Kategorie 'Sonstiges'

Irreführung zur DIN SPEC 91020

Mittwoch, 28. August 2013 - 06:45

http://mit-blog.de/betriebliches-gesundheitsmanagement-bgm-strukturiert-und-nachhaltig/

[...] Die DIN SPEC 91020 ist eine Orientierungshilfe und bietet Handlungssicherheit. [...] Die Schritte ins strukturierte BGM sind einheitlich: Bestandsaufnahme/Analyse des ist-Zustands (anhand von Gefährdungsbeurteilungen, Fehlzeitenanalysen, Mitarbeiterbefragungen …) [...] Information kann KMU bei der Einführung und der Umsetzung eines BGM helfen: Infos zu Änderungen und wichtigen Neuerungen, Publikationen oder Videos zum Thema finden Sie im Arbeitsschutz-Portal. Die Redaktion befasst sich ausschließlich mit Arbeitsschutz-Themen und hält immer die aktuellsten Infos bereit. [...]

Die Medien-Firma, die diese Website betreibt, versucht, die DIN SPEC 91020 mit Arbeitsschutz zu assoziieren. Vom DIN gibt es aber keine nach dem PAS-Verfahren entstandenen DIN SPECs für den Arbeitsschutz. Und im braven Arbeitsschutz-Portal findet sich nichts zu “91020″.

 
http://www.maschinenmarkt.vogel.de/themenkanaele/managementundit/personalwesen/articles/415691/ enthält den nicht falschen, aber trotzdem irreführenden Satz:

[...] Die neue Spezifikation geht dabei über die rechtlichen Verpflichtungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz und Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung hinaus. Basis für die Anforderungen der DIN SPEC 91020 ist ein bestehendes Managementsystem, etwa ein Qualitätsmanagement nach ISO 9001 oder ein Umweltmanagement nach ISO 14001. [...]

Es sollte klar sein, dass das DIN ausdrücklich ablehnt, DIN SPECs nach dem PAS-Verfahren für den Arbeits- und Gesundheitsschutz zu erstellen. Diese DIN SPEC ist also keine Spezifikation für den Arbeits- und Gesundheitsschutz.

 
http://www.haufe.de/arbeitsschutz/gesundheit-umwelt/erfolgreiches-gesundheitsmanagement-mit-der-din-spec-91020/vor-und-nachteile-der-din-spec-91020_94_190528.html

29.07.2013
Top-Thema DIN SPEC 91020: Leitlinien für ein erfolgreiches Gesundheitsmanagement
Vor- und Nachteile der DIN SPEC 91020 [...]

Der Titel sieht nach Abwägung aus, aber dann kommt ein Werbetext. Ein Nachteil der DIN SPEC 91020 kann sein, dass hier Geld ausgegeben werden könnte, dass zunächst besser in einen Standard zum Arbeitsschutz (z.B. OHSAS 18001) investiert wäre. Darauf geht Haufe nicht ein.

Samsung, das Reich der Angst

Dienstag, 9. Juli 2013 - 07:13

Gefunden in Le monde diplomatique, 2013-07,
Samsung ou l’empire de la peur (S. 1, 10, 11):
http://stopsamsung.wordpress.com/
SHARPS = Supporters for the Health and Rights of People in the Semiconductor Industry

[...] Global Outcry Pressures TCO To Reconsider Sustainability Certification of Samsung Smartphone

June 5, 2013 by stopsamsung
[...]
Image: JK Shin, CEO and president of Samsung’s mobile unit, unveiled GALAXY S4 in New York in March 2013.
[...]
TCO Development, a global sustainability certification agency of information technology, has launched a probe into its decision to accord sustainability certification to the GALAXY S4, the flagship smartphone of Samsung Electronics Co., Ltd., the Stockholm-based agency said in a press release on June 5. [...]

Auch hier blühte das Zertifizierungsgeschäft nicht zum Vorteil der eigentlich zu schützenden Arbeitnehmer.

(Keine) Lust auf Kinder?

Montag, 17. Dezember 2012 - 08:02

(KEINE) LUST AUF KINDER?
Hrsg.: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung:
http://www.bib-demografie.de/SharedDocs/Publikationen/DE/Download/Broschueren/keine_lust_auf_kinder_2012.pdf?__blob=publicationFile&v=5

Billig

Donnerstag, 6. Dezember 2012 - 17:45

http://www.tagesschau.de/ausland/billigkleidung100.html

Nach dem Brand in einer Textilfabrik in Dhaka
Billige Kleidung, tödliche Produktion

Billige Kleidung beruht oft genug auf Ausbeutung. In Ländern wie Bangladesch oder Pakistan lassen Textilanbieter häufig unter skandalösen Umständen produzieren. Im November starben mehr als 100 Menschen beim Brand einer Kleidungsfabrik bei Dhaka. Die Umstände dort sind kein Einzelfall.

