Kategorie 'Wissenschaft'

CSR: Schickliche Form des Eigennutzes

Dienstag, 21. Oktober 2014 - 21:42

Es geht um die so genannte Corperate Social Responsibility (CSR). Das ist der EU Kommission (2011) zufolge “die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkung auf die Gesellschaft”. Bei der Werbung mit sozialer Verantwortung wird allerdings gerne übertrieben. Es ist den CSR-Leuten auch irgendwie peinlich, sich nicht in erster Linie von wirtschaftlichen Interessen leiten zu lassen. Wer möchte schon ein gutmenschliches Weichei sein?

https://www.ihk-nuernberg.de/de/media/PDF/Wir-ueber-uns/bericht-der-veranstaltung-gesellschaftliche-verantwortung-in-der-betriebswirtsc.pdf (Dateidatum: 2013-11-27)

CSR: Einfach nur gutes Management

Tagung „CSR in der Betriebswirtschaft“ in der Wirtschaftskammer Salzburg in
Kooperation mit der IHK Nürnberg für Mittelfranken

[...] neueste Ansätze von CSR – und diese zielen auf die möglichst tiefe Integration von „Verantwortung“ in die betrieblichen Steuerungsinstrumente und in die Innovationspolitik der Unternehmen. Der „moralische Zeigefinger“ war gestern. „Noch immer herrscht zwar eine gewisse moralische Appellitis vor. Es kann und wird aber ein Beitrag der Betriebswirtschaftslehre sein, vor allem zu zeigen, welche Wettbewerbsvorteile sich durch CSR ergeben, indem Unternehmen sozial verantwortlich agieren“, umriss Dr. René Schmidpeter, der wissenschaftliche Leiter des Zentrums für humane Marktwirtschaft, den aktuellen CSR-Trend.

[...] Diese „schickliche Form des Eigennutzes“, eine Formulierung von Adam Smith, an die FH-Professor DDr. Hermann Rauchenschwandtner (FH Salzburg) erinnerte, ist vor allem in größeren Unternehmen vom „CSR-Add on“ zu einem selbstverständlichen Teil des Managements geworden. [...]

 
Nichts gegen wirtschaftliches Denken, aber wenn es dominiert (vielleicht noch angeblich im Sinn von Bernard Mandeville und Adam Smith), dann muss ich an diese Veröffentlichung denken:
Björn Frank, Günther G. Schulze: How Tempting is Corruption? More Bad News About Economists (April 1998)
http://www.icgg.org/downloads/contribution03_frank.pdf

Abstract – In this paper, we report on an experiment on corruption which investigates various determinants of corruptibility. We find that economics students are significantly more corrupt than others, which is due to self-selection rather than indoctrination. Moreover, our results vary with gender. Also, agents are no less corrupt if rewarded in addition to, and independently of, a possible bribe. Our experiment isolates the influence of self-interest on cooperation from other influences such as risk attitude and expectations regarding the behavior of others.

Wo wirtschaftlicher Eigennutz die Haubttriebkraft für CSR ist, kann sich dann auch schon einmal die eine oder andere Tatsachenverdrehung in die CSR-Berichterstattung einschleichen. Klappern gehört schließlich zum Handwerk. Die Prüfer von Geschäftsberichten haben es hier nicht leicht.

 
Herrmann Broch, Massenwahntheorie, 1939 bis 1948, 3. Teil, Kapitel 5.8. Totalwirtschaft und Totalversklavung

[...] Das Gehirn des modernen Menschen ist ökonomisch verseucht. [...]

