Kategorie 'Great Place to Work'

Mitarbeiter misstrauen den deutschen Top-100 Arbeitgebern

Sonntag, 23. April 2017 - 19:38

Bei einer Befragung von Great Place to Work (GPTW) im Jahr 2016 erwies sich, dass etwa ein Viertel der bei den 100 besten Arbeitgebern Deutschlands beschäftigten Mitarbeiter angaben, dass die psychische und emotionale Gesundheit an ihrem Arbeitsplatz nicht gewährleistet sei.

Ein Viertel der Mitarbeiter der 100 deutschen Spitzenarbeitgeber geht also davon aus, dass die Betriebe, in denen sie arbeiten, unter den Augen ihrer Betriebsräte und der Gewerbeaufsichten beim Schutz ihrer psychischen Gesundheit gegen das Arbeitsschutzgesetz verstoßen können. (Nur etwa 5% der Mitarbeiter bezweifelten, dass die psychische und emotionale Gesundheit an ihrem Arbeitsplatz gewährleistet sei.)

Wie sieht es dann erst bei den Arbeitgebern aus, die von GPTW nicht unter die 100 besten Arbeitgeber Deutschlands eingeordnet wurden?

Die behördliche Aufsicht versagt also auch nach fünf Jahren weiterhin. Wenn man sich die lange Geschichte dieses Aufsichtsversagens in Deutschland ansieht, wird klar, dass das kein Versehen mehr sein kann. Ein Grund dafür könnte sein, dass dieser systemische Fehler immer noch politisch gewollt ist.

 
2017-04-25: Es gibt doch Gewerbeaufsichten, die sich nicht scheuen, Top-100 Arbeitgeber zu ermahnen, wenn sie keine ordentlichen Beurteilungen psychischer Belastungen durchführen. Das war die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht: GPTW stört sich nicht daran, wenn die Gewerbeaufsicht mit einem der Top-100 Arbeitgeber nicht zufrieden ist.

GPTW: Gewichtung des Kulturaudits

Donnerstag, 30. März 2017 - 07:24

Lidl wirbt damit, dass 78000 seiner Mitarbeiter bei Great Place to Work abgestimmt hätten. Nun ist Lidl auf Platz 2 bei den Großunternehmen unter den 100 besten Arbeitgebern Deutschlands.

Es gibt bei Great Place to Work aber auch ein Kulturaudit. Dessen Ergebnisse einerseits und die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung andererseits gehen im Verhältnis 1:2 in die Bewertung mit ein:

An der jährlichen Great Place to Work® Befragung und dem aktuellen Wettbewerb «Deutschlands Beste Arbeitgeber 2018» können alle mittelständischen und großen Unternehmen sowie rechtlich eigenständige Unternehmensteile ab einer Mindestgröße von 50 Beschäftigten in Deutschland teilnehmen. Grundlage ist die Durchführung einer Great Place to Work® Mitarbeiterbefragung und eine Analyse der Maßnahmen der Personalarbeit (Great Place to Work® Kultur Audit). Die Ergebnisse der beiden Untersuchungsteile werden im Rahmen des Wettbewerbs im Verhältnis 2:1 gewichtet. Das Urteil der Beschäftigten steht also im Vordergrund.

Betriebsräte nehmen “nicht zwangsläufig” am Kulturaudit teil. Das Kulturaudit bietet mit einer Gewichtung von einem Drittel immer noch genug Möglichkeiten, die Zustände in einem Unternehmen im Hintergrund schönzufärben.

Psychische Belastungen bei Lidl

Donnerstag, 30. März 2017 - 06:41

Lidl twittert:

Mitarbeiter stimmten ab: #Lidl gehört zu Deutschlands besten Arbeitgebern 2017. Wir sind stolz und sagen DANKE an 78.000 #Möglichmacher

Hält sich Lidl an das Arbeitsschutzgesetz? Die Minderung psychischer Fehlbelastungen ist heute kein Luxus mehr, sondern gesetzlich vorgeschrieben. Lidl übersteht vermutlich Prüfungen der Gewerbeaufsicht und der Berufsgenossenschaften. Bekanntlich hat die behördliche Aufsicht jedoch versagt. So, wie die behördliche Aufsicht seit vielen Jahren ausgestattet und strukturiert ist, kann das Versagen in Deutschland kein Versehen sein, ist also politisch gewollt (nicht nur bei Lebensmitteln, bei der Autoindustrie, bei Spieleautomatenbetreibern, bei Seniorenheimen usw., sondern auch im Arbeitsschutz). Aber an den Antworten der Belegschaft auf die Befragung durch Great place to Work kann man sehen, ob Lidl den Schutz der psychischen Gesundheit so ernst nimmt, wie den Schutz der körperlichen Gesundheit.

