Angewandte positive Psychologie

Montag, 27. Februar 2012 - 17:39

“Bei den Maßnahmen [des Arbeitsschutzes] sind der Stand von Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene sowie sonstige gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen.” Darum ist es wichtig, zu verstehen, wie Wissenschaft beeinflusst wird.

In http://tatjanarabe.blog.de/2011/08/23/sommerlektuere-11717310/ schreibt Tatjana Rabe (2012-02-08), dass sie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (Berlin) eine Bachelorarbeit über psychische Belastungen am Arbeitsplatz begutachten darf. Welcher Art von Psychologie wird hier erlaubt, als Maßstab für wissenschaftliches Arbeiten zu gelten? Ein halbes Jahr später beschreibt http://tatjanarabe.blog.de/2012/02/08/ueberforderst-12709118/, wie sie an die Themen Burn-Out und berufliche Überforderung herangeht

Burn-Out und berufliche Überforderung sind Themen, die mir in meiner Arbeit als Karriereberaterin oft begegnen. Dabei sind es meist nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch deren Führungskräfte, die Schwierigkeiten im Umgang mit dieser Situation haben.

Im Rahmen meiner Abschlussarbeit für den NLP-Master beim Institut für angewandte positive Psychologie und der Zertifizierung beim DVNLP habe ich eine Vorgehensweise entwickelt, wie Führungskräfte ihre Mitarbeiter dabei unterstützen können, Stress zu reduzieren und eine gemeinsame Basis zu schaffen, von der aus sie an der Belastung arbeiten können. Sie werden dabei von einem Coach begleitet, der beiden Parteien gleichermaßen zur Seite steht. …

“Überforderst Du Dich auch so wie mich?” ist der Titel der Abschlussarbeit. Das passt zu dem, was man in den Betrieben beobachten kann: Nachdem Arbeitgeber jetzt ihrer Pflicht zum Einbezug der psychischen Belastung in den Arbeitsschutz nicht mehr ganz so leicht wie früher ausweichen können, verlagern Top-Managements ihre Verantwortung (und Haftpflichten?) auf die untere Führungsebene und die “eigenverantwortlichen” Mitarbeiter. Die dürfen dann die Probleme unter sich ausmachen und diskutieren, wer wen überfordert. Nach außen arbeitet das Top-Management vorwiegend daran, darzustellen, wie gut ihr “Gesundheitsmanagement” aussieht. Unternehmenskommunikation statt solides Arbeitsschutz-Handwerk. NLP und positive Psychologie passen wohl ganz gut dazu.

 
http://de.wikipedia.org/wiki/Positive_Psychologie

Während [Martin] Seligmans Forschungsprogramm in den Bereichen Coaching und kommerzielles Motivationstraining auf breite Resonanz stößt, ist es in der akademischen Psychologie umstritten. Die US-amerikanische Autorin Barbara Ehrenreich stellt die Positive Psychologie als wissenschaftlich irrelevant dar und ist der Auffassung, „dass sich der Erfolg der Positiven Psychologie vor allem in Dozentenstellen und Karrierechancen auf dem Coaching-Markt messen lässt: für die Positiven Psychologen selbst“

 
http://www.sueddeutsche.de/kultur/smile-or-die-gegen-die-widerliche-optimismus-industrie-1.995130

Smile or Die
Gegen die widerliche Optimismus-Industrie

02.09.2010, 11:11
Von Jutta Person

In ihrem großartig gepfeffertem Buch “Smile or Die” zerlegt US-Autorin Barbara Ehrenreich eine gigantische Illusion unserer Zeit: das “positive Denken”. …

… Beim positiven Denken ist Glück immer nur Mittel zum Zweck, ein Botenstoff für Erfolg, Leistungsfähigkeit und erhöhte Belastbarkeit, erklärt Ehrenreich. Sie wirbt für einen Realismus, der sich nicht in wolkige Wohlstandsträume flüchtet und das Wort “Opfer” nicht als Tarnkostüm für Feiglinge und Schlappschwänze versteht.

Hier spricht eine ebenso leidenschaftliche wie exakte Kritikerin der New Economy, eine der bekanntesten Journalistinnen der USA, die den “Jeder ist seines Glückes Schmied”-Mythos von seiner Schattenseite her erforscht. …

 
http://www.guardian.co.uk/books/2010/jan/09/barbara-ehrenreich-smile-lucy-ellmann

Smile or Die: How the Relentless Promotion of Positive Thinking Has Undermined America by Barbara Ehrenreich

Lucy Ellmann stoutly supports a passionate refutation of the power of positive thinking

The Guardian, Saturday 9 January 2010

… According to motivator Zig Ziglar, who helps companies such as AT&T bounce all the blame back on to the worker, if something goes wrong, it’s because you didn’t work hard enough or pray effectively. Boo! Boo!

Positive types aren’t just misled, they’re mean. “Negative people suck!” claims one American motivational coach, an exemplar of the “empathy deficit” in positive thinking. The pitiless message to the powerless from all these motivational speakers, megachurch preachers, self-help gurus and other assorted selfishness-sellers is that sad sacks get what they deserve.

Promoting the idea that happiness is within your grasp is in the interests of corporations trying to bamboozle an overworked and underpaid workforce. It’s also favoured by churches trying to get rich quick off the American dream. Ehrenreich traces the fad from Calvinist self-control through Christian Science to blatant assumptions of the holiness of cash. …


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