Fehlzeiten unter der Diagnose von psychischen Störungen (vgl. Abbildung 29 auf Seite 92). Fehlzeiten unter der Diagnose von psychischen Störungen sind damit, seit einem zwischenzeitlichen Tief im Jahr 2006, kontinuierlich gestiegen (vgl. Abbildung 30 auf Seite 93). 2010 wurden je 100 Erwerbspersonen durchschnittlich 196 Fehltage unter entsprechenden Diagnosen gezählt. Jede Erwerbsperson war 2010 demnach durchschnittlich knapp zwei Tage unter der Diagnose einer psychischen Störung krankgeschrieben. 2009 waren es noch 172, 2008 noch 151, 2007 erst 140 und im Jahr 2006 erst 129 Fehltage je 100 Erwerbspersonen (vgl. auch Tabelle A14 auf Seite 149 im Anhang). Seit 2006 sind die Fehlzeiten unter der Diagnose psychischer Störungen bei Erwerbspersonen altersbereinigt damit um 51 Prozent angestiegen.

Während die bei Erwerbspersonen nachweisbaren Anstiege der Fehlzeiten unter der Diagnose von psychischen Störungen von 2000 bis 2005 vorrangig in engem Zusammenhang mit einer individuell bereits eingetretenen Arbeitslosigkeit und bei insgesamt ansteigenden Arbeitslosigkeitsquoten beobachtet werden konnten, lässt sich ein vergleichbarer Anstieg wie bei den Erwerbspersonen insgesamt in den Jahren von 2006 bis 2010 auch unter Personen nachweisen, die zum jeweiligen Auswertungszeitpunkt als Berufstätige versichert und insofern individuell nicht direkt von einer Arbeitslosigkeit betroffen waren (vgl. Abbildung 31 auf Seite 94). Unter Berufstätigen stiegen die gemeldeten Fehlzeiten mit der Diagnose von psychischen Störungen von 2006 bis 2010 um 53 Prozent. Die Ergebnisse deuten auch 2010 auf eine weiter ansteigende psychische Belastung von Berufstätigen hin. …

Was zu dieser Entwicklung beiträgt, wurde schon im Mai 2009 recht gut von einer Arbeitsgruppe um Rolf Haubl vom Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt und Günter Voß von der TU Chemnitz im Auftrag der DGSV in “Psychosoziale Kosten turbulenter Veränderungen” beschrieben.