Schlagwort 'An-Institut'

Neoliberale Forschung

Dienstag, 4. August 2015 - 06:32

Mit “An-Instituten” besorgen sich Arbeitgeber die von ihnen benötigten wissenschaftlichen “Erkenntnisse”. In diesem Zusammenhang fiel mir dieser Artikel auf:

STS (Science and Technology Studies) and Neoliberal Science (2010-09-28)
by Rebecca Lave, Philip Mirowski and Samuel Randalls
(https://www.academia.edu/7999084/Neoliberal_science and
http://sss.sagepub.com/content/40/5/659):

In this special issue, we focus on the particular impacts of neoliberalism as a regime of scientific management. Drawing on a wide range of studies from other fields, as well as the four cases in this issue, we argue that while there are important differences in how neoliberalism has been implemented across nations and disciplines, there are a set of key principles and common outcomes that can serve a heuristic function for STS scholars attempting a more careful examination of neoliberalism. These common outcomes include: the rollback of public funding for universities; the separation of research and teaching missions, leading to rising numbers of temporary faculty; the dissolution of the scientific author; the narrowing of research agendas to focus on the needs of commercial actors; an increasing reliance on market take-up to adjudicate intellectual disputes; and the intense fortification of intellectual property in an attempt to commercialize knowledge, impeding the production and dissemination of science. Taken together, these shifts suggest that the impact of neoliberal science policy and management extends far beyond the patent system into the methods, organization, and content of science. We thus urge STS scholars to undertake a detailed exploration of exactly how the external political—economic forces of neoliberalism are transforming technoscience.

Keywords: commercialization, neoliberalism, political economy, privatization

BGF-Institut ignoriert Arbeitsschutz

Freitag, 26. Oktober 2012 - 00:14

Das BGF-Institut war einmal eine Einrichtung der AOK Rheinland. Heute gehört diese GmbH als An-Institut zur Sporthochschule Köln mit der AOK Rheinland/Hamburg als Gesellschafter. Das Konzept der An-Institute ist einer unabhängigen Wissenschaft nicht zuträglich.

http://www.bgf-institut.de/fileadmin/redaktion/downloads/broschueren/BGF_Broschuere_A4_Psyche_screen.pdf (2012):

Gesund und gelassen trotz psychischer Beanspruchung

Unsere Angebote für Ihr Unternehmen


Arbeitssituationsanalyse ASA PLuS®

Bei ASA PluS® erfolgt die Beurteilung eines bestimmten Arbeitsbereichs im Rahmen eines moderierten Gruppengesprächs. Neben den Zufriedenheitsfaktoren werden mit allen Beteiligten die abteilungsspezifischen Belastungen erfasst. ASA PLuS® geht deutlich über die Analyse hinaus: Lösungen und Strategien gehören zum Tool, erste Maßnahmen zur Verbesserung werden entwickelt. Untersucht werden Belastungsfaktoren aus den Bereichen Ergonomie, Arbeitsorganisation, Kommunikation und Betriebsklima. Die Beschäftigten werden aktiv einbezogen. Dadurch wird ihr spezifisches Know-how genutzt, aber auch das Problembewusstsein erweitert und die Eigenverantwortlichkeit gefördert.

Mit dieser Broschüre werden Arbeitgeber schlecht beraten. “Arbeitsschutz”, “Gefährdungsbeurteilung”, “Betriebsrat” und “Mitbestimmung” kommen darin nicht vor. Der mitbestimmte Arbeitsschutz ist die wichtigste Grundlage der Prävention psychischer Belastungen. Das BGF-Institut ignoriert das in dieser Veröffentlichung. Arbeitgeber erfahren nichts über die bei ihnen (und nicht bei den Mitarbeiter) liegende Eigenverantwortung bei der Verhältnisprävention im Arbeitsschutz. Auch sehe ich die Gefahr der Vermengung von Belastungsanalyse und Arbeitsfähigkeitsanalyse.

Mit diesem Institut konfrontierte Personal- und Betriebsräte sollten sich gute eigene Berater zulegen.

