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Keine ZEIT für Recherche

Donnerstag, 1. Dezember 2011 - 00:01

Nun auch DIE ZEIT: Noch jemand ohne Burn-out?, fragt die ZEIT49/2011 (2011-12-01) auf der Titelseite (nachdem sie dort eine Woche zuvor K. T. v&z. Guttenberg Platz einräumte). Burn-out ist in der WISSEN-Rubrik ihr Thema und Titel des Beitrages von Harro Albrecht auf Seite 39.

Markus Pawelezik schreibt dann auf Seite 40 über eine Gefühlte Epidemie. Er nennt zum Beispiel als einen kulturellen Faktor für die zunehende Erschöpfung: “ein einseitiger wie naiver Hedonismus: möglichst viel konsumieren, um möglichst große Lust zu erleben.” Der Psychiater, Philosoph und Sprachwissenschaftler sollte eigentlich besser wissen, was Hedonismus bedeutet.

Ein schon interessanteres Gespräch, dass Harro Albrecht und Ulrich Schnabel mit dem Verhaltenstherapeuten Nico Niedermeier geführt hatten, finden Sie auf Seiten 41. “Extrem viel Adrenalin” ist die sich auch hier wieder auf einzelne Betroffene fokussierende Überschrift, für deren Auswahl man Nico Niedermeier nicht haftbar mache kann. Auch kann man einem Verhaltenstherapeuten nicht vorwerfen, dass die Verhältnistherapie (Verhältnisprävention wäre noch besser) nicht sein Geschäft ist.

Es wäre die Aufgabe von Harro Albrecht und Ulrich Schnabel gewesen, hier gründlicher zu recherchieren. Dazu müssten sie sich aber für den heute vorgeschriebenen ganzheitlichen Arbeitsschutz erst einmal interessieren - und für die bisher von den Aufsichtsbehörden zugelassene Vernachlässigung des Arbeitsschutzes. Das Thema ist aber vielleicht auch für einige ZEIT-Schreiber zu unanschaulich und zu kompliziert: Seit 1996 haben die Unternehmen die Pflicht, psychische Belastungen in den Arbeitsschutz einzubeziehen. Die Mehrheit der Arbeitgeber ignorieren diese Pflicht, mit der Fehlbelastungen vorgebeugt werden soll. Zu erkennen, dass durch die Vernachlässigung des Arbeitschutzes bei der heute durchaus zu beobachtenden Arbeitsverdichtung das Gefährdungsrisiko steigt, ist für die Macher des heutigen Burn-out-Dossiers vermutlich eine doch zu große intellektuelle Herausforderung.

Angesichts des inzwischen existierenden Wissens ist diese Vernachlässigung wohl kein Versehen mehr. Die dafür verantwortlichen Unternehmen versuchten bisher also vorsätzlich, die psychisch wirksamen Belastungen aus dem Arbeitsschutz auszuklammern. Die Folgen alleine schon dieser Einstellung sollten Harro Albrecht und Ulrich Schnabel doch klar sein.

Es ist gut, die Begriffe zu klären. “Burn-out” ist tatsächlich ein oft zu leichtfertig missbrauchter Begriff. Der Begriff des “Hedonismus” kann hier aber auf eine viel längere Leidenszeit zurückblicken. Wer besser versteht, was Hedonismus bedeutet, kann auch über Burn-out vernünftiger schreiben. Dann auch noch Aussagen zum Grad der Arbeitsbedingtheit von Burn-out und Depressionen zu machen, ohne die oft schon vorsätzliche Vernachlässigung Arbeitsschutzes in Deutschland auch nur andeutungsweise zu erwähnen, ist schon eine ziemlich schwache Leistung.

Die schlechte Nachricht ist also: Die so anspruchsvolle ZEIT zeigt am 1. Dezember nur die Hälfte des Problems. Sie hat wichtige Positionen zum Thema ignoriert. Die gute Nachricht: Wie man es besser macht, können Harro Albrecht, Ulrich Schnabel und Markus Pawelezik bei der ZEIT nachlesen: “So können Arbeitgeber bei Burn-out helfen, Psychisch kranke Mitarbeiter fallen oft lange aus. Was Arbeitgeber tun können, um mit guten Arbeitsbedingungen psychischen Erkrankungen vorzubeugen, erklärt Sabine Hockling.”: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2011-11/burnout-hilfe-arbeitgeber. Und David Hugendick stellte in der ZEIT die Frage nach dem “System der Arbeit”: http://blog.psybel.de/2011/11/01/muedigkeitsgesellschaft/. Da beginnt die Verhältnisprävention.

Frage nach dem System der Arbeit

Freitag, 4. November 2011 - 14:30

http://www.zeit.de/kultur/2011-10/burnout-zwischenruf (David Hugendick)

Burn-out ist das Wort unserer Zeit. Aber wir diskutieren lieber Einzelschicksale, als die wesentliche Frage zu stellen: nach dem System der Arbeit. …

ZEIT für die Systemfrage

Donnerstag, 6. Oktober 2011 - 07:46

http://www.zeit.de/kultur/2011-10/burnout-zwischenruf/komplettansicht

Burn-out ist das Wort unserer Zeit. Aber wir diskutieren lieber Einzelschicksale, als die wesentliche Frage zu stellen: nach dem System der Arbeit. …

Esoterische Unterwanderung

Dienstag, 9. August 2011 - 00:35

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/04/Dossier-Esoterik-Esoterisierung (Bernd Kramer, Juni/Juli 2011)

Pseudowissenschaften
Esoteriker unterwandern die deutschen Hochschulen
Irrationale Esoterik-Lehren findet man bereits allerorten, auch in Behörden und Unternehmen. Der Unterschied zwischen Wissenschaft und Unsinn verwischt.

Einige esoterische Lehren sind auch deswegen attraktiv, weil sie ein Glaubensgerüst und Rechtfertigungsethiken bieten, die ihren Anhängern erlauben, sich anderer Menschen rücksichtslos bedienen zu dürfen. Der Trick der Gewissensbefreiung: Wenn unter Druck gesetzte Menschen ihre inneren Kräfte nicht selbst zur Erhaltung ihrer Gesundheit nutzen, dann sind sie selbst schuld. Esoterik bietet der Verantwortungslosigkeit nützliche Strukturen.

Überhaupt bietet die ZEIT Einiges zum Thema Esoterik: http://www.zeit.de/schlagworte/themen/esoterik.
Stichworte: Theosophie, Anthroposophie, Zukunftsdeutung, Radiästie, Geistheiler, The Secret, Reiki, Parapsychologie. Reinkarnationstherapie, Engeltherapie, Rebirthing, Fernheilung, Familienaufstellung.

Es gibt auch ein Video Dr. Max: Geister am Telefon – ZEIT WISSEN: http://www.youtube.com/watch?v=FdYdnYUrnJ0