 

CDU/CSU: Reine Wohlfühlprogramme

Samstag, 18. Oktober 2014 - 20:23

Peter Ramsauer (CSU) hat vorgeschlagen, zur Stärkung der Wirtschaft Koalitionsprojekte auszusetzen. In der Unionsfraktion ist Ramsauer mit diesem Ansinnen nicht alleine. Michael Fuchs (Unions-Fraktionsvize), Gerda Hasselfeldt (CSU-Landesgruppenchefin) und Carsten Linnemann (Chef der Unions-Mittelstandsvereinigung) ziehen mit. Auch dabei bleibt es nicht (http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/koalitionskrach-kuendigt-sich-an-ramsauer-will-mindestlohn-aussetzen/10840820.html):

[...] Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Joachim Pfeiffer (CDU), springt Ramsauer zur Seite. [...] Entsprechend müssten die geplanten Regelungen 

  • zur Frauenquote,
  • zum Gesetz zur „besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf“
  • oder das Anti-Stress-Gesetz

auf den Prüfstand. „Angesichts der gedämpften Wachstumsprognosen können wir bei den Ausgaben nicht einfach so weitermachen und mit dem Füllhorn übers Land ziehen“, warnte Pfeiffer. „Es ist an der Zeit, reine Wohlfühlprogramme zu überdenken oder zumindest zu verschieben.“ [...]

(Originalzitat mit von mir verändertem Layout)

Dem wirtschaftspolitischen Sprecher der CDU reichen die Verzögerungstricks, die die Unionsparteien in den Koalitionsvertrag einbauen konnten, wohl noch nicht aus.

 


Abschließend müssen wir noch klären, was unter “reine Wohlfühlprogramme” zu verstehen ist.

http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-portal/de/wort_www?site=208&Wort_id=15312549
2014-10-18:

Wort: Wohlfühlprogramm
Anzahl: 37
Häufigkeitsklasse: 18 (d.h. der ist ca. 2^18 mal häufiger als das gesuchte Wort)

Beispiel(e):
Als Highlight erwartet alle Saunafans bei zwei Mitternachtssaunen am 3. und 17. Oktober ein außergewöhnliches Aufguss- und Wohlfühlprogramm mit ausgewählten Düften wie Mango oder Tropical Fruits sowie einzigartige Erlebnisaufgüsse und exotische Masken. (Quelle: www.tz-online.de, 2011-01-31)
Du kannst dein Wohlfühlprogramm mit einem Gesichtspeeling und einem Ganzkörperpeeling beginnen. (Quelle: www.krone.at, 2011-01-11)
»Ein abwechslungsreiches Wohlfühlprogramm für müde Mamas« lautet daher die Zweitüberschrift des Abends, der in Kooperation mit dem Fam.o.S. stattfindet. (Quelle: www.haller-kreisblatt.de, 2011-01-04)
weitere Beispiele

Signifikante Kookkurrenzen für Wohlfühlprogramm:
Kreuz (47.6), Privatklinik (46.83), Patienten (36.68), ein (15.3), Österreich (14.27), neben (13.82), für (13.09), mit (9.45), Mit (9.24), Ein (9.05), lassen (8.82), sowie (8.04)
Signifikante linke Nachbarn von Wohlfühlprogramm:
Ein (21.22), zum (15.8), ein (10.45), das (8.61), und (3.96)
Signifikante rechte Nachbarn von Wohlfühlprogramm:
für (21.25), mit (13.68)

Hinsichtlich des Begriffes “Füllhorn” bitte ich die geneigten Leser dieses Blogs, sich gegebenenfalls selbst bei der Uni Leipzig zu informieren.

Managerpersönlichkeit als Superperson

Sonntag, 27. April 2014 - 19:27

http://www.religionspolitologie.de/Projekte#Corporate

Figuren des Erfolges
(Marc Schlette)
Die gegenwärtige Wirtschaftswelt ist durch Komplexität, Krisen und tiefgreifende Veränderungsprozesse gekennzeichnet, die kaum zu verstehen sind. Scheinbar zwangsläufig entsteht hier ein Bedarf an Orientierung. Doch wer orientiert wen in welcher Absicht und auf welcher theoretischen Grundlage? Ist das, was in Unternehmen und Management an „Philosophie“ angeboten wird, ein Ausweg aus der Krise? Welche Ideen werden hier vertreten und was ist in diesem Zusammenhang von der Verwendung religiöser Symbolik zu halten?
Anhand der Analyse ausgewählter Unternehmens- und Managementphilosophien werden die mitunter weit ausholenden Deutungen von Mensch, Welt, Wirtschaft und Gesellschaft kritisch in den Blick genommen. Dabei werden drei gängige Figuren des Erfolges herauspräpariert:

  1. die Idee des Unternehmens als Werte- und Sinngemeinschaft,
  2. die Überhöhung der Unternehmer- und Managerpersönlichkeit zur Superperson und
  3. die Idee totaler Selbstverantwortlichkeit für individuellen Lebenserfolg.