Fragen an Lidl:

Zumindest die 78000 “Möglichmacher” bei Lidl sollten die Antwort unternehmensintern nachlesen können. Macht Lidl das möglich?

GPTW 2017: Lidl unter den 100 besten Arbeitgebern in Deutschland

Dienstag, 28. März 2017 - 23:03

Great Place to Work stört sich anscheinend nicht daran, dass Lidl Betriebsratsgründungen nicht so sehr mag. Insofern zeigt das Ranking von GPTW, was für ein Unternehmen GPTW selbst ist.

Lidl ist, von Great Place to Work (GPTW) anerkannt, unter den 100 besten Arbeitgebern im Jahr 2017. Man sieht, das geht auch ohne Betriebsräte und Gewerkschaften, die die Mitarbeiter ja nur bevormunden wollen. Richtig?

Was ist passiert? Lidl ist auf Rang 2 in der Klasse der Großunternehmen, die von “Great Place to Work” zu den “100 besten Arbeitgebern in Deutschland 2017″ erkoren wurden (http://www.presseportal.de/pm/69829/3587706). 10 Großunternehmen nahmen an der im Jahr 2016 durchgeführten Befragung teil. Nur zwei schafften es auf die Rangliste der Unternehmen mit >5000 Mitarbeitern.

Es wird Zeit, dass sich die Gewerkschaften mal ein bisschen eingehender mit Great Place to Work (GPTW) und ähnlichen Unternehmen im Geschäft der Bewertung von Arbeitgebern befassen. Bei GPTW wird scheinbar Objektivität durch die Befragung eines Teils der Belegschaft hergestellt, aber schon beim “Kulturaudit” kriegen Betriebsräte (die es bei Lidl sowieso kaum gibt) nicht mehr so gut mit, wie strahlend die Unternehmenskommunikation den Arbeitgeber gegenüber GPTW darstellt, damit er beim “Employer Branding” gut aussieht. Das kann dann auch der Delegitimierung von Betriebsräten und Gewerkschaften dienen: GPTW zeigt, dass sein Kunde keine starken Betriebsräte braucht um gut auszusehen.

Der “Kulturaudit” geht geht mit einer Gewichtung von ⅓ in das von GPTW präsentierte Gesamtergebnis ein. Die Mitarbeiterbefragung hat ein Gewicht von ⅔. Der einzelne Arbeitgeberrepräsentant zählt damit viel meht, als ein Mitarbeiter. Der GPTW-Wettbewerb ist auch ein Wettbewerb der Unternehmenskommunikationen.

Gut auszusehen ist heute sehr wichtig für Unternehmen. Es gibt große Unternehmen, die mehrere Kommunikationsprofis und Psychologen in ihrer Unternehmenskommunikation beschäftigen, um Firmen wie GPTW zu bedienen. Aber ausreichend kompetente und unabhängige Psychologen für den modernen Arbeitsschutz wollen sie nicht bezahlen. Die gesetzlich geforderte Beurteilung psychischer Gefährdungen bleibt dann (wenn überhaupt) in der Hand der Leute aus dem technischen Arbeitsschutz. Aber das Unternehmen kann sich als arbeitnehmerfreundlich darstellen. Darauf kommt es wohl heute in erster Linie an.

Speziell Lidl ist so organisiert, dass Betriebsratsbildungen schwer fallen. Angesichts der Lidl-typischen Zersplitterung der Arbeitnehmer müsste genauer hingesehen werden, ob alle Mitarbeiter befragt wurden oder ob bei einer Befragung nur eines Teils der Mitarbeiter eine Zufallsauswahl durch GPTW aus einem relevanten Anteil der Mitarbeiter wirklich gewährleistet war. Betriebsräte, die bei solchen Befragungen einzubinden sind, scheint es ja bei Lidl nicht zu geben. Und GPTW scheint sich an dem Fehlen einer wirksamen Arbeitnehmervertretung nicht zu stören, was schon einmal beschreibt, was für eine Art von Unternehmen GPTW ist.