Occupy the Universities

Samstag, 5. November 2011 - 21:58

In den 68ern besetzten die Studenten die Unis. Heute sind sie Personaler, und besetzen die Universitäten schon wieder, aber anstatt mit Krawall nun mit ihren Leuten und ihren Ideologien. So möchte die Wirtschaft ihre Arbeitnehmer schon bei der Ausbildung in den Griff bekommen. Oder sie kaufen sich in der Akademia ein und lassen sich ihren Angestellten mit der richtigen Einstellung in An-Instituten mit der richtigen Einstellung eine wissenschaftlich aussehende Ausbildung in der von ihnen eingestellten Richtung verpassen. Der Steuerzahler bezahlt das Blendwerk mit.

Vernetzte Personaler denken über ihre eigenen Betriebe hinaus und arbeiten an den Regeln des Arbeitsmarktes und der Ideologisierung der Wissenschaft, um sich dann auf diese von ihnen selbst beeinflussten Regeln berufen zu können. Sie besetzten die Köpfe der kommenden Arbeitnehmer schon in der Schule. Je unhaltbarer Glaubenslehren werden, desto anspruchsvoller wird natürlich die Glaubenspflege. Das ist nichts Neues.

Die führenden Personaler handeln heute betriebsübergreifend politisch. Gleichzeitig mögen sie es nicht, wenn in den Betrieben eine betriebsübergreifende Politik der Gewerkschaften spürbar wird. Das ist natürlich kein Widerspruch.

Arbeit in und an der Forschung

Donnerstag, 1. September 2011 - 01:59

Der Goinger Kreis unterstützt die Wissenschaft, z.B. zusammen mit einem “Institut für Strategisches Personalmanagement” der Leuphania-Universität in Lüneburg (http://www.goinger-kreis.de/files/humankapitalmessung_homepage_gk.pdf, S. 11; Patrick Kalke, Flavio Passaro; 2010-09-30):

Für den Faktor Mitarbeiter soll eine vergleichbare Transparenz entstehen, wie sie in Bezug auf den Faktor Kapital vorliegt.

http://www.leuphana.de/institute/ispm/forschung-projekte.html (2011-08-25):

Das Institut für Strategisches Personalmanagement hat sich die Aufgabe gestellt, eine international konkurrenzfähige Managementforschung in Lüneburg aufzubauen. Um dies zu erreichen, arbeiten die Institutsmitglieder intensiv in nationalen und internationalen Projekten, die sowohl die Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen als auch global tätigen Unternehmen mit einschließt. Die Finanzierung der Projekte erfolgt in vielfältiger Form.

Die vielfältige Form der Finanzierung des Institutes verdient Aufmerksamkeit in Bezug auf die Transparenz des Faktors Kapital.

Unabhängige Wissenschaft ist nicht immer erwünscht. Eine vergleichbar vielfältige Finanzierung fehlte möglicherweise z.B. Friedhelm Nachreiners unabhängigem Lehrstuhl für Organisationspsychologie in Oldenburg. Den Lehrstuhl gibt es in einer Zeit der zunehmenden Bedeutung der Organisationspsychologie nun nicht mehr.

Aber die GAWO e.V. forscht transparent weiter. In diesem Blog wies ich bereits darauf hin: http://blog.psybel.de/arbeitszeit-in-der-gefaehrdungsbeurteilung/

… Seit Mai 2008 läuft die von der Gawo selbst finanzierte Onlineumfrage “Arbeitszeit und Gesundheit”, um den Zusammenhang zwischen der Dienstplangüte, weiteren Belastungs- und Arbeitsbedingungen sowie persönlichen Merkmalen und gesundheitlichen Beschwerden genauer beschreiben zu können.

Siehe auch:

 
2012-03-17:
Ursula von der Leyen: im Interview mit dem SPIEGEL (Februar 2012)
Thema: psychische Belastungen am Arbeitsplatz
in: SPIEGEL WISSEN, Patient Seele – Wie die Psyche wieder ins Gleichgewicht kommt,
(132 Seiten, Druckauflage: ca. 240000, Feb. 2012), Nr. 1/2012, S.49


Das Thema wird in der Wirtschaft noch nicht ernst genug genommen, nicht aus bösem Willen, sondern aus Unwissen und Hilflosigkeit.

Gibt es vielleicht auch eine gepflegte Unwissenheit?