Das Ergebnis lautet: Was als „Philosophie“ bezeichnet wird, ist vielfach Ideologie – und der Versuch der planmäßigen Produktion von Sinn, Werten und Emotionen ein fragwürdiges Projekt.
In der in Kürze im Verlag Königshausen & Neumann erscheinenden Studie wird
gezeigt, dass die präsenten Legitimationen des Führens und Geführtwerdens Grundlagen der Arbeitsgesellschaft und das Maß ihrer Humanität tangieren.
gefördert durch:
Hans Böckler Stiftung

Marc Schlette (2005): Figuren des Erfolges: Zur politischen Kritik von Unternehmens- und Managementphilosophie, ISBN 9783826031670

Nach meinem Gefühl kommen die Unternehmer- und Managerpersönlichkeiten heute wieder normalmenschlicher und entzauberter daher, die Bezüge bleiben aber weiterhin ziemlich hoch.

Schädlicher Stress beschleunigt das Altern

Dienstag, 22. April 2014 - 06:08

http://www.scinexx.de/dossier-detail-618-9.html (Nadja Podbregar, 2013-01-25)

Warum Stress alt macht

Psychische Belastung wirkt auf die Chromosomen

Wenn ein Mensch über längere Zeit gestresst ist, sieht man ihm die psychische Belastung oft auch an: Er wirkt grau und müde und scheint sogar mehr Falten bekommen zu haben. Ob dieser subjektive Eindruck trügt oder ob Stress uns tatsächlich körperlich schneller altern lässt, war lange Zeit unklar. Unter anderem deshalb, weil die Prozesse der Zellalterung und ihre Einflussfaktoren erst in den letzten Jahren genauer ergründet worden sind. Inzwischen aber zeigt sich, dass psychischer Stress tatsächlich das Altern auf zellulärer Ebene beschleunigt. [...]

[...] “Psychologischer Stress könnte die Zellalterung theoretisch auf drei ganz unterschiedlichen Wegen beeinflussen”, erklärt [Elizabeth Blackburn].

  • “Er könnte die Funktion oder Zahl der Abwehrzellen und damit das Immunsystem verändern,
  • er könnte den oxidativen Stress durch aggressive Moleküle erhöhen
  • oder aber die Aktivität des Enzyms Telomerase beeinträchtigen.”

[...]

Mit “psychologischer Stress” und mit “psychische Belastung” sind hier wohl solche Belastungen gemeint, mit denen Sie sich nicht wohlfühlen.

“Studien”

Sonntag, 13. April 2014 - 12:37

http://www.br.de/radio/b5-aktuell/sendungen/der-funkstreifzug/studie-wissenschaft-wahrheit-100.html

Lügen mit Zahlen
Wie mit fragwürdigen Studien Politik gemacht wird

In Industrie und Politik dienen wissenschaftliche Studien als Argumentationshilfen. Fragt sich, wie neutral die Forschung ist. Der Verdacht: Was nicht passt, wird passend gemacht.
Von: Carola Brand Stand: 11.04.2014

Vielleicht sollte ich “Studie” überall in Anführungsszeichen setzen.