Wenn ein weitgehend “betriebsratsfreies” Unternehmen wie Lidl nun plötzlich zu den besten Arbeitgebern Deutschlands gehört, dann sagt das vielleicht mehr über das Arbeitgeber-Ranking-Geschäft und das Geschäftsmodell von “Great Place to Work” aus, als über die Qualität dieses Arbeitgebers.

Great Place to Work® nicht so great

Montag, 16. Januar 2012 - 06:19

http://www.greatplacetowork.de/best/kultur-audit.php

Great Place to Work® Kultur Audit© 

Das Great Place to Work® Kultur Audit© ist ein Fragebogen an das Management. Er dient dazu einen besseren Einblick in die Gesamtkultur der Organisation zu bekommen und die Maßnahmen und Konzepte im Personal- und Führungsbereich zu erfassen. Wir stellen dieses Instrument nur teilnehmenden Unternehmen zur Verfügung. Die folgenden Informationen geben Ihnen jedoch schon einen Eindruck von der Art der Befragung:

Das Kultur Audit©:

Das Instrument gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil des Kultur Audits© erheben wir z. B. Daten zur Demografie der Mitarbeiter (d. h. die Zahl der Mitarbeiter im Land, Personalfluktuation, ethnische Verteilung, Betriebszugehörigkeit, etc.). Zudem geht es um allgemeine Informationen zum Unternehmen (d. h. Gründungsjahr, Umsatz) wie auch um Sonderleistungen und freiwillige Sozialleistungen für die Mitarbeiter (z. B. Zahlung von Versicherungsbeiträgen für die Mitarbeiter, Zahl der Urlaubstage, Sport- und Gesundheitsangebote).

Im zweiten Teil des Kultur Audits© stellen wir offene Fragen, die dem Unternehmen die Möglichkeit geben, uns die relevanten Aspekte der Unternehmenskultur zu vermitteln. Die Fragen im zweiten Teil beziehen sich auf das Great Place to Work® Modell©, das hier im Mittelpunkt der Bewertung steht.

Da stehen so viele ®s und ©s drin, dass ich zum Zitat noch etwas sagen muss: Mit seinen Angeboten arbeitet Great Place to Work® an uns Alle betreffenden Unternehmenskulturen. Das beeinflusst unsere Arbeitswelt, und darum muss sich das Unternehmen zur Auseinandersetzungen mit seiner Arbeit zitieren lassen. Ich nehme einmal an, dass es nicht versuchen wird, sich (wie z.B. Scientology) mit Hilfe des Urheberrechts dem Diskurs zu entziehen. (Fragen beantwortet das Unternehmen allerdings schon nicht sehr aktiv.)

Beim Trust Index© werden Mitarbeiter befragt, beim Kultur Audit© das Management. Hier gibt es nun eine Schwäche: Unternehmensmanagements können bei der Bekanntgabe der Ergebnisse der Audits von Great Place to Work® auf die von ihnen nicht beeinflussbaren Antworten der Mitarbeiter hinweisen. Den Standardfragen können sie auch eigene Fragen hinzufügen. Wenn die Antworten schlecht ausfallen, kann Great Place to Work® sowohl bei der Auswertung der Befragung der Mitarbeiter wie auch nach der Selbstdarstellung des Managements im Kultur Audit© dem Unternehmen die Interpretationshilfe geben, dass die Mitarbeiter das Unternehmen schlechter bewerten, als es tatsächlich ist. Arbeitgeber wehren sich gegen Arbeitnehmervertretungen, wenn diese die Mitarbeiter angeblich “bevormunden”, scheuen sich aber selbst nicht, Meinungsäußerungen von Mitarbeitern in Frage zu stellen.

Interessant ist auch, dass einige Indikatoren für eine vorschriftsmäßige Befolgung der Regeln des ganzheitlichen Arbeitsschutzes zwar ganz einfach überprüft werden können (z.B. nach § 3 der Bildschirmarbeitsverordnung), aber Great Place to Work® es anscheinend vorzieht, von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch zu machen, zumindest nicht proaktiv. Das ist bedenklich, weil die Art der Umsetzung der Arbeitsschutzvorschriften sehr gut zeigt, welche Einstellung ein Unternehmen zu seinen Pflichten tatsächlich hat. Dass Great Place to Work® hier mit wenig Aufwand konkretes Handeln bewerten könnte, es aber nicht tut, trägt nicht zur Glaubwürdigkeit der Audits des Unternehmens bei.