Von Gabor Halász und Christoph Lütgert, ARD-Studio Südasien …

In ihren Produktionsstätten in Billiglohnländern zeigen Unternehmen, wie ernst sie es mit dem Arbeitsschutz und ihren hübschen “Nachhaltigkeitsberichten” wirklich meinen. Wenn Anforderungen, die in irgendeinem Verhaltenskodex beschrieben sind, “auf den Abkommen der International Labour Organisation (ILO) beruhen”, dann sagt das nicht mehr aus, als dass es wohl noch nicht zu ILO-OSH gereicht hat.

Nachhaltigkeitsbericht 2010 von KiK: (http://www.kik-textilien.com/unternehmen/fileadmin/user_upload_de/Kategorien/Verantwortung/Nachhaltigkeitsbericht/Kapitel4_Lieferanten.pdf)

Der KiK Code of Conduct (CoC) unterscheidet sich vom Verhaltenskodex der Business Social Compliance Initative (BSCI) und dem Standard SA8000 im Wesentlichen dadurch, dass er zum Managementsystem der Lieferanten sowie zu Umweltschutz und Sicherheitsfragen keine gesonderten Anforderungen formuliert. Wir verzichten im Rahmen unseres Verhaltenskodex auf solche Forderungen, um die Sicherstellung von angemessenen Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu fokussieren.

Bei der Überprüfung der Fabriken werden jedoch selbstverständlich auch Aspekte des Managements und des Umweltschutzes abgefragt. Damit entsprechen die Auditanforderungen des KiK CoC durchaus denen der BSCI, enthalten jedoch keine Forderungen nach einem Managementsystem entsprechend der DIN Norm EN ISO 9001 wie der SA8000.

(Links und Hervorhebungen nachträglich eingetragen)

Welche Logik und welche Einstellung stecken hinter der Aussage, dass der Verzicht auf gesonderte Anforderungen zum Managementsystem der Lieferanten sowie zu Umweltschutz und Sicherheitsfragen im Rahmen des KiK-Verhaltenskodex dabei helfen soll, »um die Sicherstellung von “angemessenen” Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu fokussieren«?

Bizarre Bewunderung für Chinas Führer

Samstag, 20. Oktober 2012 - 23:15

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/chinas-wirtschaft-der-kommunismus-ist-tot-die-diktatur-lebt-1.1501453

… Anschaulich zu besichtigen war die devote Haltung bei dem Besuch Angela Merkels bei ihrem Amtskollegen Wen Jiabao im August. Selbst nach ausdrücklicher Bitte von Wen und Merkel, die anwesenden Unternehmer möchten doch ihre Probleme vortragen, fand Wortführer Siemens-Chef Peter Löscher lediglich Dankesworte für den Gastgeber, das Abtauchen der Topmanager irritierte sogar Premier Wen. Erstaunlich oft gehen westliche Manager noch einen Schritt weiter und ergehen sich in bizarrer Bewunderung für Chinas Führer.

Wandel durch Handel? Es wäre schon viel, wenn die Unternehmer in China die Augen aufmachten und genau hinsähen, was um sie herum geschieht. …

Die von Kai Strittmatter angemessenerweise im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung beschriebene devote Haltung deutscher Unternehmensführer hatte ich in China schon vor 20 Jahren miterleben können. Die bizarre Bewunderung für Chinas Führer und der Neid auf deren durch schwache Gewerkschaften unbehinderte Handlungsmöglichkeiten hat sich bis heute erhalten. Deutsche Führungskräfte lernt man am besten dort kennen, wo sie das deutsche Recht nicht bremst.

Mein Interesse am Arbeitsschutz wurde übrigens im Jahr 1992 in China geweckt, als ich selbst dort erleben konnte, wie ein deutscher Unternehmer in China die Augen zumachte und genau wegsah, als es um die Asbestbelastung in einem seiner Betriebe in Schanghai ging.

Aufsicht braucht Aufsicht

Dienstag, 2. Oktober 2012 - 03:47

Dass Aufsicht auch dort versagt, wo ihr Funktionieren unbedingt erforderlich ist, scheint der Normalfall zu sein: http://www.tagesschau.de/ausland/akw-stresstest102.html. Darum erlaube ich mir, auch Audits im Bereich des Arbeitsschutzes nicht blind zu vertrauen.

