Bildschirmarbeit 1996

Samstag, 16. Juni 2012 - 11:01

Eric Jaschke (1996): Physische und psychische Belastung durch Bildschirmarbeit. Eine kritische Analyse einschlägiger Untersuchungsergebnisse angesichts der Forderung nach Humanisierung des Arbeitslebens, München, GRIN Verlag GmbH, 29 Seiten, http://www.grin.com/de/e-book/95288/physische-und-psychische-belastung-durch-bildschirmarbeit-eine-kritische (http://dx.doi.org/10.3239/9783638079679)

3.2 Analyse psychischer Belastungen durch Bildschirmarbeit

Ein weiterer Belastungsfaktor entsteht aus der Veränderung der Zeitstrukturen sowie der Arbeitsverdichtung bzw. Arbeitsintensivierung infolge eines hohen Systemarbeitstempos. Die Arbeitenden müssen sich auf ein vom Computer produziertes Zeitverhalten einstellen; Arbeitszeitstrukturen, wie sie aus ihren eigenen Arbeitsstrategien resultieren, müssen der Computerzeit untergeordnet werden. Deutlich wird dies z. B. am Problem der System-Response-Zeiten. Längere Antwortzeiten verlangsamen zwar das Arbeitstempo, ohne jedoch zu einer Beanspruchungsverminderung zu führen. Vielmehr werden längere Pausenzeiten bei Antworten von den Benutzern als deutliche Beanspruchung empfunden; zu kurze Antwortzeiten wirken dagegen arbeitsantreibend. Darüber hinaus wird durch die Arbeitsverdichtung und Arbeitsintensivierung der Wegfall entlastender Tätigkeiten, wie bspw. die Beschaffung von Arbeitsmitteln (Aktenordner o. ä.) verursacht. Des weiteren wird der Mensch gleichzeitig mit einem möglichen Kontrollpotential konfrontiert, wodurch nicht nur Arbeitsergebnisse, sondern auch Arbeitsschritte und deren zeitliche Abfolge transparent werden. Dieses Kontrollpotential kann, unabhängig von seiner tatsächlichen Nutzung, als Disziplinierungsinstrument aufgefaßt werden und damit den subjektiven Leistungsdruck bei den Beschäftigten fördern. Die somit dauerhaft bestehende geistige Belastung in Form von ständiger Aufmerksamkeit und Konzentration beansprucht die Psyche des Menschen, und kann zu Streß führen. Dieser tritt immer dann auf, ,,wenn die Arbeitsanforderungen vom Individuum als mit seinen Fähigkeiten, Kenntnissen und Erwartungen nicht übereinstimmend erlebt werden und wenn sie keine oder nur unzureichende Möglichkeiten eröffnen, diesen Zustand des Ungleichgewichts zu beeinflussen oder ganz zu beseitigen”. …


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