Sieben von zehn Unternehmen lassen das Thema der psychischen Belastungen schleifen – meist aus Unwissenheit oder Hilflosigkeit.” Aber ausgerechnet hier sieht Great Place to Work® nicht kritisch genug hin, obwohl gerade Great Place to Work® schon mit seinen beiden Audits viel mehr gegen diese (von Ursula von der Leyen diplomatisch angenommene) Unwissenheit und Hilflosigkeit tun könnte. Wenn Great Place to Work® daran interessiert wäre, dann ginge das mit ganz wenigen Fragen auch ohne einen zusätzlichen Wettbewerb um den Sonderpreis Gesundheit.

Angesichts der Zurückhaltung von Great Place to Work® bei einfachen Beobachtungsmöglichkeiten im Arbeitsschutz sollten sich Betriebs- oder Personlalräte die Ergebnisse der Audits, mit denen der Arbeitgeber wirbt, von den Auditoren direkt im Gremium der Arbeitnehmervertretung erläutern lassen und dann offene Fragen mit den Auditoren klären. Die Initiative dazu sollte von Great Place to Work® ausgehen.

Suchmaschinenfutter: GPTW Kritik, Great Place to Work Kritik

Update (2017-03): http://www.greatplacetowork.de/unsere-leistungen/kultur-audit

Lieber „Great Place to Work” …

Freitag, 6. Mai 2011 - 07:10

An Great Place to Work, Deutschland:

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Seit 2006 vergeben sie Ihren Sonderpreis Gesundheit an Unternehmen, die ein preiswürdiges Gesungheitsmanagement haben. Dabei berücksichtigen Sie richtigerweise, ob und wie die Unternehmen die Vorgaben des Arbeitsschutzgesetzes umsetzen. Insbesondere würdigen Sie im Bereich des Arbeitsschutzes die ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung mit Einbezug psychischer Belastungen.

Nun meine Frage: Prüfen Sie generell, ob und wie die Kandidaten für ihre Rankings und Audits die Schutzbestimmungen einhalten? Ihr Kulturaudit beispielsweise basiert ja nicht auf einer Befragung der Mitarbeiter zu diesem Punkt. Also müssen Sie sich auf Aussagen ihrer Ansprechpartner in den von Ihnen untersuchten Unternehmen verlassen.

  • Gefährdungsbeurteilung: Untersuchen Sie in den Beschreibungen (soweit vorhanden) der Gefährdungsbeurteilungs-Prozesse (soweit vorhanden), welche Qualität in den Unternehmen der Einbezug der psychisch wirksamen Arbeitsbelastung in die Gefährdungsbeurteilungen hat?
  • Betriebsvereinbarungen: Fragen Sie in Unternehmen die Arbeitnehmervertreter (soweit vorhanden) explizit, ob es entsprechende Betriebsvereinbarungen gibt und wie die Arbeitnehmervertreter mit den Gefährdungsbeurteilungs-Prozessen zufrieden sind?
  • Mitbestimmung: Überprüfen Sie, ob ein Unternehmen unzulässigerweise Maßnahmen des Arbeitsschutzes ohne Mitbestimmung durch die Arbeitnehmervertreter definiert und umgesetzt hat?
  • Prioritäten im Gesundheitsmanagement: Überprüfen Sie, ob Unternehmen im Arbeitsschutz den vorgeschriebenen Vorrang der Verhältnisprävention vor der Verhaltensprävention beachten, oder können Unternehmen einen unzureichenden Arbeitsschutz z.B. mit Maßnahmen des Gesundheitsmanagements kompensieren, die freiwillig und nicht im Arbeitsschutz erforderlich sind?
  • Unangebrachtes Lob: Kann es passieren, dass Sie das Gesundheitsmanagement eines Unternehmens loben, obwohl die psychische Belastung in die ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung nicht in der erforderlichen Weise einbezogen wurde?

Wenn Sie einverstanden sind, veröffentliche ich ihre Antwort gerne in blog.psybel.de.

Mit freundlichen Grüßen
Götz Kluge

Positivliste Gefährdungsbeurteilungen

Montag, 18. April 2011 - 06:30

http://blog.psybel.de/positivliste/ ist das “employer branding” dieses Blogs, denn kaum ein Ranking-Unternehmen kümmert sich darum, ob die von ihnen bewerteten Unternehmen psychisch wirksame Belastungen in ihre Beurteilungen von Arbeitsbedingungen mit einbeziehen, obwohl das eine der einfachsten Übungen wäre.