Fast jede zweite neue Frührente psychisch bedingt

Dienstag, 28. Januar 2014 - 22:29

Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) berichtet in http://www.bptk.de/aktuell/einzelseite/artikel/fast-jede-zw.html:

28. Januar 2014
Fast jede zweite neue Frührente psychisch bedingt
BPtK-Studie zu psychischen Erkrankungen und Frührente

Rund 75.000 Versicherte bezogen 2012 erstmals eine Rente wegen Erwerbsminderung aufgrund psychischer Erkrankungen. Sie sind durchschnittlich 49 Jahre alt. Fast jede zweite neue Frührente ist inzwischen psychisch verursacht (42 Prozent). Dabei haben seit 2001 vor allem Depressionen (plus 96 Prozent), Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (plus 74 Prozent) sowie Suchterkrankungen (plus 49 Prozent) als Grund zugenommen. Psychische Erkrankungen sind seit mehr als zehn Jahren die Hauptursache für gesundheitsbedingte Frührenten – mit großem Abstand vor körperlichen Erkrankungen. [...]

Private dürfen verantwortungslos sein

Dienstag, 28. Januar 2014 - 22:19

http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/kreditwuerdigkeit-bgh-weist-klage-gegen-schufa-ab-a-946013.html

[...] Die Schufa gibt nur über die Ergebnisse der Kreditbewertung von Personen Auskunft. Sie informiert die Verbraucher aber nicht, wie diese Werte errechnet werden, und verweist dazu auf ihr Betriebsgeheimnis. [...]

Das passiert eben, wenn Sicherheitsaufgaben von privaten Wirtschaftsunternehmen durchgeführt werden. Sie können sich leicht ihrer Verantwortung entziehen. Das Geschäftsinteresse hat Vorrang vor Transparenz.

Leider musste ich feststellen, dass die privatwirtschaftlich organisierten Zertifizierer für Arbeitsschutzmanagementsysteme auch nicht transparent arbeiten müssen. Die Arbeitnehmer, die geschützt werden sollen, sind leider nicht die zahlenden Klienten dieser Zertifizierer. An einer Zusammenarbeit mit Arbeitnehmervertretern sind einige Zertifizierer nicht interessiert, denn die Zeit für Audits ist begrenzt. Wenn Betriebsräte sich einmischen und möglicherweise auch noch die hübschen Präsentationen des auditierten Arbeitgebers in Frage stellen, dann würde das Zeit und Geld kosten. Dabei hilft es den Zertifizierer und ihren Klienten, Auditberichte z.B. als so “vertraulich” einzustufen, dass sie nicht an Betriebsräte weitergegeben werden. So hindern Zertifizierer gemeinsam mit ihren überprüften Klienten die Arbeitnehmervertretungen daran, Audits nachvollziehen zu können.

Die Gewerbeaufsicht und die Berufsgenossenschaften sind auch nicht sonderlich daran interessiert, Audits in Frage zu stellen. Denn die privatwirtschaftlich durchgeführten Audits erleichtert der systemisch überforderten behördlichen Aufsicht ihre Arbeit.

Die Arbeitnehmer haben das Nachsehen.

Der Wille zum Rechtsbruch

Sonntag, 19. Januar 2014 - 12:29

Direkt mit psychischen Belastungen hat dieser Beitrag nichts zu tun: http://www.br.de/presse/inhalt/pressemitteilungen/medikamententests-billigstudien-nebenwirkungen-100.html

B5 aktuell / Bayern 2 Medizinische Billigstudien mit Nebenwirkungen

In Europa kommen in großer Zahl Arzneimittel auf den Markt, die unter fragwürdigen Umständen im Ausland klinisch getestet wurden. Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks werden in Russland – wo die Pharmaindustrie besonders viele Studien anfertigen lässt – Medikamententests verfälscht und Nebenwirkungen verschwiegen. Über dieses Risiko für Patienten in Deutschland berichtet die Autorin Christiane Hawranek am Sonntag, 19. Januar 2014 um 9.15 Uhr im “Funkstreifzug” auf B5 aktuell und am Montag, 20. Januar 2014 um 10.05 Uhr im “Notizbuch” auf Bayern 2. [...]

Anständigerweise wurde hier auch dem Risiko für die menschlichen Versuchskaninchen in Russland usw. genügend Sendezeit gewidmet.