Das Misstrauen gilt auch für Zertifizierungsaudits nach OHSAS 18001:2007: Eine große Zertifizierungsgesellschaft zertifizierte kürzlich ihren Kunden, obwohl er sein AMS-Handbuch nicht von OHSAS 18001:1999 auf OHSAS 18001:2007 umgestellt hatte. Das hätte spätestens ab 2009-07-01 geschehen sein müssen. Darum können die Führungskräfte und Mitarbeiter des Unternehmens die Verbesserungen, die im Standard für die Arbeitnehmer vorgenommen wurden, immer noch nicht nachlesen.

Goldman Sachs, der Finanzsupermarkt

Dienstag, 4. September 2012 - 07:36

Dienstag, 2012-09-04, 20:15 in Arte. Das hat zwar mit Arbeitsschutz direkt nichts zu tun. Aber diese Leute beeinflussen unsere Arbeits- und Lebensbedingungen.

http://www.arte.tv/de/Goldman-Sachs–der-Finanzsupermarkt/6892050.html

 


2012-03-20:

Gestatten, mein Name ist Geldadel, Interview mit Sighard Neckel
(Titel der Druckausgabe, S.15: “Wir müssen die Jets auf den Boden holen”)
http://www.taz.de/Soziologe-ueber-Finanzkapitalismus/!89976/

… Interessant ist aber auch, dass im globalen Finanzkapitalismus, der als hochmodern gilt und seit etwa 20 Jahren die globale Ökonomie bestimmt, vormoderne Sozialformen wiederkehren.

Zum Beispiel: Die Herkunft ist wieder absolut ausschlaggebend für die soziale Platzierung. Wir sehen, dass dieser Trend in Deutschland für alle, die nach 1960 geboren sind, extrem angestiegen ist. Die soziale Position und der Wohlstand werden buchstäblich vererbt, die Gesellschaft ist sozial undurchlässiger geworden. Der Finanzkapitalismus bringt zudem eine Oberschicht hervor, die wie der frühere Adel jeder gesellschaftlichen Konkurrenz enthoben ist. Dieser moderne Geldadel ist, anders als der bürgerliche Unternehmer, kein Gegner gesellschaftlicher Auseinandersetzungen mehr. Er steht nicht mehr im Konflikt mit anderen Klassen, die an seinem Reichtum teilhaben wollen. Das ist neu. …

… Um kein Missverständnis zu produzieren: Natürlich gibt es keine Rückkehr zum Adel mit gepuderten Perücken. Mit dem Begriff Refeudalisierung will ich verdeutlichen, dass es in der gesellschaftlichen Bewegung „nach vorne“ zugleich auch eine „zurück“ geben kann. Modernisierungen bringen nicht immer „Neues“ hervor, sondern führen häufig genug zur Wiederkehr älterer Muster unter veränderten Vorzeichen. …

 
Noch ein Lesetipp:

  • Mariam Lau: Endlich eine nette Oberschicht!, Merkur, Heft 619, 2000-11

 


2012-09-03:

Dazu passt auch http://www.welt.de/finanzen/boerse/article108939107/Schaeuble-plant-Tempolimit-fuer-Boersencomputer.html:

Schäuble plant Tempolimit für Börsencomputer

Superschnelle Rechner dominieren den Aktienhandel. Kritiker monieren, dass der Mensch nicht mehr mitkommt – und gefährliche Kursbewegungen drohen. Nun sollen die Computer ausgebremst werden. …

Übrigens: Der Hochfrequenzhandel lädt geradezu ein zu einer Tobin-Steuer. Sie ist auch ethisch gerechtfertigt: Wer mit dem Geld der Staaten spielt, sollte den Staaten dafür auch etwas zahlen. Reglungstechnisch entsprechen solche Steuern einem Dämpfungsglied bzw. einem Widerstand, an dessen Verlusten (aus Sicht der Händler) sich Staaten etwas wärmen können. Eine andere Möglichkeit, wildgewordene Systeme zu beruhigen, ist der Einbau von Verzögerungsgliedern. Schäuble scheint hier etwas Ähnliches vorschlagen zu wollen.