In einem Ranking der Ranking-Unternehmen läge bei mir immer noch Great Place to Work an der Spitze, da dieses Beratungsunternehmen wenigstens bei der Vergabe eines Sonderpreises darauf achtet, dass die Vorschriften des Arbeitsschutzes mit genügendem Elan eingehalten werden. Im “Kulturaudit” des Unternehmens scheint aber nicht sichergestellt zu sein, dass ihre Pflichten im Arbeitsschutz auch langjährig verletzende Unternehmen Kritik erfahren müssen. Vielleicht sollte GP2W seine Ergebnisse den Mitarbeitern in Betriebsversammlungen direkt mitteilen anstelle dies interpretierenden Darstellungen der Betriebsleitungen zu überlassen.

Reicht nur die Teilnahme?

Donnerstag, 7. April 2011 - 07:16

Wie”Great Place to Work” in der Werbung für ein Unternehmen eingesetzt wird, zeigt hier ein Beispiel der ESG (ESG Elektroniksystem- uns Logistik GmbH) im Magazin “Spektrum” der Firma (Herbst 2008, S.1), http://www.esg.de/fileadmin/downloads/ESG-Spektrum08-3.pdf:

Sein Know-how verdankt das Unternehmen seinen qualifizierten Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern – sie sind das „Kapital“ der ESG. Um dies zu würdigen, beteiligt sich das Unternehmen in diesem Jahr zum ersten Mal an einem Wettbewerb, in dem „Deutschlands beste Arbeitgeber“ ermittelt werden. „Great
place to work“ heißt die Initiative, bei der wir uns mit anderen Unternehmen derselben Größe messen werden. Es handelt sich dabei um Deutschlands größte Benchmarkstudie zum Thema Arbeitgeberattraktivität.

Ein „great place to work“ ist ein Arbeitsplatz, an dem Kollegen und Führungspersonal vertrauensvoll miteinander umgehen, wo man stolz auf seine Tätigkeit ist und seiner Arbeit mit Freude nachgeht. Fünf Dimensionen – nämlich Glaubwürdigkeit, Respekt, Fairness, Stolz und der Teamgeist – stehen im Fokus der Betrachtung. Ich bin davon überzeugt, dass die ESG „großartige Arbeitsplätze“ bietet; über die Ergebnisse werden wir Sie nach Abschluss der Studie in unserer Unternehmenszeitschrift informieren.

Alleine schon die Teilnahme wird hier als positiv verkauft.

Widerstand gegen mitbestimmten Arbeitsschutz

Mittwoch, 2. März 2011 - 16:55

Es ist wichtig, die Position der Arbeitgeber zum Einbezug der psychisch wirksamen Belastungen in den Arbeitsschutz zu kennen und ihren Widerstand gegen die Mitbestimmung im Arbeitsschutz zu verstehen. Es scheint inzwischen so zu sein, dass dieser Widerstand vieler (nicht aller!) Unternehmen gegen den auf Arbeitsbedingungen fokussierenden Arbeitsschutz insbesondere in vier Formen auftritt:

  1. “Entbürokratisierung”.
  2. Strukturelle Verantwortungslosigkeit: Verlagerung von Verantwortung (und Haftungsrisiken) in die untersten Führungsebenen, ohne diese jedoch mitbestimmt mit geeigneten Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten auszustatten.
  3. Mißachtung von Vorschriften oder Verschleppung ihrer Umsetzung: Souveräne (weil offene und die Zurückhaltung der Aufsichtsbehörden nutzende) Mißachtung wichtiger Aufgaben des Arbeitsschutzes z.B. durch beharrliche Verschleppung des Einbezugs psychisch wirksamer Belastungen in den Arbeitsschutz. Konkret wehren sich viele Unternehmen insbesondere gegen den mitbestimmten Einbezug psychisch wirksamer Belastungen in die Gefährdungsbeurteilung und in die vorgeschriebene Unterweisung der Mitarbeiter.
  4. Verkehrte Prioritäten im Gesundheitsmanagement: Versuch, über “betriebliches Gesundheitsmanagement” (BGM) und intensive “Kommunikation” der Unternehmer und ihrer Verbände (an Belegschaften, an Politiker, an die Öffentlichkeit und an sich selbst), den Fokus des Arbeitsschutzes von der Verhältnisprävention umzulenken auf die als fürsorglich und freiwillig darstellbare Verhaltensprävention mit Betonung der “Eigenverantwortung” der Mitarbeiter. In ihre Strategie des Agenda Setting konnten die Unternehmer auch das Bundesgesundheitsministerium unter Philip Rösler (FDP) erfolgreich mit einbinden.