Können wir uns in Deutschland Rechtsstaatlichkeit nur leisten, weil wir den zu unserem Wohlergehen anscheinend notwendigen Rechtsbruch in das Ausland verlagern?

Durchökonomisiert

Donnerstag, 16. Januar 2014 - 08:02

Besprechung des Buches Und ich? Identität in einer durchökonomisierten Gesellschaft (http://www.zeit.de/kultur/literatur/2014-01/paul-verhaeghe-und-ich):

Sachbuch “Und ich?”

Unsere vorgegaukelte Freiheit

“Identität ist Ideologie”, behauptet Paul Verhaeghe. In seinem neuen Buch weist er dem neoliberalen System die Schuld an unserer psychischen Verfassung zu. von Anja Kümmel [...]

Das war schon ein Problem, bevor es das “neoliberale System” gab:

Das Gehirn des modernen Menschen ist ökonomisch verseucht.

Herrmann Broch, Massenwahntheorie. 1939 bis 1948.
3. Teil, Kapitel 5.8. Totalwirtschaft und Totalversklavung

TU Dresden: Occupational Health Psychology

Donnerstag, 9. Januar 2014 - 11:58

Curriculum einer Lehrveranstaltung der TU Dresden mit interessanten Hintergrundinformationen zum Stand der Wissenschaft (http://www.psychologie.tu-dresden.de/i2/klinische/mitarbeiter/materialien/hoyer-curriculum-ohp-2012.pdf):

Technische Universität Dresden September 2012
Fachrichtung Psychologie
Berufsfeld-orientierte Vertiefung (BOV)
Occupational Health Psychology

In Zusammenarbeit von:

  • Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Prof. Dr. Jürgen Hoyer
  • Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, Prof. Dr. Jürgen Wegge, Dr. Petra Kemter
  • Professur für Methoden der Psychologie, Dr. Matthias Rudolf

[...]

In den letzten Jahren haben es technische Entwicklungen möglich gemacht, psychopyhsiologische Aktivierungsparameter über 24 Stunden kontinuierlich zu registrieren. Damit können nun auch gestörte Erholungs- und recovery-Prozesse als Indikatoren fehlbeanspruchender Arbeitsgestaltung diagnostiziert werden, was gänzlich neue Möglichkeiten eröffnet, präventive Maßnahmen der Arbeitsgestaltung und von personenbezogenen Stress-Management-Programmen in die Praxis zu überführen. Das viel bemühte Schlagwort der Einheit von Verhaltens- und Verhältnisprävention kann so in Lehre und Forschung eine einheitliche Gestalt annehmen! [...]

Da kommen interessante Herausforderungen auf die Betriebsräte zu, die solch ein Monitoring mitbestimmend begleiten und auf ein Gleichgewicht der verhaltenspräventiven Beobachtung von Menschen und der verhältnispräventiven Beobachtung von Arbeitsplätzen achten müssen.

Das Gesetz gibt der Verhältnisprävention sogar Vorrang, was in Deutschland die Arbeitgeber (soweit sie den Unterschied überhaupt kennen) allerdings bisher nicht daran gehindert hat, im Widerspruch zu den Vorschriften der Verhaltensprävention Vorrang zu geben: Bisher ließen Gewerbeaufsichten und Zertifizierungsauditoren im Bereich der psychischen Arbeitsbelastung Verstöße gegen das Arbeitsschutzgesetz sehr großzügig zu. Wird auch das erforscht werden?

Der Ansatz der Arbeitgeber bestand in der Vergangenheit ja erfolgreich darin, Gefährdungsbeurteilungen der von Arbeitsplätzen ausgehenden psychischen Arbeitsbelastung zu vermeiden, damit keine Haftungsgründe dokumentiert werden können. Arbeitgeber ziehen es aller Erfahrung nach aus rechtlichen Gründen vor, die Arbeitnehmer zu “monitoren”, anstatt die Arbeitsplätze in ihrem Verantwortungsbereich beurteilen zu lassen. Wie beeinflusst das die Forschung?