“Ad-hoc-Sentiment Analyse für Personen”

Donnerstag, 7. Juni 2012 - 23:02

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Schufa-Kritiker-befuerchten-Scoring-via-Facebook-1612731.html

… Allerdings liegen dem NDR interne Dokumente aus dem SchufaLab@HPI vor, die, in Auszügen veröffentlicht, eine deutliche Sprache sprechen. Die Rede ist von einer “Ad-hoc-Sentiment Analyse für Personen”, um aktuelle Meinungsbilder aus sozialen Netzwerken zu destillieren …

Die Schufa kümmert sich um unsere Gefühle.

 
http://www.schufa.de/de/private/presse/aktuellepressemitteilungen/120605.jsp

… Der Leiter des Hasso-Plattner-Institutes, Prof. Dr. Christoph Meinel, hierzu: “Mit der SCHUFA konnten wir ein renommiertes Unternehmen für ein gemeinsames Forschungsprojekt gewinnen, um gesellschaftlich und wirtschaftlich spannende Entwicklungen im Internet zu untersuchen.” …

(Der Link in diesem spannenden Text wurde nachträglich eingefügt.)

Plumpe Werbemasche

Mittwoch, 16. Mai 2012 - 21:06

http://www.dnn-online.de/web/dnn/ratgeber/detail/-/specific/Stress-Burn-out-und-wie-Arbeitgeber-damit-umgehen-1828046991

Unter der Überschrift “Stress, Burn-out und wie Arbeitgeber damit umgehen” werden hier Software und Lichtschalter verkauft :-)

Das Thema ist jetzt also interessant genug, um als Vehikel für Werbung zu dienen. Das ist immerhin ein Fortschritt.

Sein Sie doch bitte einfach blöd

Montag, 27. Februar 2012 - 00:34

Komplexitätsreduktion ist oft nur Verlagerung von Komplexität irgendwohin, wo man’s nicht so gut sieht. Eine ganz einfache Methode, Komplexität elegant loszuwerden, ist ihre Verlagerung zu Arbeitnehmern und zu Kunden. Die merken dann nicht gleich, wieso ihr Leben komplizierter wird.

Darum sollte eigentlich Freude aufkommen, wenn beispielsweise E.ON seinen Kunden das Privatleben einfachen machen will. Das Arbeitsleben ist ja kompliziert genug. Ehe jetzt Rührung aufkommt: E.ON vereinfacht nicht das Kleingedruckte und sonstige Feinheiten, sondern das Unternehmen versucht, sich einfachere Kunden zu formen. In http://www.youtube.com/ewieeinfach sieht das dann so aus:

Es steckt in unserem Namen, unserem Claim, in jedem Satz – einfach überall: das Wörtchen EINFACH. Doch für uns ist es soviel mehr als nur ein Wort. Für uns ist EINFACH eine positive Lebenseinstellung. EINFACH zeigt: alles ist möglich, wenn man einfach mal macht.

Diese Haltung ist der Kern unserer neuen Kampagne. Sechs kurze Spots und ein großer Film zeigen: Liebe. Aufräumen. Widerstand. Gut drauf sein. Überleben. Einschlafen.

Alles. Ist doch ganz einfach!

Aber wir sprechen nicht nur über EINFACH, wir sind einfach! Unsere Produkte unterscheiden wir ganz einfach nach Strom, Gas und Öko-Strom. Und auch der Wechsel zu E WIE EINFACH ist ganz einfach.

Da läuft jetzt eine Fernsehkampagne der E WIE EINFACH Strom & Gas GmbH, einer 100%igen Tochter von E.ON. Den Leuten von E.ON geht es einfach darum, Strom & Gas zu verkaufen. Darum sprechen sie in Ihrer Werbung von allem Möglichen, nur nicht von Strom & Gas. Sonst wär es für die umworbenen Menschen (also auch für Sie) zu einfach, Lunte zu riechen.

Die Zeiten sind vorbei, in denen Werber zu verstehen suchten, wie Sie als möglicher Kunde ticken. Jetzt stellen sie das Ticken der Kunden so ein, wie es für den Verkauf gebgraucht wird. Ihr freier Wille wäre doch sonst ganz nutzlos.

Ganz ignorieren kann die E.ON-Tochter den Zeitgeist allerdings nicht. Also geben sie ihm mit ein bisschen NLP noch Zucker. Und damit bei Ihnen kein unkontrollierter Widerstand wächst, besetzt E.ON jeden bei Ihnen aufkommenden Gedanken an Widerstand vorsichtshalber gleich selbst. http://www.e-wie-einfach.de kann man einfach nicht widerstehen. Der Lernstoff noch einmal in Listendarstellung:

  • Liebe.
  • Aufräumen.
  • Widerstand.
  • Gut drauf sein.
  • Überleben.
  • Einsschlafen.

Das ist doch ganz einfach. Nun wissen wir, was wichtig ist. (Bitte halten Sie sich an die Reihenfolge.)

Lesetipp: Markus Metz, Georg Seeßlen, Blödmaschinen, 2011