Mit diesen Ansätzen kann einerseits versucht werden, unerwünschte Bestimmungen des Arbeitsschutzes zu umgehen und die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Arbeitnehmer zu schwächen, andererseits kann ein Unternehmen mit einem werbewirksam gestalteten betrieblichen Gesundheitsmanagement behaupten, es ginge damit über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus. Mit diesem Trick nehmen Unternehmen auch an Wettbewerben teil, womit sie Engagement zeigen können ohne jedoch psychische Belastungen ausreichend mitbestimmt in den Arbeitsschutz einbeziehen zu müssen. Die Kür überdeckt die Pflicht.

Wettbewerbe und Selbstdarstellung

Die werbewirksame Teilnahme an Wettbewerben zur Ablenkung vor den ungeliebten Pflichten des Arbeitsschutzes ist natürlich auch für die Anbieter solcher Wettbewerbe ein Problem. Wie gehen sie damit um? Einerseits sollen sich Unternehmen einer bewertung durch Wettbewerbsanbieter unterwerfen. Andererseits sind sie auch zahlende Kunden dieser Wettbewerbsanbieter.

Ein positives Beispiel für einen der eher verantwortungsvolleren Anbieter von Wettbewerben im Gesundheitsmanagement ist Great Place to Work® Deutschland (GPTW). Dieses Unternehmen bezieht Betriebsräte ein und fördert mit einem “Sonderpreis Gesundheit” den mitbestimmten Einbezug psychisch wirksamer Belastungen in die Gefährdungsbeurteilung. Achten Sie also darauf, ob ein Unternehmen versucht, diesen Sonderepreis zu bekommen, denn im “Kulturaudit” von GPTW können Unternehmen selbst dann gute Noten bekommen, wenn sie die Regeln des Arbeitsschutzes missachten.

Am Standard-Ranking von GPTW dürfen jedoch meines Wissens nach auch solche Unternehmen teilnehmen, die sich über das Recht stellen und psychisch wirksame Belastungen weder in die Gefährdungsbeurteilung noch in die Unterweisung mitbestimmt einbeziehen. Wenn GPTW glaubwürdig bleiben will, sollten diese Arbeitgeber nur dann an dem GPTW-Ranking teilnehmen dürfen, wenn es eine Betriebsvereinbarung gibt, die den Weg zur Einhaltung der Arbeitsschutz-Vorschriften messbar regelt. Solange Arbeitgeber es entgegen den Vorschriften vermeiden können, Mitarbeiter ordentlich über die Bedeutung der Verhältnisprävention und ihre Priorität im Arbeitsschutz zu unterrichten, haben Mitarbeiterbefragungen im GPTW-Stil nur eine beschränkte Aussagekraft.

Die mir bekannten jüngsten Veranstaltungen zum Gesundheitsmanagement fallen hinter Anbieter von Wettbewerben zurück: In Tagungen zum Gesundheitsmanagement stellen sich Unternehmen werbewirksam dar. Die Mitbestimmung durch Arbeitnehmer, deren Vertretungen die eigentlichen Treiber dieser Thematik sind, wird entsprechend der Zielsetzung der Wirtschaftsverbände marginalisiert, nun auch mit Hilfe des Gesundheitsministers.

Great Place to Work

Dienstag, 1. März 2011 - 11:48

Das Unternehmen hilft seinen Kunden, deren Arbeitsplatzkultur zu verbessern. Mit seinem Sonderpreis Gesundheit fördert GPTW auch den Einbezug psychisch wirksamer Belastungen in Betriebsvereinbarungen zur Gefährdungsbeurteilung. Wie sehr achtet GPTW darauf, dass die sich um ein Ranking bewerbenden Kunden den Arbeitsschutz respektieren? Fördert GPTW Betriebsvereinbarungen zu Unterweisungen der Mitarbeiter und Führungskräfte?